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Aus dem Jahrhundert des deutschen Geistes

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Deutsches Lesebuch. Herausgegeben von Hugo von Hofmannsthal. S.-Fischer-Verlag, 1952. 456 Seiten

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Deutsches Lesebuch. Herausgegeben von Hugo von Hofmannsthal. S.-Fischer-Verlag, 1952. 456 Seiten

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Die beiden schönen dunkelgrünen Leinenbände der Bremer Presse vom Jahr 1923 sind 6eit vielen Jahren vergriffen, und mancher Ältere mag nach ihnen gesucht und bedauert haben, daß er diese einzigartige Auswahl deutscher Prosastücke aus dem „Jahrhundert de6 deutschen Geistes“ (1750 bi6 1850) nicht in die Hand Jüngerer legen konnte. Der S.- Fischer-Verlag hat es gewagt, da6 „Deutsche Lesebuch“ in einem Band, preiswert und in hoher Auflage, neu herauszugeben, und wir wünschen diesem Werk viele aufmerksame Leser. Man müßte, um das Anliegen des Herausgebers zu verdeutlichen, das ganze Vorwort wiedergeben, in dem sich Hofmannsthal als der schöpferische Konservative, als der Bewahrer eines reichen kulturellen Erbes, erweist. Einen solchen Reichtum, wie er in diesem Buch vereinigt ist, fanden vor Zeiten alte und junge Menschen in ihrem Kalender und in den verschiedenen Almanachen. „Und sie hätten nicht sagen können und zu 6agen vermocht, ob es das immer wieder Neue war, das sie daran anzog, oder das immer wieder Alte, und ob 6ie das suchten, was ihnen schon ewig vertraut war, oder da6, was sie ewig befremdete“.

Freilich, die geistige Lage hat 6ich seither verändert, aber es war ein Vertrauen auf die Tragfähigkeit der tieferen Schichten, die damals — bald nach dem ersten Weltkrieg — den Dichter bewog, ein solche Sammlung in die Hände der deutschsprachigen Leser zu legen, und auch wir heute meinen, daß damit nicht nur unserem Erbe, sondern auch unserer Gegenwart ein guter Dienst erwiesen wird. Mehr noch als die wählerische Hand des Dichters, die man bei solchen Gelegenheiten zu rühmen pflegt, möchten wir die eminente Sachkenntnis des Herausgebers hervorheben. Nur ein wahrhaft „Gebildeter“ war imstande, aus der unübersehbaren Fülle deutscher Prosa zwischen 1750 und 1850 eine so gehaltvolle und repräsentative Auswahl zu treffen. Nennen wir nur einige Autoren, die meist nur am Rande der „Literatur“ — im engeren Sinn — angesiedelt sind und die nicht nur Wesentliches auszusagen haben, sondern auch bedeutende Prosaisten waren: Rabener, Lichtenberg, Justus Möser, Winckelmann, Herder, Maler Müller, Hamann, Jung-Stilling, Ulrich Bräker, Lavater, Kant, K. Fh. Moritz, Förster, Johannes von Müller, Solger, Fichte, Schleiermacher, Hegel, Alexander von Humboldt, Freiherr von Stein, Johannes Müller, J. W. Ritter, Creuzer, Savigny, Steffens, Ph. O. Runge, die Brüder Grimm, Varnhagen von Ense, Clausewitz, Schinkel, Gentz, Görres, Ranke, Fallmerayer, Moltke. Burckhardt, Feuchtersieben, Brehm, Gervinus, Mommsen, Bachofen und andere.

Die Ausstattung ist — wenn man den niedrigen Preis berücksichtigt — gut. Unter dem bescheidenen Schutzumschlag birgt sich ein geschmackvoller moderner Ganzleinenband.

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