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Welt muß von Christen lernen
Abschließend sei der zweite Pastoralbesuch Papst Johannes Pauls II. in Österreich erst nach den nächsten Bischofsernennungen zu bewerten, meinen viele. Aber wie sehen vorläufige Urteile aus - etwa der Ungarn, der slowenischen Minderheit in Kärnten, der mit christlich-jüdischem Dialog Befaßten, der Reformierten? *
Abschließend sei der zweite Pastoralbesuch Papst Johannes Pauls II. in Österreich erst nach den nächsten Bischofsernennungen zu bewerten, meinen viele. Aber wie sehen vorläufige Urteile aus - etwa der Ungarn, der slowenischen Minderheit in Kärnten, der mit christlich-jüdischem Dialog Befaßten, der Reformierten? *
Wie steht es um eine Gesellschaft, in der Alter oft wie eine Krankheit betrachtet, Kranke mitunter als Störenfriede gesehen, in welcher Ehen leichtfertig geschlossen und noch leichtfertiger geschieden, in der Zehntausende Kinder- jährlich getötet werden, bevor sie das Licht der Welt erblicken?
Unser ganzer — sogenannter christlicher — europäischer Kontinent bedarf einer Neu-Evange-lisierung.
Wien, Stephansdom, 23. Juni
Die jetzige demokratische Verfassung Ihres Staates und die darin verbürgte freiheitliche Ordnung sind ein kostbares Erbe, das es sorgsam zu hüten und zu entfalten gilt. Trotz des heute vorherrschenden weltanschaulichen Pluralismus ist das Leben in Österreich in vielem noch grundsätzlich durch christliche Werte geprägt.
Die Bemühungen Österreichs um nationalen wie internationalen Frieden als Frucht der Gerechtigkeit, sein Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte, seine Hilfe für viele Flüchtlinge und seine Solidarität mit den großen Problemen der Menschen in der Dritten Welt — all das verdient internationalen Respekt für Ihr Land.
Österreich weiß um seine Chance und seine Aufgabe, Brücke im Herzen Europas zu sein, und unternimmt dafür beispielhafte Anstrengungen im Bereich der Politik und der Kultur.
Unser ganzer europäischer Kontinent bedarf eines schöpferischen Erneuerungsprozesses für ein einiges Europa.
Dienst am Menschen, das ist der Auftrag der Regierenden im Staat. Dies kommt schon im Namen des hohen Ministeramtes zum Ausdruck. Dienst am Menschen ist auch der Auftrag und die Absicht der Kirche und aller wahren Christen, die zu ihr gehören. Je entschiedener die Kirche Gott dient, desto entschiedener dient sie auch den Menschen. Wien, Hofburg, 23. Juni
Das Verhältnis zwischen Juden und Christen hat sich seit dem II. Vatikanischen Konzil und dessen feierlicher Erklärung „Nostra Ae-tate“ wesentlich verändert und verbessert.
Dennoch lastet weiter auf ihnen und auch auf uns die Erinnerung an die Schoah, dem millionenfachen Mord an den Juden in den Vernichtungslagern. Es wäre freilich ungerecht und unwahr, diese unsäglichen Verbrechen dem Christentum anzulasten. Vielmehr zeigt sich hier das grauenvolle Antlitz einer Welt ohne Gott und sogar gegen Gott, deren Vernichtungsabsichten sich erklärtermaßen gegen das jüdische Volk richteten, aber auch gegen den Glauben derer, die in dem Juden Jesus von Nazaret den Erlöser der Welt verehren. Einzelne feierliche Proteste und Appelle ließen solche Absichten nur noch fanatischer werden.
Wir können gegenüber einem so unermeßlichen Leid nicht unempfindlich bleiben.
Der Prozeß der Versöhnung zwischen Juden und Christen muß auf allen Ebenen und Beziehungen zwischen unseren Gemeinschaften mit aller Kraft weitergeführt werden.
Wien, Nuntiatur, 24. Juni
Wohl in keiner anderen Zeit sind bisher durch Technik und Medizin größere Anstrengungen unternommen worden, um menschliches Leben zu verlängern und vor dem Tod zu retten. Gleichzeitig hat aber kaum eine Zeit zuvor so viele Orte und Methoden der Menschenverachtung hervorgebracht wie die unsrige.
Trausdorf, 24. Juni
An diesem Ort, hier in Mauthausen, waren Menschen, die im Namen einer irrsinnigen Ideologie ein ganzes System der Verachtung und des Hasses gegen andere Menschen in Bewegung gesetzt haben. Sie unterzogen sie Folterungen, zerbrachen ihnen die Gebeine, mißhandelten grausam ihre Körper und Seelen: Sie verfolgten ihre Opfer in ihrer Grausamkeit. Ihr Menschen, die ihr furchtbare Qualen erfahren habt, welches ist euer letztes Wort?
Mauthausen, ehemaliges Konzentrationslager, 24. Juni
Die Zukunft braucht Solidarität. Diese aber verlangt Rücksicht, Selbstbescheidung und Offenheit. Von wem sollte die Welt das lernen, wenn nicht von denen, die an Christus glauben.
Lorch/Enns, 25. Juni
Frauen und Männer, tretet für das einmal gezeugte Leben ein, bei euch selbst und in eurem Umkreis, und wertet es höher als jede materielle Einbuße oder eine eventuell notwendige Umstellung eures Lebensstils. Salzburg, Residenzplatz, 26. Juni
Widersetzt euch allem, was eure Geschlechtlichkeit von der Liebe trennen will.
Salzburg, Studentenzentrum, 26. Juni
Hat sich die evangelische Kirche schon genügend der Möglichkeit geöffnet, sich der sakramentalen Gestalt des geistlichen Amtes anzunähern, wie es die Uberlieferung der katholischen Kirche in Ost und West seit den Anfängen als apostolisches Erbe und als Form der apostolischen Nachfolge versteht? Jeder Schritt in diese Richtung würde auch ein Schritt auf die volle eucharistische Einheit sein.
Salzburg, Christuskirche, 26. Juni
Wachsende Sprachlosigkeit zwischen den Generationen, zahlreiche Ehescheidungen, Selbstmorde — auch unter Jugendlichen —, Kampf mit allen Mitteln unter Parteien und Politikern, erbitterte Konfrontation unter den Christen selbst, zynische Kirchenkritik sogar in kircheneigenen Publikationen: Das sind Alarmzeichen dafür, daß Gottes Gebot und die Frohe Botschaft Christi für sehr viele nicht mehr die Grundlage ihres Verhaltens sind.
Innsbruck, Bergisel-Stadion, 27. Juni
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