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Die oberösterreichische Baufibel

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In den letzten Jahren sind in Süddeutschland und auch bei uns etliche „Baufibeln“ erschienen, wÄ auch in Nordwestdeutschland eifrig an einer solchen gearbeitet wird. Das ist erfreulich, weil es Besinnung auf heimatliche Werte, Behütung und Neugestaltung guten bodenständigen Bauens und wertvolle Beratung für alle Bauhandwerker bedeutet.

Der steirischen ist nun auch eine oberösterreichische Baufibel gefolgt, deren erster Band besonders für die volkskundliche Hausforschung, wie sie in Österreich vor mehr als fünfzig Jahren namentlich von Rudolf M e-ringer auf wissenschaftliche Bahnen gelenkt worden ist, wertvolle und zum Teil auch ganz neue Erkenntnisse aufschließt. Besonders die hier aufgezeigten Zusammenhänge der Haus- und Hof- mit den agrarischen Wirtschaftsformen zeigen neue Blickrichtungen, wenn sie auch im einzelnen vielleicht nicht ganz unwidersprochen bleiben werden. Die außerordentlich genaue, auf die verborgensten Einzelheiten gerichtete Darstellung aller Konstruktionen in Dach und Wand, die durchdringende Kenntnis aller bäuerlichen Wirtschaftseinrichtungen, aber auch mancher fein abgelauschter Werksgeheimnisse der Zimmerer und Bauleute, macht dieses reichhaltige Buch wertvoll für jeden Erforscher der Sied-lungs- und Agrargeschichte, aber auch für die gesamte Hausforschung. Der Verfasser, Architekt Rudolf Heckl (Gmunden), der den Band, reichlich gefördert vom oberösterreichischen Landesbaudirektor Hofrat Diplomingenieur Alfred Sighartner, in jahrelanger Arbeit und in aufopfernder Hingabe geschaffen hat, ist nicht nur ein wohlerfahrener Baufachmann, sondern ein ebenso gründlicher Wirtschaftsforscher und unter den jüngeren Hausforschern zur Zeit wohl der rührigste in Österreich. Jede Seite, jedes Bild, jede Karte sowie jeder Grund- und Aufriß erzählen von diesem sehr reichen und gründlichen Wissen und vom heiligen Ernst des Verfassers. Eine bewundernswert, durchaus selber erwanderte Landeskenntnis bis in die entlegensten Winkeln und eine ebenso tiefe Heimatliebe macht dieses Buch zu einem Heimatbuch ersten Ranges.

übrigens nicht nur für Oberösterreich, das wir zu diesem Werk aufrichtig beglückwünschen, sondern auch für alle Nachbarländer. Denn es umfaßt auch den gesamten Traungau, das ganze Salzkammergut, einschließlich des Ausseerlandes sowie die gesamte „Eisen-wurzen“ und die angrenzenden böhmischen und niederösterreichischen Gebiete. Uberzeugende Beispiele und Gegenbeispiele, klare Darsteljung nicht nur der alten, sondern auch der neuzeitlichen Baustoffe und Bauformen werden das Werk für jeden Heimatpfleger und für jeden Hausforscher unentbehrlich machen. Uber das Ganze könnte man den vom Verfasser wiederholt eindringlidi begründeten Mahnspruch schreiben: „Wer baut, schafft ein Stück Heimat oder er zerstört es ...“

Univ.-Prof. Dr. Viktor von Ger am b

Tiere der Wildnis. Von E. Thompson-Set o n. Verlag Waldheim-Eberle, Wien. 224 Seiten.

Seit einem halben Jahrhundert sind die Tierbücher Thompsons die Freude der Jugend. Diese aus dem Erleben der Wälder und Prärien des amerikanischen Westens und feiner Naturbeachtung mit einem guten Schuß maßvoller Romantik geschaffenen Erzählungen haben den Autor überlebt und werden noch eine Weile ihre Anziehungskraft für eine Jugend, die sich einen guten Geschmack bewahrt hat, behalten. Diese Uberzeugung hat wohl den Wiener Verlag bewogen, den 1916 zum erstenmal in dem Stuttgarter Verlagshaus Franckh erschienenen Band „Tiere der

Wildnis“ neu zu edieren. Der Band gehört leider nicht zu den besten Thompson-Büchern; das Ausgeschriebensein des auf einem begrenzten Erzählertypus abgestellten Mannes äußert sich darin. Immerhin überragt auch dieser Band viele der Tierbücher, die den Jugendschriftenmarkt bevölkern. — Die Ausstattung des Buches, in dem Stil der Stuttgarter Thomson-Ausgaben gehalten, ist tadellos. Dr. F. Greiffenburger

Kaspar Decurtins. Der Löwe von Truns. Von Karl Fry. Thomas-Verlag, Zürich 1949. 264 Seiten, Leinen sfr 14.80.'

Die Gestalten der bedeutenden Männer, die vor dem ersten Weltkrieg in schwerem Zweifrontenkampf gegen den herrschenden Liberalismus, der seine wirtschaftliche und politische Ubermacht auch kulturpolitisch zu .ützen verstand, sowie gegen das Unverständnis in den eigenen, von Rationalismus und Josephinismus angekränkelten Reihen sich abmühten, eine religiöse, sittliche und soziale Erneuerung ihres Volkes herbeizuführen oder doch vorzubereiten, sind vielen schon schattenhaft und undeutlich geworden. Und doch läßt sich die Gegenwart und die Besonderheit ihrer Probleme nur begreifen, wenn man die ihr vorangehende Zeit kennt, mit den Persönlichkeiten und Ideen, die sie charakterisieren, sich vertraut macht. Kaspar Decurtins ist einer der großen Vorkämpfer der christlichsozialen Reform und der christlidien Demokratie. Sein Name weckte starkes Echo weit über die Grenzen seiner Schweiz hinaus. Er stand mit allen hervorragenden Reformern und Politikern seiner Zeit in persönlichem Gedankenaustausch. Der vorliegende erste Band der anregend geschriebenen Biographie reichnet die Persönlichkeit und den Politiker, der zweite Band wird dem Sozialreformer gelten. Wir freuen uns aufrichtig, daß die Schweiz ihrem großen Sohne dieses literarische und historische Denkmal setzt und beglückwünschen sie zu diesem Werk, das jeder zu beachten hat, der sich für die Lebensfragen Mitteleuropas interessiert. In Österreich steht eine wissenschaftliche Darstellung seiner großen Männer noch aus, die nicht nur Freunde und Kampfgefährten des Löwen von Truns, sondern oft auch sein Vorbild waren. Wie Decurtins in der Schweiz, so haben sie in Österreich Fundamente gelegt und Wege gebahnt, die der Gegenwart zugute kommen.

Richard Schmitz

Pfarre und Laie. Ein Beitrag zum Problem der Großstadtseelsorge. Von Karl Lechner. Verlag Herder, Wien. 85 Seiten.

Mit tiefer christlicher Freude liest man dieses Büchlein. Mit Freude deswegen, weil hier ein Laie zu rein theologischen und seelsorglichen Fragen spricht mit einer genauen Kenntnis der einschlägigen modernen Literatur und lebendigem Glaubenswissen aus Schrift und Dogma. Und mit einer großen Liebe zur Pfarre. Die niedergelegten Erkenntnisse sind zugleich die Frucht fünfundzwanzigjähriger aktiver Mitarbeit am kirchlichen Leben. Somit ist diese Schrift ein Zeugnis unserer Zeit: daß der Laie in der Kirche erwacht und mündig geworden ist. Die quälende Sorge um das Reich Gottes ist dem Laien gleiches Anliegen geworden wie dem Priester. Er ist ein durchaus ebenbürtiger Gesprächspartner geworden, wie diese Schrift erweist. Der aus bewußter Haltung lebende Christ hat eigentlich die innere Verpflichtung, sich für

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