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Aus Erleuchtungen von Arthur Rimbaud
MORGENDAMMERUNG
Ich haba die Sommermorgendämmerung geküfjt.
Nichts bewegte sich noch an der Stirn der Paläste, Das Wasser war fof. Das Heer der Schatten verließ die Waldesstraße noch nicht. Im Gehen weckte ich den ersten lauen, lebendigen Hauch; die Edelsteine schauten und Flügel hoben sich ohne Laut.
Als Erstes geschah mir, daß auf dem vom jungen fahlen Glanz erfüllten Pfade eine Blume mir ihren Namen sagte.
Ich lachte am Wasserfall, der wild quer über die Tannen sprang: auf der silbernen Höhe erkannt' ich die Göttin.
Da hob ich ihre Schleier nach und nach. Im Baumgang, als ich die Arme bewegte. In der Ebene, wo ich sie dem Hahn verriet. In der großen Stadt entfloh sie mir zwischen die Türme und Dome —, ich lief wie ein Bettler auf den Marmordämmen und jagte hinter ihr her. Auf der Höhe der Straße, bei einem Lorbeerwald, fing ich sie im Berg ihrer Schleier und ahnfe einen Augenblick lang ihren unendlichen Leib. Die Morgendämmerung und ihr Kind sanken am Waldesgrund nieder. Beim Erwachen war es Mittag.
BLÜTEN
Von einer goldnen Sfufe — zwischen Seidenschnüren, Gazagowebe, sanftem, grünem Samt und jenen Sternen von Kristall, die an der Sonne so wie Bronzen dunkeln — seh' ich auf einem Teppich von Silberfäden, Aug und Haar den blauen Kelch erblühn. —
Achate, goldbesät, blutfarbne Pfeiler, die den Dom der Waldsmaragde fragen, atlassne weiße Sträuße und Garben von Rubin bewachen rings die Lilie des Sees. —
Verlockt von Meer und Himmel, gleichwie von einem Gotf mit großen blauen Augen und schneeiger Gestalt drängen sich auf den Marmorrampen die jungen starken Rosen. —
SÄTZE
Wenn die Welt nur noch ein dunkler Wald ist für unsere vier staunenden Augen — zwei gläubigen Kindern ein Meeresgesfade — ein Haus voll Mjsik unserer leuchtenden Liebe — dann such ich dich auf.
Ist hier unten nur ein aller Mann noch, ruhig und schön, umgeben von seltsamsten Frachten — dann knie ich vor dir.
Doch bin ich, die du erträumtes), die weiß, dich in Fessel zu schlagen — dann erstick' ich dich.
Wenn wir sehr stark sind — wer weicht zurück? Sehr heifer — wen lachte man aus? Sind wir böse — was fängt man dann mit uns an? Schmückt euch, tanzt, lachtl Ich kann die LIEBE nicht zum Fenster hinauswerfen,
Meine Gefährtin, du Bettlerin, ungeheuerliches Kind, wie gleichgültig isf dir das alles; Arme und Arbeiter und meine Quall
Schließ dich uns an mif deiner unglaublichen Stimme, deiner Stimme!, dem einzigen Loblied in seichter Verzweiflung.
Ein grauer Morgen im Juli. Geschmack von Asche fliegt durch die Luft — Geruch vom Holz, das im Herde schwitzt — versengte Blüten — zerfi-etene Wege — das Rieseln der Gräben durch die Felder — warum nicht schon Spielzeug und Weihrauch?
Ich spannte Seile von Jurm zu Turm — Girlanden von Fenster zu Fensfer — goldene
Ketten von Stern zu Stern — und ich.tanze.
Der hohe Weiher raucht unaufhörlich. Welche Hexe steigt zum Sonnenunfergangsweiß? Welches violene Laubwerk sinkt nieder?
Während die öffentlichen .Gelder bei Verbrüderungsfesten hinschmalzen, läutet eine rosige Feuerglocke im Gewölk,
Mit freundlichem Duft von chinesischer Tusche tauf sanft sch.varzsr Staub auf meine
nächtliche Wacht. — Ich dämpfe da* Lieht meines Kronleuchters, ich werf mich aufs Bett
und, der Seite des Schaftens zugewandt, seh ich euch, meine Mädchen, meine Königinnen!
Eine Kaskade rauscht hinter Opern-Hütten. Girandolen hängen in den Obstgärten und den Alleen am mäandrischen Bach. Das Rot und das Grün des Sonnenuntergangs. Horazi-sche Nymphen in Empirefrisuren. Plumpe Sibirier und Boucher-Chinesen.
ÜBERTRAGEN VON HERMEN VON KLEEBORN
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