Rückkehr ins alte Galizien
Vertrautes, Faszinierendes und viel Widersprüchliches auf einer Reise durch den Osten der ehemaligen Donaumonarchie.
Vertrautes, Faszinierendes und viel Widersprüchliches auf einer Reise durch den Osten der ehemaligen Donaumonarchie.
Warst du schon in Galizien?" "Nein, aber ich komme bald dorthin, weil ich den Jakobsweg und Santiago de Compostela kennenlernen will." Galicien - der äußerste Nordwesten Spaniens - ist oft bekannter als das alte österreichische Kronland Galizien, mit dem uns so viel verbindet. Wir stehen trotz unserer geographischen Nähe mit dem Rücken zu Osteuropa und kümmern uns zu wenig um die Entwicklung in der unmittelbaren Nachbarschaft. Dabei gibt es gerade auf dem Gebiet der ehemaligen Monarchie eine Fülle von kulturellen Kostbarkeiten und landschaftlichen Attraktionen.
Wie kommt man nach Galizien? Heute verlässt man von Wien und Olmütz kommend auf einer neuen Umfahrungsstraße bei Teschen die Tschechische Republik und ist damit in Polen, aber noch nicht im ehemaligen Galizien, sondern im östlichen Teil von Österreichisch-Schlesien. Wenn wir nun in Richtung Krakau weiterfahren, beginnt erst in Biala das Kronland Galizien. Biala war 1914 Schauplatz eines Treffens der Karpatendeutschen, bei dem es nicht um überzogenen Nationalismus ging, sondern um die Bewahrung der Identität gegen die Tendenzen der Polonisierung in Galizien und der Magyarisierung in der ungarischen Reichshälfte. Initiator der Zusammenkunft war der Czernowitzer Universitätsprofessor Raimund Friedrich Kaindl, dem auch die Beschreibung des Lebens der Huzulen in Südostgalizien zu verdanken ist.
Größtes Kronland
Von Biala erstreckte sich Galizien bis zum Zbrucz, dem Grenzfluss gegenüber dem Zarenreich. Mit über acht Millionen Einwohnern war Galizien das größte österreichische Kronland, in dem es nicht nur um Landwirtschaft, sondern auch um Industrie ging (zum Beispiel Erdöl in Drohobycz). Bis zum März 1849 wurde von der Hauptstadt Lemberg aus auch die Bukowina verwaltet. Durch das Hügelland geht es weiter nach Wadowice, dem Geburtsort von Johannes Paul II. und dem Marienwallfahrtsort Kalvaria Zebrzydowska. Krakau, die heimliche Hauptstadt Polens, ist so bekannt, dass sich eine nähere Beschreibung hier erübrigt.
Wenn man die Stadt in Richtung Tarnow verlässt, könnte man noch das bedeutende Salzbergwerk Wieliczka besuchen. Architektonisch werden die galizischen Städte vom Hauptplatz, dem Rynek, geprägt. Meist befindet sich in der Mitte des großen Platzes das Rathaus und der Stadtturm. Diese Plätze dienten dem Handel und den großen Wochenmärkten. Schlösser wie Lancut und Krasiczyn gehören heute zu den kulturhistorischen Besonderheiten Südostpolens.
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