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Unter falscher Flagge

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So wie man vor 1914 den Krieg für überlebt und unmöglich . hielt, was Norman Angell in seiner klugen Schrift „Die falsche Rechnung” und Staatsrat Bloch in einem zehnbändigen Werk haargenau bewiesen, hielt man selbst nach den beiden Weltkriegen Religionskriege für immer verschwunden. Man hat sich wieder geirrt. Der UNO, die dazu gegründet wurde, um „Bedrohungen des Friedens zu beseitigen” (Art. 1/1), den

In Indien fing es an

Mit dem bisher quantitativ größten Religionskrieg zwischen Hindus und Muslims bei der Teilung Indiens fing es an. Mit dem Bruch des Versprechens einer Volksabstimmung an die Mohammedaner Kaschmirs, mit .dem.-; Eroberung.- ! : dzuggegen & die Muslimen Haidarabads und die Chri-. stem Goas, der Unterdrückung der Unabhängigkeitsbewegung der christlichen Nagas wurde es fortgesetzt. Seither gab es im Sudan den Völkermord der mohammedanischen Araber gegen die christlichen und animistischen Neger des Südens; in Nigerien den bekannteren der mohammedanischen Hausas gegen die christlichen Ibos; in Ägypten den langsameren Würgetod gegen die christlichen Kopten; die langsame öder heftige Vertreibung der meist Christlichen Weißen, die offene oder verschämte der Missionen aus den

„Respekt für Menschenrechte und für die Grundrechte der Freiheit ohne Unterschied von Rasse, Geschlecht, Sprache oder Glauben” zu verbreiten (Art. 1/3) und zu sichern (Art. 13, 1, c), „die allgemeine Achtung vor ihnen zu verbreiten” (Art. 55, c), besonders in den Schutzländem (Art. 96, c) — dieser UNO war es vorbehalten, Religionskriege, vielleicht unversehens, wieder zu beleben — oder wenigstens zu dulden.

entkolonisierten Ländern Afrikas und Asiens; und schließlich den offen erklärten und geschürten Krieg gegen die weißen Christen, von Angola bis zum Kap.

Man mag behaupten, daß alle diese Kriege und Bürgerkriege mit Religion nichts zu tun haben, Dennoch ist nicht zu übersehen, daß sie em.es gemeinsam haben: sie richten sich durchweg gegen Andersgläubige. Meist sind, wie vor einem Jahrtausend, Mohammedaner die Angreifer. Nicht, weil es gegen Christen geht, vielleicht nicht, weil sie Hindus sind, eben meist Christen. Gegen die Inder, vielleicht nicht, weil sie Hindus sind, sondern weil sie in Ostafrika eine ähnliche Wirtschaftsrolle spielen wie es die Juden in Osteuropa taten und die Chinesen in Südasien tun. Es ist aber keine Entschuldigung für Chrd- stenverfolgungen, daß sie sich meist,

aber durchaus nicht immer, gegen Weiße richten. Nicht nur Religions-, sondern auch Rassenverfolgungen werden von der UNO bekämpft, allerdings nur mit Worten. Rassendünkel ist unabhängig von der Hautfarbe zu bekämpfen. Liberien verweigert jedem Braunen, Gelben und Weißen, auch wenn er durch Generationen im Land lebt, Bürger- und Wahlrecht, während Rhodesiens Stimmrecht keinen Unterschied der Rasse kennt, sondern nur an jedem erreichbare Bildungs- und Erwerbsbedingungen knüpft. Aber gegen Rhodesien verhängt die UNO Sanktionen, und Liberien maßt sich unter dem Beifall der UNO die Klägerrolle gegen den Rassismus Südafrikas an.

Der „dumme” Krieg im Nahen Osten

Es ist vielleicht nicht ganz gleichgültig, daß 90 Prozent all er Bildung und. 95 Prozent aller Straßen, Bahnen, Minen, Dämme, Fabriken in Afrika den Weißen zu verdanken waren. Verdienste und Bildung und Wirtschaft sollten doch gewisse Rechte geben und gegen Vertreibung schützen. Statt dessen nur Vorwürfe und Angriffe. Der Kampf gegen die Weißen hat aber die „befreiten” Länder trotz aller Nationalisierungen und Konfiskationen nicht reicher, sondern um viele Billionen ärmer gemacht, die Weltwirtschaft um so viel geschädigt. Die neuen Religionskriege, auch , wenn sie nicht die Religion im Schilde führen, sind ebenso

Duldung ist Förderung

Nachdem, was das Ausland nicht sehen will, die Zurücksetzung der Neger in den USA in das Gegenteil umgeschlagen hat, möchte eine kleine, aber laute und gewaltsame Gruppe derselben einen Bürgerkrieg unter der religiösen Tarnung als Muslims entfachen, um die Vorteile einer toleranten Verfassung auszunützen, die sie bekämpfen. Die Nachfolger von Malcolm predigen den Religionskrieg gegen die Weißen, und ein schwarzer Boxer tarnt sich als mohammedanischer Priester, um sich vom Militärdienst zu drük- ken.

Die UNO aber — die nur mehr eine Minorität christlicher Staaten hat — schürt den Guerillakrieg gegen die Christen, indem sie von Rotchina bis. Tansania Dutzende von-; Mörderschulen duldet und deren Absolventen ein Diplom als „Freiheitskämpfer” verleiht. Keiner der so geschulten Mörder und Räuber ist ein Christ, aber 90 Prozent ihrer Opfer aller Farben sind Christen. Es gab Religionskriege mit weniger deutlicher Rollenverteilung.

Lassen wir uns nicht dadurch täuschen, daß die Religionskriege unserer Zeit die religiösen Banner verstecken und verleugnen. Die Rollenverteilung ist nicht zu übersehen. Das macht diese Kriege doch in den Augen vieler verwerflicher. Und diese Augen sind zu öffnen.

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