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Zusammenhänge und Verbindungen

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DIE NATURALE MEDITATION. Von

Philipp Dessauer. Kösel-Verlag, München. 140 Seiten. Preis 7.80 DM.

Es gibt viel mehr Heilige, das heißt gottschauende Christen in der Vollendung, als heiliggesprochene Heilige in der Kirche; es gibt mehr Mystiker, die nicht literarisch begabt sind, als Mystiker, denen es durch Gottes Auftrag und die natürliche Wortbegabung erlaubt ist, vom inneren Leben mit Gott Zeugnis zu geben; es gibt wenige, die echte Meditation zustande bringen-, weil es sehr wenige Menschen gibt, die begabt sind, die Meditation zu lehren. Philipp Dessauer kann es — auf 140 Seiten! Dieses erste Bändchen über „naturale Meditation“ — ein zweites wird über die „christliche“ Meditation handeln — wird manchem Leser eine Offenbarung sein: daß er gar nicht so weit vom Wesentlichen entfernt sich aufhält. Manch einer ist längst aufmerksam auf sich selbst und auf die innere und äußere Welt „gesammelt“ und wußte es nicht — oder wußte damit nichts anzufangen. Für solche .-.Erfehirene““ liefert Dessauer die Bewußtseinformen und -for-meln. Wer bisher „Konzentration“ (die jeder zu seiner Berufsausübung braucht) mit „Sammlung“ verwechselte und dadurch an der eigentlichen Meditation vorbeilief, lernt hier, wie man langsam auf die eigene Mitte sich vorbereitet und zu ihr gelangt.

Zwar wird für dieses schwere „Herzwerk“ Geduld gefordert und Zeithaben (deren jeder so viel hat, als er sich eben nimmt!). Denn nur dann weitet sich für unser Bewußtsein der Innenraum aus, wenn wir die rechten Abstände bedenken, in denen alles geschaffen ist, von uns aber durch Abstraktionen verkürzt und durch Ängste zerknäult wird. Mit der Grundstimmung, die vom „Leitfadengleichnis“ des Vivekananda (im letzten Kapitel des Buches berichtet) verlangt wird, müßte der Leser und der zur Übung Gewillte beginnen. In der Umgebung der Manager und Automaten ist es schwierig, sich wieder als einen Menschen zu finden und menschlich zu leben.

Dieses Büchlein kann man nicht besprechen, nur empfehlen. Im übrigen warten wir auf den zweiten Teil, in dem auch Klärung der viel Verwirrung und Verwechslung stiftenden zugehörigen Fragen versprochen wurde (zum Beispiel außerchristliche Meditationsformen, therapeutische Meditation, Meditation und Mystik).

MYTHEN, TRÄUME UND MYSTERIEN.

Von Mircea Eliade. Übersetzt von Michael Benedikt und Matthias V e-r e n o.-.Reihe „Wort .und Ant.wort“,JBd(.25,. Otto-Müller-Verlag, Salzburg. 344 Seiten. Pteis 14.70 DM.

In neun Kapiteln untersucht Eliade nach verschiedenen religionshistorischen Gesichtspunkten das Problem unserer Zeit Auch unsere Gegenwart versucht, wie alle vergangenen Geschichtszeiten, mythisch die Zeit zu bewältigen, zwar in vermummten Bildern. Um der „profanen“ Zeit zu entgehen und in die großen Perioden, in die „paradiesische“ Zeit, in das „Illud tempus“ regenerierend einzugehen, entdeckt Eliade für uns den Starkult, aber auch die Sucht, Romane lesen und allerlei Schauspiele miterleben zu wollen. Im Kapitel „Religiöse

Symbolik“ wird der interessante Versuch unternommen, uns selbst durch einen Wechsel der Perspektive für uns sichtbar zu machen: es wird versucht, das Problem der Angst, wie es im Abendlande erlebt wird, mit den Augen eines nichtchristlichen Orientalen oder eines Primitiven sichtbar zu machen. Dieser methodische Spiegel ist sehr heilsam und könnte auch für aridere abendländische Kapitel verwendet werden. Dieses Buch ist vor allem auch Laien zu empfehlen, die nach Zusammenhängen und Verbindungslinien zwischen Gegenwart und Vergangenheit suchen.

DER GEHEIMNISVOLLE KLUB. Von

G. K. Chesterton. Ins Deutsche übertragen von Rudolf N u 11. Th. Knaur Nachf., München. 186 Seiten.

In den „Klub seltsamer Berufe“ kann aufgenommen werden, wer etwas gänzlich Neues zu seinem Beruf erwählt und von diesem Beruf leben kann. Zum Beispiel kann man eine ..Agentur für romantische Abenteuer“ eröffnen; oder man erfindet ene „Tanzsprache“, oder man läßt sich engagieren, Menschen von einer Verabredung abzuhalten — es gibt viele Möglichkeiten. Allerdings scheint stillschweigende Voraussetzung, daß die Mitglieder dieses geheimnisvollen Klubs eher exzentrisch als bürgerlich, eher genial als talentiert sein müssen. Chesterton erzählt sechs Geschichten, in denen sein Basil Grant mit dem Herzen und mit Gerechtigkeit den Detektiv spielt. Eine heitere Lektüre, bei der liebevoll geblufft wird — zu keinem anderen Zweck, als uns die Augen zu öffnen für unsere Dummheit und für die grotesken Formen des menschlichen Zusammenlebens.

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