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Zum Thema Theologie und Kirche

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DER PFARRGEMEINDERAT ALS GESAMTKIRCHLICHE AUFGABE. Von Hans Schroer, Trier. Paulinus-Verlag. S 83.80, DM 4.50.

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DER PFARRGEMEINDERAT ALS GESAMTKIRCHLICHE AUFGABE. Von Hans Schroer, Trier. Paulinus-Verlag. S 83.80, DM 4.50.

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Wenn im Lexikon für Theologie und Kirche, Ausgabe 1891, noch zu lesen war: „Ein Laienpriester-tum kann im Ernst von niemandem behauptet werden. Es ist ein Zeichen großer Geschmacklosigkeit und exegetischer Verirrung, aus 1. Petr. 2, 9, ,Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk', ein solches zu konstruieren“, so kann man leicht begreifen, daß in einem solchen Denkmodell kein rechter Platz für eine aktive Mitarbeit und Mitverantwortung der Laien für die Pfarrgemeinde vorhanden war. Wenn seit Pius XI. das Apostolait der Laien vorzüglich noch als Teilnahme am hierarchischen Apostolat definiert wurde, so hat das Zweite Vatikanum erklärt, daß jeder Christ schon allein als Getaufter und Geflrm-ter mit dem Apostolat betraut ist und einer ausdrücklichen Sendung dazu gar nicht bedarf. Wenn diese Sicht in der Kirche und im kirchlichen Denken immer mehr zum Tragen kommt, wird der Pfarrgemeinderat, dessen Grundlegung, Aufbau und Funktion von Schroer mit großer Sachkenntnis dargestellt wird, zur vollen Wirksamkeit gelangen, nämlich „Be-ratungs- und Aktionszentrum“ für d e n zu sein, dem die Leitung der Gemeinde übertragen wurde. Für die Gründung oder für den weiteren Ausbau eines schon bestehenden Pfarrgemeinderates wird Schroer Buch eine unentbehrliche Hilfe sein.

POPULORUM PROGRESSIO. Aufbruch der Kirche? Von Jörg Bopp.96 Seiten. Lebendiges Wissen. Kohlhammer-Verlag, Stutt-gart-Berlin-Köln-Mainz. Kartoniert DM 6.80.

Unter der These, daß weltanschauliche Autorität ohne sachgebundene Autorität heute in der Gefahr steht, unwirksam zu bleiben, isit diese Arbeit der Versuch einer kritischen Analyse zentraler Aussagen der Enzyklika Populorum progressio. Den Vergleichspunkt liefern Arbeiten von Experten für Entwicklungshilfe und die Resolutionen der Konferenz für Kirche und Gesellschaft vom ökumenischen Rat der Kirchen vom Juli 1960 in Genf.

Neben einer Würdigung einer Leistung der Enzyklika für ein neues Friedensverständnis als einer gerechten sozio-ökono-mischen Organisation der Welt, wird an Hand konkreter Probleme wie Revolution, Geburtenkontrolle, internationale Entwicklungshilfe usw. zu zeigen versucht, wie vor allem das Festhalten an „traditionellen harmo-nistischen Sozialmodellen“, die politische Ethik des Lehramtes daran hindern, sich den Notwendigkeiten der Gegenwart zu stellen. Kriterium für die Qualität kirchlicher Verlautbarungen zu öffentlichen Fragen dürfe nicht nur der gute Wille, sondern müsse ihre Sachgemäßheit sein.

DIE KIRCHE, EINE BETRACHTUNG. Von Henri de Lubac. Johannes-Verlag, 1968. 341 Seiten, fr 35.—.

Mit der Übertragung und Herausgabe der gesammelten theologischen Schriften des großen französischen Jesuitentheologen Henri de Lubac, durch seinen Schüler und Freund Urs von Balthasar, beginnt sich eine für den deutschen Leser seit langem fühlbare Lücke zu schließen. De Lubac, in Freundschaft verbunden mit Blondel und Teilhard de Chiardin (seine Korrespondenz hat er in den letzten Jahren in zehn Bänden herausgegeben), gehört zu den Vätern jener Bewegung in der französischen katholischen Theologie, die sich aus dem Rückgriff auf die Theologie der Väter und der Bibel sowie aus der Inanspruchnahme der zeitgenössischen Philosophie für die Interpretation der Glaubenswahrheiten wesentliche Anstöße erwartete und damit zu den Initiatoren der größten Wandlung der Theologie seit der Barockzeit wurden.

Der erste Band der gesammelten Schriften „Die Kirche“ ist keine Abhandlung und will kein Lehrbuch sein. Es ist eine Betrachtung. Wer die Kirchenkonstitution des Vaticanum II kennt, der ahnt, wie weilt hier bereits (1952) wesentliche Anliegen des Konzils vorweggenommen sind. Faszinierend ist, wie de Lubac aus intimster Kenntnis der Tradition der Väter, herauf bis in die Gegenwart ein Bild der Kirche entwirft, das auch unsere Situation trifft. Dieses Buch — geschrieben mit glühendem Herzen — aus einem Geist, der die Quellen der Jahrtausende schöpft, könnte helfen, jene Brücken zu schlagen, die geschaffen werden müssen, hinüber zu einer lebendigen, den Menschen ergreifenden Theologie der Kirche, als Zeirhen der in unserer Welt angekommenen Gnade Got tes.

DIE SITUATION DES BRUDER BERUFES HEUTE. Von Dietrich Wiederkehr. Mitarbeiter und Partner. Rex-Verlag, Luzern-München 1968. S 213.-, DM 12.80.

Der Autor hat in diesem Band chen acht Beiträge verschiedener Ordensleute zum Problem des Bruderberufes in den männlichen Orden zusammengefaßt. Diese Arbeit scheint uns aus verschie' denen Gründen verdienstvoll zu sein, weil hier viele Gedanken zur nachkonziliaren Ordensform geboten werden. Ausgehend von der Situation der Ordensbrüder heute, schreitet die Darstellung zu einem historischen Bild des Werdens und der Wandlung des Bruderberufes weiter, um das theologische Leitbild für diesen Beruf zu erarbeiten. In diesem Beitrag wie in den folgenden „Zur spirituellen Erziehung der Brüder in Postulat und Noviziat in apostolischen Gemeinschaften“ sehen wir die wichtigsten Beiträge dieses Bändchens. Die folgenden Beiträge über Auswahl und Ausbildung der Brüder sowie über deren Weiterbildung und Einsatz ergänzen die Darlegungen. Aus dem Ganzen wird ersichtlich, daß es um eine wirkliche Neubesinnung und Vertiefung des Verständnisses für den Bruderberuf geht. Wurde früher die Aufnahme solcher Berufe nur unter dem individuellen Gesichtspunkt des Sich-Gott-Weihens und der Erlangung der Vollkommenheit gesehen und wurde die Arbeitsleistung der Bruderberufe kaum in die geistliche Berufung einbezogen, so erkennt man jetzt, daß das gesamte Leben der Brüder in einem Orden von der Spiritualität des Apostolates her betrachtet werden muß und daß die von den Brüdern geleistete Arbeit nicht einzig und allein als Hilfsdienst für die Priester Im Orden aufgefaßt werden darf. Es hat also auch die Arbeit der Brüder einen spirituellen und apostolischen Eigenwert. Daraus ergilbt sich ganz von selbst eine Neuorientierung sowohl für die Auswahl der Bruderberufe als auch für die Ausbildung derselben. A. Schrott SJ.

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