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WELTGESCHICHTE IM ÜBERBLICK. Von Karl Meyer. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. J. R. von Šalis. Europa-Verlag, Zürich. 452 Seiten
WELTGESCHICHTE IM ÜBERBLICK. Von Karl Meyer. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. J. R. von Šalis. Europa-Verlag, Zürich. 452 Seiten
Karl Meyer lehrte fast 30 Jahre an der Universität Zürich als Ordinarius für mittelalterliche Geschichte, daneben 20 Jahre an der eidgenössischen Technischen Hochschule allgemeine Geschichte. Das vorliegende Werk ist aus dem Nachlaß herausgegeben, J. R. von Šalis, weit über die Schweiz hinaus bekannt, hat ihm ein Geleitwort geschrieben. Es ist etwas von der Monumentalität und von der großgearteten Resignation Jakob Burckhardts und anderer konservativer Denker Alteuropas in diesen weltgeschichtlichen Betrachtungen, 'die in ihrer Nüchternheit, ihrem Wirklichkeitsernst, abhold jedem falschen Pathos und jeder Verschleierung des Ernstes der Lage des Menschen in der Geschichte, gerade auch den christlichen Leser ansprechen sollten, für den sie nicht gesprochen, nicht geschrieben sind. Karl Meyers tragische Weltanschauung läßt sich mit einigen seiner Worte andeuten:
„Das Antlitz der Weltgeschichte bietet sich uns nicht als fortschrittlicher, sondern als tragischer Aspekt, und indem es sich uns enthüllt, stellt es uns Menschen die Frage: Wollt ihr den Fortschritt? Ihr könnt ihn haben, aber seid euch bewußt, daß der Preis, den ihr für ihn bezahlen müßt, heißt: Verzicht! — Nicht ein Geschenk macht uns die Weltgeschichte, sondern sie stellt uns eine Aufgabe. Werden wir uns ihr gewachsen zeigen? Sind wir stärker geworden an Einsicht, um die unausweichlichen Konflikte zu erkennen, die Zwiespältigkeit aller Entscheidungen einzusehen? Haben wir zugenommen an Tatkraft, um trotz der Ęinsicht in die Fragwürdigkeit jedes Entschlusses die Kraft zum Handeln zu finden? Und sind wir schließlich auch gütiger geworden, um der Versuchung des Mißbrauchs der Kulturgüter, wie er gerade in der Technik so naheliegt, zu widerstehen? Gewiß, der Mensch ist nicht schlechter geworden; aber die Versuchungen, von denen er umgeben ist, sind gewachsen, und daher muß er selbst besser werden!“
Betrachtungen dieser Art, von einem Ethos getragen, daß der Stoa nahesteht, finden sich mehrfach in dieser „Weltgeschichte im Ueberblick“. Sie verdient Beachtung und Besinnung gerade auch von Menschen, die eine andere Weltanschauung haben als der Autor: Es gibt heute eine Entente cordiale der Redlichen, zu der sich gerade der Christ bekennen muß, will er der Gegenwart und Zukunft ins Auge sehen.
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