6545600-1947_13_10.jpg
Digital In Arbeit

VON NEUEN BÜCHERN

Werbung
Werbung
Werbung

„Christliche Bewährung.“ Dokumente des Widerstandes der katholischen Kirchen in Deutschland 1933 bis 1945. Von Ferdinand S t r o b e 1. Verlag Otto Walter, Ölten, Schweiz.

Wenn die Tagesereignisse sich überstürzen und Welle auf Welle an die Menschheit heranbrandet, dann ist die Stunde des Standhaltens gekommen. In dieser Situation zeige sich die innere Kraft und der oft verborgene Lebenskern. Als die Kirche in Deutschland sich bewähren mußte und manche Fassade gewaltsam zerschlagen wurde, da ging es um das Letzte, und sie mußte ihre Lebenskraft beweisen. Diese Probe trat nicht nur an die göttliche Institution der Kirche heran, sondern auch an ihre mensch-* liehen Träger. Wie sich diese verhielten und sprachen, dafür wird Zeugnis an Zeugnis gereiht. Es wurden ernste, mahnende und sehr offene Worte geschrieben und gesprochen. Die Bischöfe wie die Kirche in ihrer Gesamtheit haben den Beweis erbracht für ihre innere Kraft und Standhaftigkeit. Wenn auch die meisten Dokumente nur im Auszug vorgelegt sind, so bietet doch jede Seite dieses Buches klare und sichere Dokumente für den Mut und die Un-ersdirockenheit des deutschen Episkopats und des katholischen Volkes in Deutschland.

, Dr. Josef Kopp

„Das astronomische Weltbild der Antike.“ Von Dr. Anton v. Morl. Verlag Rauch, Innsbruck.

Es macht Freude, diese von echt humanistischem Geist getragene, gediegen und fesselnd geschriebene Studie zu lesen. Es wäre aber aufgebracht gewesen, schon im Titel die Stöff-begrenzung auf die erste Entwicklung einer wissenschaftlichen Astronomie unter den joni-sdien Naturphilosophen anzudeuten. Diese Ein-sdiränkung ist insofern gerechtfertigt, als gerade diese Zeit in bisherigen Darstellungen der Geschichte der Astronomie vernachlässigt worden ist, und zwar zu Unrecht, wie die vorliegende Schrift überzeugend nachweist. Es hätte dazu aber weder der Übertreibung bedurft, als ob die genialen Gedankenkonzeptionen jener alten Gelehrten „sich nahezu vollständig deckten“ mit dem modernen astronomischen Weltbild, noch der unzutreffenden Kennzeichnung der hellenistischen Epoche als bloßer Dekadenz. Denn sie schuf dank der fleißigen und keineswegs gedankenarmen Beobachtungs- und Rechenarbeit des Hipparchos und seiner Nachfolger gerade das, was den Joniern bei aller Kühnheit des Denkens fehlte und ihrem Anlauf die Dauerwirkung versagte, nämlich eine durchgebildete Theorie. Im einzelnen erscheint nur die Seite 14 vorgetragene Behauptung unglaubwürdig, die altägyptischen Feldmesser hätten bewußt ihr „Sta-dion“ auf die Länge von Veo Meridiangrad geeicht; die daran anknüpfende Berechnung des Erdumfanges und ihre allzu frappante Übereinstimmung mit modernen Messungen enthält einen Zirkelschluß. — Das Heftchen, welches keine Ansprüche an die mathematischen Kenntnisse des Lesers teilt, w'iird jedem für di Geistesgeschichte Aufgeschlossenen willkommen sein. Vor allem wünschen wir es aber in die Hände von Lehrern der Geschichte und Physik zur Verwertung im Unterricht.

Dr. Konradin Ferrari d'O c c h i e p p o

„Wiener Renaissance.“ Herausgegeben von Hofrat Dr. Otto Rommel. Bellaria-Verlag, Wien, 1947.

Der Wiener Bellaria-Verlag hat seine Buchreihe „Klassiker der Wiener Kultur“ mit dem 464 Seiten starken Band „Wiener Renaissance“ eröffnet. Er vereinigt die bedeutendsten Texte der Wiener Renaissanoeliterarur vom 14. bis zum 16. Jahrhundert (die lateinischen in deutscher Übertragung) und ermöglicht damit zum erstenmal breiteren Kreisen einen Einblick in die Kultur der Renaissance in Wien. Also Neuland, nicht Wiederholung von bereits Bekanntem wird hier erschlossen. Der Band. erbringt den stichhaltigen Beweis, daß Wien „einer der Ursprungsräume der europäischen Renaissance“ ist. Das war bisher nur einem kleinen Kreis Eingeweihter bekannt. Man kannte zwar die österreichische Gotik und das Barock, wußte aber noch sehr wenig von der dazwischen liegenden Epoche. Die Bedeutung dieses Buches läßt sich dahin zusammenfassen: Hier wird zum erstenmal ein neuer Begriff in die gesamtdeutsche Literatur- und Kulturkunde eingeführt und mit Inhalt erfüllt: der Begriff der „Wiener Renaissance“. Das ist eine bedeutende geistesgeschichtliche Tat.

Die klugen und umsichtigen Bearbeiter haben das Gesamtgemälde der Wiener Renaissance zu einem „vielstimmigen Akkord“ gestaltet, dessen Stimmen sich gegenseitig anrufen und antworten. Man begegnet den Dichtern Aneas Silvio, Celtis, Kaiser Maximilian I. und Schmälzl; dem Philosophen Cues; dem ersten europäischen Literaturwissenschaftler Joachim von Watt; den Ge-schiditsschreibern Cuspinian und Lazius. Proben aus den Memoiren der Helene Kottanerin, von den Musikwissenschaftlern Hinderbach, Finck, Bohemus und Hofhaimer sowie den Denkern und Naturwissenschaftlern Steinrcuther, Pointer und Peuerbach ergänzen das Bild. Das Buch ist ein Quellenwcrk, enthält daher in erster Linie Texte. Die Erläuterungen beschränken sich auf eine gut unterriditende Einleitung und eine knappe biographische Vorrede zu den einzelnen Autoren. Der Band ist mit zweiundzwanzig gut ausgeführten Bildern geziert, die durch Porträts, Handschriftenproben, Titelblätter und Städteansichten die Lebendigkeit des Buches steigern. Keineswegs antiquarische Gelehrsamkeit, sondern tiefsinnige Gedanken und farbiges Leben darbietend, verdient dieses Buch den vollen Beifall der Kenner und der literarisch und kultur- wie musikgeschichtlich interessierten Kreise.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung