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Flaute in Wellen

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Israels Handelsbilanz zeigt ein Manko von zirka 500 Millionen Israel-Pfunden pro Jahr. Der israelische Import besteht teilweise aus Luxusartikeln, die durch das verhältnismäßig hohe Lebensniveau im Lande populär wurden. Der Lebensstandard Israels stieg um zirka 25 Prozent, wogegen die Produktionskapazität ungefähr um 10 bis 15 Prozent gestiegen ist. Israels Wirtschaft wurde nach den Wahlen fast bis an den Abgrund gebracht.

Die ersten Leidtragenden waren die Bauunternehmer und Bauarbeiter. Da sich in den letzten Jahren Israels Einwanderung auf ein Minimum von einigen tausend pro Jahr verringert hat, wurde die Nachfrage für neue Siedlungswohnungen immer kleiner. Die beginnende Wirtschaftskrise verursachte auch eine Krise auf dem privaten Baumarkt. Man nimmt an, daß zirka 5000 Neubauwohnungen auf Privatkäufer warten und weitere 20.000 Wohnungen für Neueinwanderer in den Entwicklungsgebieten leerstehen.

Die Krise ging bald auch auf an-

dere Gebiete über. Besonders leidtragend ist die Textilbranche. Die israelische Textilindustrie vergrößerte ihre Produktionskapazität in den letzten fünf Jahren um weitere 100 Prozent, da Israels Textilprodukte gute Absatzmärkte in einigen europäischen Ländern sowie in Übersee fanden. Doch die israelischen Stoffe wurden verhältnismäßig zu teuer, verschiedene Länder erhöhten ihre Zölle, und Israel war darauf angewiesen, so schnell wie möglich bessere und billigere Stoffe zu produzieren. Diejenigen Fabriken, die den Anforderungen nicht entsprechen konnten, wurde kurzerhand geschlossen, oder ihre Dreischichtenarbeit wurde auf eine Schicht reduziert.

50.000 Arbeitslose

Arbeitsminister Jigal Alon und Finanzminister Pinchas Saplr sind die Urheber dieser neuen Wirtschaftspolitik. Sie sperrten alle Sub- sidien für den Export, der auch eine unrentable Produktion ermöglichte, ein großer Teil der israelischen Schutzzölle wurden aufgehoben, so daß die Industrie auch auf dem Innenmarkt vor eine schwere Konkurrenz gestellt wurde. Dazu kam: Ein Großteil der öffentlichen Arbeiten, die als bessere Notstandsarbeiten galten, wurde eingestellt.

Israel, mit seinen zweieinhalb Millionen Einwohnern, das bis vor einem Jahr an Überbeschäftigung litt, hat heute bereits zirka 50.000 Arbeitslose, und diese Zahl ist immer noch im Steigen begriffen.

Die neue Wirtschaftslinie, die mit solchem Elan begonnen wurde, kam frühzeitig zum Stocken. Als man beginnen wollte, die verschiedenen Ministerien von überflüssigen Angestellten zu säubern, begannen alle Parteien aufzumucken. In den Regierungsbetrieben sowie in den Regierungsstellen und den Fabriken, die sich in öffentlichen Händen befinden, wurden die Arbeitsplätze mehr oder weniger nach einem Parteischlüssel verteilt.

Dieser Tage wurde auch entschieden, daß die Teuerungszulage, die bisher jedes halbe Jahr ausgezahlt wurde, da sich Israel in einer andauernden schleichenden Inflation befindet, nur an die Empfänger der niedrigsten Gehaltsstufen ausgezahlt werden soll. Mit anderen Worten, auch hier wird wieder ein Weg gefunden, um das Lebensniveau durch die nicht vergrößerten Gehälter des Durchschnitts-Israelis zu senken. Israels Wlrtschattsführer betonen, daß nur durch eine „kleine Arbeitslosigkeit“, die zu einer neuen Ankurbelung der Arbeitsmoral führen soll, und durch die allgemeine Senkung des Lebensniveaus die Wirtschaft über Wasser gehalten werden kann.

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