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Forumdiskussion über Motorsport

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Bei Zeltweg in der Steiermark und bei Salzburg wurden heuer Rennstrecken errichtet, die ihre Bewährungsproben bestanden haben. Bedeutende österreichische Firmen und die Kraftfahnerorganisatiomen fördern den Motorsport, unsere Fahrer haben auch im Ausland einen guten Rüi. Eine neue Sportsaison steht bevor. Gründe genug, sich mit dieser Sparte unseres Motorwesens zu befassen. Im Pressekluib Concordia fand kürzlich eine Fonumdiskussdon des österreichischen Au tam obiilsportkliubs (ÖASC) über das Thema „Was würden Sie im Motorsport besser machen?“ statt. An detr mit Routine von Doktor W. Galambos, seines Zeichens Pressechef der Ford-Austria, geleiteten Aussprache beteiligten sich der Präsident des ÖASC, Direktor W. Löwinger, Herren seines Vorstandes, aktive Sportler, Motorjournalisten., hohe Beamte der Exekutive und Behörd en Vertreter, die den österreichischen Motorsport speziell patronisiereruden Firmen (Semperit, Elan, Castro!, BP, Ford) waren ebenfalls zugegen. Löwinger forderte die Anwesenden auf, auch „provokante Fragen“ zu stellen, konkrete Vorschläge zu machen, neue Ideen zu äußern, Anregungen zu geben; zu Beginn drohte die Diskussion sich in der Behandlung von Fragen zu vertieren, die am Kern des Themas vorbeigingen, wie etwa die Kompetenz der Obersten Nationalen Sportkommission (CSK), Armbinden für die Presse bei verschiedenen Anlässen zu verteilen, mit Recht wurde verlangt, daß diese niur jenen Berichterstattern zugänglich sein sollten, die befähigt sind, motorsportliche Ereignisse fachmännisch zu kommentieren. Ebenso berechtigt war die Forderung nach einem ständigen Pressebetreuer. Diesbezüglich wurde vom Vorstand die Zusage gemacht, eine geeignete Persönlichkeit ziu bestellen, um Unzulänglichkeiten, wie sie in der Vergangenheit vorkamen, in Zukunft ziu vermeiden. Der Vorwurf, der Klub lade nicht genug „teuere Fahrer“ zu den von ihm veranstalteten Wettbewerben ein, wurde mit Entschiedenheit zurückgewiesen, in diester Hinsicht werde nicht gespart, aber man behalte sich das Recht vor, gegebenenfalls zu hohe Ansprüche auf ein erträgliches' Maß zu drücken. ' ” '' ’

Mit bemerkenswerter Offenheit wurde über die Finanzgebarung des Klubs Auskunft gegeben und betont, von wieviel Zufälligkeiten (zum Beispiel vom Wetter oder der gleichzeitigen Veranstaltung anderer Wettbewerbe) der Erfolg oder Mißerfolg eines Ereignisses abhängt. Die Frage, wie man möglichst viele Zuschauer interessieren könnte, wurde von verschiedenen Seiten beleuchtet, hier prallten die diversen Ansichten hart aufeinander: Lieber wenige Spitzenfahrer und schwere Wettbewerbsbedingungen oder besser ein breites Feld von vielen Teilnehmern, mit Ausschreibungen, die auch dem weniger Routinierten eine Chance geben? Warum werden nicht Meinungsumfragen diurchgefüihrt, die darüber Auskunft geben könnten, weshalb motorsportliche Veranstaltungen frequentiert oder nicht besucht werden? Gewiß eine gute

Idee, aber die Durchführung kostet Geld, viel Geld sogar.

Kritik wurde auch an der Anlage unserer Rennstrecken, besonders des Salzburgringes, geübt. Dem Wunsch der Industrie nach einer Hochleistungsgeschwindigkeitspiste mußte Rechnung getragen werden, da die Firmen die Anlage für ihre Versuche benötigen, nur so können die Kosten für den Bau hereingebracht weiden. Durch den Einbau von Schikanen, durch Sonderprüfungen könnten die Rennen auf solchen Kursen spannender gestaltet werden, meinten einige Journalisten, im speziellen Fall des Salzburgringes werden diese Anregungen, laut Löwinger, auf fruchtbaren Boden fallen und auch der Forderung eines Überganges zwischen den Boxen und dem Presseraum soll Rechnung getragen werden, diesbezügliche Bau Verhandlungen seien bereits im Gang.

So lebhaft und erfolgversprechend die Debatten auch waren, in einer einzigen Forumsdiskussion kannten natürlich bei weitem nicht alle einschlägigen Fragen behandelt werden. Das wurde von den Teilnehmern auch richtig arkannt und der begrüßenswerte Beschluß gefaßt, in zwei bis drei Monaten und auch später regelmäßig Konferenzen dieser Art zu veranstalten. Bai einer solchen Gelegenheit zum Beispiel müßte einmal die ganz prinzipielle Frage behandelt werden, ob sich der Motorsport, als Ganzes gesehen, nicht auf Abwegen befindet. Diese Meinung äußerte vor einigen Monaten in einem Vortrag Professor Eberan-Eberhorst von der Technischen Hochschule in Wien, der unter anderem darauf hinwies, daß sich die heutigen Rennwagen in einer anderen Richtung entwickeln, als die Gebrauchswagen — früher war dem durchaus nicht so. Auch in der Tagespresse sind sehr vernünftige Ansichten geäußert worden, die Formeltaktik zu ändern, damit das normale Fahrzeug wieder vom Remnbetrieb profitiere. Der Commission Sportive Internationale (CSI) wind mit Recht der Vorwurf gemacht, daß sie ab 1972 die Formel-I dahingehend ändern will, daß der jetzige Hubraum von 3 Litern (ohne Kompressor) auf 4 Liter erweitert wird, ja es sollen sogar unter bestimmten Bedingungen amerikanische Fünflitermotoren zugelassen weiden. Neben der enormen Verteuerung (wer unter den Privatfahrem kann solche Fahrzeuge bezahlen?) stellt sich das Problem: Wie bringt man dann die 550 bis vielleicht 600 PS auf die Straße? Das wären interessante Fragen für das nächste Forum.

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