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Kunst- und Kulturgeschichte

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Linzer Kunstchronik. Von Justus Schmidt. Dritter Teil. Gesamtdarstellung. Herausgegeben von der Stadt Linz. Städtische Sammlungen, 1952.

Kommt es zuweilen vor, daß der Inhalt eines Buches nicht enthält, was ein pompöser Titel verspricht, so ist es in vorliegendem Falle gerade umgekehrt. Statt Kunstchronik sollte es eigentlich Kulturchronik heißen. Gewiß lagen dem Autor, der sich durch sein Monumentalwerk über die Wiener Akademie der Wissenschaften als Kunsthistoriker einen gesicherten Ruf verschaffen konnte, die kunsthistorischen Erörterungen am nächsten. Aber er umfaßt auch das weite Gebiet der Musik, der Dichtkunst, und zwar in einem noch größeren Umfange, da die wörtliche Wiedergabe vieler Originaltexte oft Seiten füllt. Darüber hinaus aber ist auch ein umfassender Ueberblick über die wissenschaftlichen Bestrebungen der einzelnen Perioden geboten. Ferner wird das Schul-, Vereinsund Verlagswesen, das gesellschaftliche Leben eingehend erörtert. Welche Unsumme von Vorarbeiten dafür notwendig war, beweist das lange Register der benützten Archive und Handschriften, Tagebücher und Hauschroniken, die selbstverständlich durch umfassende Literatur ergänzt werden. Es erweist sich, daß Linz in der Kulturgeschichte Oesterreichs einen weit bedeutenderen Rang beanspruchen kann, als bisher angenommen wurde. Im besonderen waren zu allen Zeiten die Wechselbeziehungen zwischen Wien und Linz viel umfassender und gegenseitig anregender, als man vermuten möchte. Eine besonders verdienstvolle Leistung sind Kurzbiographien verschiedener Persönlichkeiten, deren Wirken sonst wenig oder gar. nicht bekannt ist, die aber die großen Konturen der österreichischen Kulturentwicklung wie mit feiner Binnenzeichnung ausfüllen. Aber auch auf allbekannte Geistesgrüßen fällt noch manches aufhellende Streiflicht.

Die Arbeit, das Ergebnis unbändigen Fleißes und außergewöhnlicher Kombinationsgabe, muß von nun an die verläßliche Grundlage für alle Forscher bleiben, die sich mit der Kulturgeschichte von Linz beschäftigen wollen.

Kleine Kunstgeschichte Europas. Mittelalter und Neuzeit. Von Hans Weigert. Europa-Verlag, Zürich-Wien. Preis 10.20 sfr.

Vorliegende Ausführungen sind ein für weite Kreise berechneter Auszug aus dem großen Werk: „Europäische Kunstgeschichte“ des gleichen Ver-

fassers und in der Absicht geschrieben, „in einer Zeit gefährlicher Verflachung und Mechanisierung das Erbe der Kunst wachhalten zu helfen“. Einem gedrängten Ueberblick über die verschiedenen Epochen, deren Meisterwerke und geistesgeschichtliche Grundlagen, schließt sich eine Erörterung' der ikonographischen Probleme der christlichen Kunst und eine wertvolle Erklärung von Fachausdrücken an. Die Sprachweise ist wohltuend klar und jedermann leicht verständlich, hinsichtlich der modernen Kunst objektiv. Die Gegenwart befinde sich in der unglückseligen Rolle des Zauberlehrlings. Einige Einwendungen, die aber den Wert des Buches nicht schmälern wollen, seien nachgetragen. Unter den gotischen Bauten hätte die Stephanskirche in Wien, zumindest der Südturm, Erwähnung verdient. Die Existenz Huberts van Eyck wird von der neuesten Forschung bestritten. Quercia kann man kaum als Hauptmeister des „weichen“ Stiles bezeichnen. Der Name „Nachtwache“ (Rembrandt) ist von fraglicher Berechtigung. Der erste große Entwurf für Schönbrunn wurde schon von Fischer von Erlach in bescheideneren Maßen ausgeführt, nicht erst unter Maria Theresia. Auf Seite 40 ist eine Abbildung der Geburt Christi (Goslaer Evangelia) beschrieben, die beigegebene Bildtafel zeigt aber die Hl. Drei Könige.

Die Kunst der Renaissance. Von Walter P a a t z. Europa-Verlag, Zürich-Wien. Urban-Bücher. Preis 4.80 sfr.

Ein viel bearbeitetes Thema, doch wieder in neuer Schau gegeben, als dankbare Erinnerungsgabe an langjährigen Aufenthalt im kunsthistorischen Institut in Florenz. Ein großer Vorteil des Buches ist die sehr genaue und methodisch klug gewählte Gliederung des Textes, die ein eigenes Register überflüssig macht. Hinsichtlich Raffaels stellt sich der Verfasser mutig auf den Standpunkt Goethes, der im großen Urbinaten ein Urphäno-men menschlicher Schöpferkraft sah. „Wir begeben uns eines unvergleichlichen Wertes, wenn wir nicht lernen, dieses Wissen und diese Verehrung in uns zu neuem Leben zu erwecken.“ Die Ausdrucksweise ist sachlich und auch dem Nicht-fachmann ohne weiteres verständlich. In der Literaturangabe finden sich auch Publikationen, die etwas abseits liegen und dem allgemein Bekannten neue Erkenntnisse zuführen. Das Buch kann von jedem Freunde der italienischen Renaissance mit großem Nutzen gelesen werden.

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