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Praxis der Psychotherapie

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Nachdem eine Sammlung der Werke C. G. Jungs bisher nur in englischer Sprache erschienen war, ist es ganz besonders zu begrüßen, daß sich der Rascher-Verlag entschlossen hat, C. G. Jungs „Gesammelte Werke“ herauszugeben. Die Gesamtausgabe wird 18 bis 20 Bände umfassen. Als erster ist der 16. Band unter dem Titel „Praxis der Psychotherapie“ erschienen.

Er ist in zwei Teile gegliedert. Der erste enthält eine Reihe von Publikationen aus den Jahren 1930 bis 1950, die sich mit allgemeinen Problemen der Psychotherapie, wie „Was ist Psychotherapie“, „Grundfragen der Psychotherapie“, „Probleme der Psychotherapie“ und „Psychotherapie und Weltanschauung“, auseinandersetzen. Der zweite Teil enthält drei Arbeiten, die speziellen Fragen der Psychotherapie gewidmet sind: „Der Wert des Abreagierens“, „Die praktische Verwendbarkeit der Traumanalyse“ und, als Kernstück des Buches, „Die Psychologie der Uebertragung“.

Ein Teil dieser Arbeiten ist bisher nur in medizinischen Fachzeitschriften — zwei davon nur in englischer Sprache und mußten von den Herausgebern aus dem englischen Originaltext übersetzt werden — erschienen, und werden somit erstmals einem breiteren Publikum zugänglich.

In dem gleichen Bestreben haben die Herausgeber auch die zahlreichen lateinischen und griechischen Zitate ins Deutsche übertragen lassen, ein Vorgehen, das im Interesse eines breiteren Leserkreises sehr zu begrüßen ist, aber leider nicht immer eingehalten wurde und aus der gleichen Intention heraus auch auf die Zitate in modernen Fremdsprachen bei der Herausgabe der folgenden Bände ausgedehnt werden sollte.

Zum leichteren Auffinden der Hinweise in den Fußnoten, die sich auf verschiedene Bände der „Gesammelten Werke“ beziehen, wurden die Paragraphen, entsprechend den „Collected Works“, laufend numeriert. Da es aber einige Zeit dauern wird, ehe alle Bände erschienen sind, findet man auch Hinweise auf die Seitenzahlen schon bestehender Einzelausgaben der Werke C. G. Jungs.

Aus den Schriften zu den allgemeinen Fragen der Psychotherapie, die alle einer besonderen Würdigung bedürften, soll nur die prägnante Definition der Neurose hervorgehoben werden. C. G. Jung sieht in der Neurose „die Diskrepanz zwischen bewußter Haltung und unbewußter Tendenz“. Mit letzterer setzt er sich vor allem in dem Kernstück des Bandes „der Psychologie der Uebertragung“ auseinander. Es geht ihm darum, zu zeigen, daß dieses Phänomen zwischen Patient und Arzt nicht als einseitig in seiner Richtung aufgefaßt werden darf, sondern ob seiner Gegen- und Wechselseitigkeit auch vom Arzt den Einsatz des ganzen Menschen verlangt, was für den letzteren nicht selten Gefahren in sich birgt, weshalb es zu den Grundforderungen Jungs gehört, daß jeder Arzt, der echte Psychotherapie ausübt, selbst analysiert sein soll. (Es muß, da nicht hinlänglich bekannt, an dieser Stelle erwähnt werden, daß Freuds gleichlautende Forderung auf die Anregung von Jung zurückgeht.)

An Hand eines alchemistischen Traktates — dessen Symbolik C. G. Jung auf seelische Phänomene zurückführt — weist er nach, daß aber diese unbewußten Kräfte auf beiden Seiten nicht nur über das hinausgehen, was Freud gefunden hat, sondern auch heute nur erst in Bildern und Gleichnissen faßbar sind, aber „an den Grenzen der Logik hört zwar die Wissenschaft auf, nicht aber die Natur, die auch dort blüht, wohin noch keine Theorie gedrungen ist“.

Schlag nach. Natur. Mensch, Tier, Pflanze. Herausgegeben und bearbeitet .von Hans N i c k 1 i s c h mit der naturwissenschaftlichen Fachredaktion des

Bibliographischen Instituts Mannheim. 796 Seiten. Preis 16.80 DM.

Wer der in dem Titel dieses Buches ausgesprochenen Aufforderung Folge leistet, wird alsbald nach einem flüchtigen Durchblättern feststellen können, daß er es mit einem gänzlich neuartigen Typ eines Nachschlagewerkes zu tun hat. Hier ist nämlich nicht, wie in den herkömmlichen Lexika, alles Wissenswerte über Mensch, Tier und Pflanze nach dem Abc aufgeschlüsselt, sondern die schier unübersehbaren Einzeltatsachen sind unter großen Gesichtspunkten zusammengefaßt und werden durch eine Unmenge von Tabellen, Uebersichten und Anmerkungen knapp und anschaulich erläutert. Das “Auffinden derselben erleichtert ein umfangreiches Register am Ende des Buches. Als besonders gelungen müssen die mehr als 500 Schemabilder im Text und die gut ausgewählten Photos auf 36 Kunstdrucktafeln angesprochen werden. Diese hervorragende Bebilderung und die Bevorzugung praktischer Fragen des alltäglichen Lebens machen dieses sehr preiswerte Nachschlagewerk zu einer ebenso instruktiven wie unterhaltsamen Lektüre, an der außer Lehrern und Studenten auch alle Freunde der Natur ihre helle Freude haben werden. H. B.

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