Der Papst, Österreich, Europa

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Dreimal - 1983, 1988 und 1998 - hat Johannes Paul II. die Alpenrepublik besucht; jedesmal sprach er dabei das Thema "Europa" an.

Europa ist christlich

"Die - trotz aller Krisen und Spaltungen fortbestehende - kulturelle Gemeinsamkeit des europäischen Kontinents ist ohne den Inhalt der christlichen Botschaft nicht zu verstehen. [...] Innerhalb des christlichen Glaubensgutes hat in ganz besonderer Weise das christliche Menschenbild die europäische Kultur mitgeprägt. Die Überzeugung von der Gottebenbildlichkeit des Menschen und von seiner Erlösung durch Jesus Christus, den Menschensohn, hat der Wertschätzung und Würde der menschlichen Person, der Achtung ihres Anspruches auf freie Entfaltung in mitmenschlicher Solidarität ein heilsgeschichtliches Fundament gegeben. So war es auch folgerichtig, dass die Formulierung und Verkündigung der allgemeinen Menschenrechte vom Abendland ausgegangen ist [...] Niemand kann sich der Tatsache verschließen [...], dass die gemeinsame Geschichte Europas nicht nur leuchtende, sondern auch dunkle, schreckliche Züge trägt. [...] Wenn wir uns zu Recht unseres Herrn Jesus Christus und seiner Botschaft rühmen dürfen, so müssen wir andererseits bekennen und dafür um Vergebung bitten, dass wir Christen Schuld auf uns geladen haben - in Gedanken, Worten und Werken und durch tatenloses Gewährenlassen des Unrechts."

Johannes Paul II. am Heldenplatz, Wien, 10. September 1983.

Last der Geschichte

"An diesem Ort, hier in Mauthausen, waren Menschen, die im Namen einer irrsinnigen Ideologie ein ganzes System der Verachtung und des Hasses gegen andere Menschen in Bewegung gesetzt haben. Sie misshandelten grausam ihre Körper und Seelen. Hier setzte man auf den Tod, auf die Vernichtung eines jeden, den man für einen Gegner hielt. Und nicht nur das, auch weil er nur verschieden war; und vielleicht nur, weil er ein Mensch war [...] Aus dieser Erfahrung, eine der schrecklichsten seiner Geschichte, ist Europa besiegt hervorgegangen, besiegt in dem, was sein Erbe, seine Sendung zu sein schien. Die Last des Zweifels hat sich schwer auf die Geschichte der Menschen, der Nationen, der Kontinente gelegt."

Der Papst im ehemaligen KZ Mauthausen, 24. Juni 1988.

Europas Lungen

"In der Vergangenheit oft Brennpunkt europäischer Geschichte, wird Wien nun zum Zentrum vieler Hoffnungen, vor allem für jene Länder, die gerade dabei sind, Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union aufzunehmen. Ich hoffe, dass Schritte gelingen, um den Westen und den Osten dieses Kontinents einander näher zu bringen, jene beiden Lungen, ohne die Europa nicht atmen kann.

Die Verschiedenheit der östlichen und westlichen Traditionen wird die Kultur Europas bereichern sowie durch deren Bewahrung und gegenseitige Ausleuchtung als Grundlage für die ersehnte geistige Erneuerung dienen. Deshalb sollte vielleicht weniger von einer Osterweiterung' als vielmehr von einer Europäisierung' des gesamten Kontinents die Rede sein."

Johannes Paul II. in der Hofburg, Wien, 24. Juni 1998.

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