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Klamauk1984 in Riccione uraufgeführt, benützte Dario Fo in seiner Farce "Elisabetta" die Figur Elisabeth I., insbesondere deren lächerliche, negative Seiten, um politische Mißstände im damaligen Italien aufzuzeigen. Im Wiener Rabenhof weiß man nicht so recht, was man damit anfangen soll. Aktuelle Bezüge sind spärlich, der Versuch, sich an die Mittel der Commedia dell'arte anzulehnen, unzulänglich.

Ernst Kurt Weigels Inszenierung (er nennt sich im Programmheft einsichtig [?] Spielleiter) bemüht sich fast drei Stunden um - letztlich doch nur halblustig bleibenden - Klamauk. Getragen wird der Abend von Grischka Voss. Ihre Elisabeth ist über die Figur einer komischen Alten hinaus auch sehr menschlich. Claudia Sabitzer spielt überdreht und in kaum verständlichem Kauderwelsch eine Quacksalberin.

Annemarie Klinger Klassik Mit "Don Carlos" hat Friedrich Schiller einst die höfisch-aristokratische Tragödienform wiederbelebt. Im St. Pöltener Landestheater wagte sichRegisseur Peter Wolsdorff nun an eine Neuinszenierung des klassischen Stoffes um den jungen Carlos (David Rott), der seine Stiefmutter (Marianne Hamre) liebt und dessen Vater, König Philipp II. von Spanien (Werner Prinz), ihm die Führung eines Heeres in Flandern versagt. Schillers dramatisches Gedicht verlagert sich vom anfänglichen Liebesthema hin zur politischen Tragödie.

In St. Pölten geriet die "Don Carlos"-Inszenierung zu einer recht ordentlichen Interpretation des Werks. Regie und Darsteller harmonieren, das Bühnendekor von Eduard Neversal übt sich in karger, aber sehr gelungener Zurückhaltung.

Matthias Greuling Humor Herzerwärmenden Slapstick mit all den Verrenkungen, in denen sich Menschen üben, wenn sie mit dem anderen Geschlecht in Kommunikation treten wollen, bietet die "dietheater"-Produktion "Das Zimmer" im Wiener Konzerthaus. Die junge Regisseurin Paola Aguilera hat das fast ohne Worte auskommende Stück gemeinsam mit ihrer Mime-Truppe "theaterverein toc" erarbeitet. Humorvoll präsentieren Sabine Friesz, Pilar Aguilera, Clemens Matzka und Christoph Spiess alle möglichen Situationen, von den steifen Ritualen in großer Abendgesellschaft, der Mühseligkeit des Kennenlernens bei lauter Discomusik, dem ersten romantischen Tete-a-Tete bis zum unvermeidlichen Streit. Ein komisch-trauriger Reigen um Berührungsängste, Sehnsüchte, Enttäuschungen und jene gefürchteten Peinlichkeiten, die kaum jemandem fremd sind.

Annemarie Klinger Artifizielles Ein riesiges Ei drehte sich im Halbdunkel an die Rampe, gab ein Schattenspiel frei, die durchsichtig gewordene Hülle wurde aggressiv zerschnitten: So begann in Klagenfurt das Gastspiel des Berliner Ensembles mit Thomas Bernhards "Der Ignorant und der Wahnsinnige". Ins aparte Bühnenbild von Etienne Plus stellte Regisseur Philip Thiedemann eine höchst artifizielle Inszenierung. Da gab es keine Emotionalität, weder von Michael Maertens als psychopathischem Arzt, noch von Maria Happel als Koloraturen karikierende Diva. Einzig Traugott Buhre als fast stummer Alkoholiker gestaltete (mit sparsamen Mitteln) einen Menschen, der Mitgefühl forderte.

Christa Höller

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