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Die Uridee der Rechtsordnung

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Primat des Naturrechts: die Transzendenz des Naturrechts gegenüber dem positiven Recht. Von P. Dr. Josef Funk SVD. St.-Gabrieler Studien, 354 Seiten.

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Primat des Naturrechts: die Transzendenz des Naturrechts gegenüber dem positiven Recht. Von P. Dr. Josef Funk SVD. St.-Gabrieler Studien, 354 Seiten.

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Das Werk beweist, wie sehr sich der Fortgang vertiefter -wissenschaftlicher Forschung in Doktordissertationen vollziehen kann; Funks Buch geht nämlich auf eine Arbeit an der Gregoriania in Rom zur Erlangung des Doktorgrades zurück. In der deutschen Umarbeitung hat der Verfasser seine durch Tiefe wie durch Weite ausgezeichneten, nach der rechtsphilosophischen Seite gehenden Analysen auch in die Rechtstheologie weiterverfolgt. Mancher aus der positivistischen Schule kommende Jurist und Soziologe dürfte in nicht geringes Erstaunen versetzt werden durch die Thesen Funks, wird es aber schwer haben, ihm wirklich zu entgegnen, wenn er nicht einfach die metaphysische Wirklichkeit beiseite schieben will. Seine Hauptthese bezüglich der Transzendenz deutsch vielleicht kurz: Ueberordung des Naturrechts geht dahin, daß, „das Naturrecht gerade auf Grund seiner Transzendenz dem positiven Recht so immanent ist, daß dieses positive Recht ohne ein Naturrecht überhaupt nicht existieren kann und daß das Naturrecht in so enger und bestimmender Weise Lebensgrund des positiven Rechts ist, daß es der undispensierbare Begleiter des positiven Rechts ist von seiner Entstehung bis zu, seiner letzten Vollendung". Wer den theologischen Ausgangspunkt des Verfassers annimmt, wird ihm auch auf den . rechtstheologischen Wegen mit größtem Interesse folgen, auf denen er zum Ergebnis kommt, daß Christus „die Uridee der Rechtsordnung ist" und daß „der Untergrund des Rechts nicht mehr die bloße- konkrete Natur, sondern die von Christus mittels des sakramentalen Charakters und der Gnade durchwirkte konkrete Menschennatur" ist. Im einzelnen bleibt gewiß manches hinsichtlich der Methoden und Perspektiven des Werkes Sache der Diskussion, worauf hier jedoch nicht eingegangen werden kann. Offenbar weil Funk einen umfassenden Begriff der „Natur" zugrunde legt, kommt Thomas von Aquino weniger zu Wort, als in solchen Werken üblich ist, hat doch M. Wittmann nachgewiesen, daß Thomas und mit ihm ein Großteil der Scholastik bei der Wesensanalyse des Naturrechts vorschnell auf das der Vernunft eigene sittlich-rechtliche Apriori zurückgefallen sind, anstatt wie Aibert der Große auf die Gesamtnatur Band XIII. St.-Gabriel-Verlag, Mödling bei Wien. Preis 65 S des Menschen zurückzugreifen, um das „Naturrichtige" zu ermitteln. Jedoch gegenüber den immer wiederholten Versuchen von Juristen und Soziologen, aus Meinungsverschiedenheiten bei katholischen Rechtsphilosophen die Unhaltbarkeit der Naturrechtsidee zu erweisen, betont Funk mit Recht, daß im Grund unter den Katholiken wie sonst so auch in der Naturrechtsauffassung Einigkeit bestehe.

Vom Sinn der Bauformen. Der Weg der abendländischen Architektur. Von Heinrich L ü t z e 1 e r. Dritte, neubearbeitete Auflage. Verlag Herder, Freiburg. 376 Abbildungen. Preis 34.50 DM.

Es will schon etwas besagen, wenn in der fast schon peinlichen Fülle von Werken ähnlicher Themenstellung eine Veröffentlichung so stark sich durchsetzen kann, daß sie in kurzer Zeit mehrere Auflagen erlebt. Das Geheimnis solchen Erfolges liegt wohl vor allem darin, daß der Verfasser sich nicht damit begnügt, einen Formenkatalog vorzulegen, sondern den Sinn dieser Formen aus dem jeweiligen Weltbild heraus erfassen will. Die neue Auflage ist so gründlich auf Grundlage neuester Forschungen durchgearbeitet, daß man fast von einem neuen Werk sprechen kann. Aber die Grundauffassung ist sich gleich geblieben. Demnach ist Architektur eine sinnfällige Ordnungsmacht, ein wichtiger Behelf für das Ringen der Gemeinschaft, ihre Menschenwürde, die heute mehr denn je von chaotischen, seelenlosen Mächten bedroht ist, in immer neuem Versuche zu retten. Architektur ist ein besonders aussagemächtiges Element des jeweiligen Weltbildes, das auch mit der gleichzeitigen Philosophie, Dichtkunst und den herrschenden Wirtschaftsformen parallel sich entwickelt. Um dies aufzuzeigen ist eine außergewöhnliche Kombinationsgabe und eine glücklich witternde Auswahl aus der kaum mehr zu übersehenden Literatur notwendig. Sie ist in der Neuauflage auf völlig neue Grundlagen gestellt und bedeutend vermehrt. Dies gilt naturgemäß besonders für die Kunst der neuesten Zeit, deren zukunftsträchtige Bestrebungen mit Besonnenheit, aber im wesentlichen zustimmend gewertet werden. Einzelne nebensächliche Bedenken, die sich etwa melden möchten, ertrinken in dem prächtig dahinströmenden Verlauf des Ganzen. Die Sprache ist klar und bündig, ohne alle verunklärenden Floskeln und jenen Wust von Fachausdrücken, der die Lektüre solcher, auch geistvoller Arbeiten für viele Schichten der Bevölkerung nicht selten schwer genießbar macht. Die reichen und vortrefflich reproduzierten Bildbeigaben, deren nicht wenige erstmalig veröffentlicht sind, sind besonders sorgfältig in inniger Verbindung mit dem Text gewählt und meist mit aufschlußreichen Beischriften versehen. Das Buch wird vielen den Zugang zu den Kernproblemen architektonischen Schaffens wesentlich erleichtern und die innige Verbindung von Kunst und Leben bewußt werden lassen.

Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band II. Die höfische Literatur. Vorbereitung, Blüte, Ausklang, 1170 bis 1250. Von Helmut de B o o r. Verlag C. H. Beck, München. 435 Seiten. Preis 18.50 DM.

In rascher Folge ist nun dem ersten und fünften Band dieser neuen Gesamtdarstellung der deutschen Literatur der zweite Band aus der Feder des Berliner Altgermanisten Helmut de Boor gefolgt. Die Anlage des Bandes folgt den anläßlich der ersten Bände hervorgehobenen Prinzipien. Wieder ist auf verhältnismäßig knappem Raum das Wesentliche für Stoff- und Problemgeschichte klar herausgestellt. Die Sprache befleißigt sich eines sachlichen Ausdrucks, die Literaturzusammenstellungen am Ende jedes Kapitels ergeben eine rasche Orientierung des benutzten und zur Ergänzung heranzuziehenden Materials. Die enge Verzahnung von formaler und inhaltlicher Problematik muß mit besonderem Lobe bedacht werden. Beide Seiten der hier behandelten Werke kommen in gleicher Weise wohl ausgewogen zu ihrem Recht: der mehr philologische ‘ und der mehr geistesgeschichtliche Blickpunkt. Das ergibt eine innere Harmonie, wie sie bisher nur in ganz wenigen Fällen erreicht wurde. Der Leser bekommt nicht nur den Rohstoff mit. sondern zugleich weiß er auch, worin Sinn und innere Haltung des stofflichen Materials zu suchen sind. Das ist gerade bei Darstellungen der mittelalterlichen Literatur etwas Neues, und man darf dem vorliegenden Band bestätigen, daß er die erste Gesamtdarstellung mittelalterlicher Literatur in Deutschland ist, die, ausgehend vom Tatsächlichen, zu großen inhaltlichen Synthesen aüfsteigt. Das ist kein geringes Verdienst. Wieder darf auch von diesem Band gesagt werden,. daß dem Studenten hier ein Hilfsmittel seines Studiums vorgelegt wird, das, auf der Höhe der gegenwärtigen Forschungslage stehend, ohne Bedenken als Grundlage des Studiums empfohlen werden darf.

Steirische Dichterjugend. In der Reihe „Dichtung der Gegenwart", herausgegeben von Professor Dr. Rudolf Henz und Dr. Alfred Weikert Verlag Stiasny GmbH., Graz-Wien-München, kommen, nach liebevoller Erweckung alten Klassikergutes, nunmehr Band 51—54, je 64 Seiten vier steirische Autoren zu Wort, deren bisheriges Schaffen in Lyrik, Prosa und Laienspiel, vereinzelt auch Drama, wohl durch Zeitung, Rundfunk und Bühne, nicht aber durch eigene Buchveröffentlichungen bekanntgeworden ist. Otto Hofmann-Wellenhoff besorgte die Auswahl und gibt knappe, aber scharf konturierende biographische Hinweise. Irgendwie außerhalb der Reihe steht der besinnlich-idyllische Erzähler Hans Auer „Am Rande stehen", den der Tod noch während des Druckes dieses seines ersten Büchleins im Alter von 56 Jahren ereilte. Die übrigen drei eint das vielsagende Alter: sie sind samt und sonders Jahrgang 1920 bis 1925. Ueber sie sagt der Kommentator zutreffend: „Die Daten sind die üblichen: Schulbank — Arbeitsdienst — Militär. Der Non-stop-Film der Kinder der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts." Vorwiegend mit künstlerischen Konflikten ringen die Skizzen und Verse Hans Lohbergers „R e i m s t und e n des Lebens", starkes religiöses Empfinden strömt aus Wolfgang Arnolds „H err, wohin sollten wir gehn". Der vollste, modernste und zukunftträchtigste, freilich auch zugleich riskanteste und von Nebengeräuschen nicht freie Ton scheint von Alois Hergouth zu kommen; der sehr bezeichnende, eine erregende Antithese zusammenpressende Titel seiner Versammlung: „Neon und Psyche" klingt wie eine Fanfare.

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