Vier grundlegende Herausforderungen

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Thema interreligiöser Dialog

Die grundlegende Herausforderungen fürs Gespräch der Religionen ist die Basis, auf der es allein sinnvoll stattfinden kann: die nicht relativierbare Anerkennung von Menschenrechten und Menschenwürde, inkl. der aktiven wie passiven Religionsfreiheit. Denn auch die westlichen Gesellschaften besitzen ein nicht verhandelbares normatives Fundament, versinken keineswegs im Relativismus.

Die zweite Herausforderung ist das Ziel des religiösen Dialogs, und das sind nicht zuerst die Religionen selbst, sondern ihr Beitrag zur konkreten Humanisierung des Lebens in prekären Zeiten. Es geht "um die Rettung der menschlichen Person, es geht um den rechten Aufbau der menschlichen Gesellschaft“ (Gaudium et spes 3) und was wer dazu beiträgt.

Die dritte Herausforderung ist die Fremdprophetie, die andere Religionen für die eigene unausweichlich darstellen. Die katholische Kirche etwa sagt, sie lehne nicht nur "nichts von alledem ab, was in“ den anderen "Religionen wahr und heilig ist“, sondern sie betrachtet selbst alle jene "Handlungs- und Lebensweisen“, "Vorschriften und Lehren“ anderer Religionen "mit aufrichtigem Ernst“, die "zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet.“ (Nostra aetate 2)

Die letzte und schwierigste Herausforderung aber ist die Konfrontation mit dem eigenen Glauben, die jeder religiöser Dialog bedeutet. Für mich ist das vor allem auch die Konfrontation mit dem Mysterium der Transzendenz, mit der Verborgenheit Gottes, der zwar, wie Christen glauben, sich in Jesus geoffenbart hat, aber eben als Geheimnis der Liebe Gottes zu allen Menschen und als Glaube an die anonyme Anwesenheit Gottes in allen Menschen. Denn Jesus ist als Sohn Gottes der Bruder aller.

Der Autor ist kath. Pastoraltheologe an der Universität Graz

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