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Entwurf einer neuen Dogmatik
MYSTERIUM SALUTIS. GrundriB heilsgeschichtlicher Dogmatik, herausgegeben von Johannes F einer und Magnus Lchrer, BAND I: DIE GRUNDLAGEN HEILSGESCHICHTLICHER DOGMATIK. Benzinger-Veriag, Einsiedeln-Zurich-Koln.
MYSTERIUM SALUTIS. GrundriB heilsgeschichtlicher Dogmatik, herausgegeben von Johannes F einer und Magnus Lchrer, BAND I: DIE GRUNDLAGEN HEILSGESCHICHTLICHER DOGMATIK. Benzinger-Veriag, Einsiedeln-Zurich-Koln.
Das Unbehagen fiber die traditio- nelle Schultheologie und ihre schola- stisch-spekulative Methode hat be- reits vor vielen Jahren dazu gefuhrt, daB nach einem Neuansatz gesucht wurde. So enschienen besonders in Frankreich, im deutschen und nie- derlandischen Sprachraum mehrere Werke, in denen dogmatische The- men zum Beispiel vom kerygmati- schen, dialektischen, personal-exi- stentiellen, anthropologischen und pastoralen Blickpunkt neu iiberdacht und dangestellt wurden. Diese Be- trachtungsweisen waren gewiB voll- auf berechtigt, und sie werden auch weiterhin beriicksichtigt werden miissen, aber sie betonten eher einen Teilaspekt und brachten kaum eine allumfassende Emeuerung. Allmah- lich aber setzte sich die Erkenntnis durch, daB die Dogmatik nur dann von Grund auf in ihrem ganzen Um- fang erneuert werden kann, wenn sie sich wieder auf das Heils- geschichtliche konzentriert, wie dies auch die Kirchenvater getan haben. Ein erster Versuch liegt nun mit diesem ersten Band vor, in dem die Grundlagen einer solchen heils- geschichtlichen Dogmatik erlautert werden. Geplant sind noch vier Bande, fiir die insgesamt 50 aner- kannte TheOlogen besonders aus dem deutschen, franzosischen und niederlandischen Sprachraum ge- wonnen werden konnten. Dieser
Band erfullt nicht nur viele Wunsche, sondern geht tsogar weit fiber die Erwartungen hinaus. Die Mitarbeiter, wie A. Darlapp, H. Fries, P. Lengsfeld, H. Haag, G. Hasenhiittl, J. Feiner, M. Lbhrer, A. Stenzel, B. Studer, Karl Rahner, J. Trfitsch, A. Pfammatter und G. Sbhngen, bur- gen fiir die Griindlichkeit und den neuzeitlichen Oharakter des Werkes. Es verdient Erwahnung, daB hier zum erstenmal in einer Dogmatik auch die Kunst behandelt wird. In dem hervorragenden Beitrag H. Urs von Balthasars — aufregendste und anregendste Lektiire fiir Theologen, Liturgiker, mit Kirchenbau beauf- tragte Seelsorger, Laien und besonders Kunstler — finden sich zwei sehr beachtenswerte Gedanken: die biblischen Formen wie Parabel, Gleichnis und Symbol besitzen eine maximale Ausdruckskraft, biiBen aber durch Abstraktion an theolo- gischem Gehalt ein; femer: linkische Techniken, die den Ausdruck erst finden, sagen im Christlichen mehr aus als technisch vollendete Werke (Seite 711 und 719).
Im Gegensatz zu zahlreichen Handbiichern der traditionellen Schultheologie, die nur in seltenen Fallen (zum Beispiel im Traktat fiber die Gnade oder die Sakramente) das zentrale Heilshandeln Gottes durch- blicken lassen, aber sonst dem Benfitzer zumeist abstrakte Defini- tionen und intellektualistisch abge- faBte Thesen vermitteln, ist das vorliegende Werk zur Ganze auf die gottliche Darbietung des Hells und die Antwort des Menschen gerichtet, und zwar jeweils in einer umfassen- den Schau, welche die Vergangenheit (Gottes Initiative), das Heute (Ver- gegenwartigung) und die Zukunft (Eschatologie) umspannt. Im Mittel- punkt steht daher immer die durch-
greifende Ohristozentrik und damit verbunden die Betonung des ekkle- siOlogischen und eschatologischen Moments. Gleichzeitig aber werden die oben erwahnten Gesichtspunkte mitberficksichtigt, besonders die kerygmatischen, anthropologischen, personal-existentiellen und pastoralen Anliegen. Neben der bibeltheo- logischen Grundlegung isit die 6ku- menische Besinnung ebenso wesent- lich wie die Wegbereitung zum Dialog mit der evangelischen und ortho- doxen Theologie und mit der nicht- christlichen Welt. Es ist deshalb zu begrfiBen, daB hier auch ein kurzer Exkurs uber die orthodoxe Theologie (Andre de Halleux) enthalten ist. Obwohl der vorliegende Band einen betrachtlichen Urnfang aufweist, sind die Erlauterungen in einer klar verstandlichen Sprache und zugleich in einer personlich ansprechenden Weise abgefaBt. Viele Anregungen aus vorherigen Einzelveroftent- lichungen und zahlreiche Gedanken, die auch das Konzil entweder for- miulierte oder hat anklingen lassen, finden sich hier in einer allumfas- senden Gesamtdogmatik systema- tisch geordnet wieder. Es ist ein kiihner, aber gelungener Entwurf, der Anfang einer neuen und doch traditionstreuen Gesamtdarstellung, die auch in die Zukunft weist.
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