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Aden wackelt
Die 1967 nach langen blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Rebellen der beiden Unabhängigkeitsparteien „Front für die Befreiung des besetzten Südjemen“ (FLOSY) und „Nationale Befreiungs-Front“ (NLF) und den britischen Kolonial truppen selbständig gewordene „Volksrepublik Südjemen“ kommt nicht zur Ruhe.
Die 1967 nach langen blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Rebellen der beiden Unabhängigkeitsparteien „Front für die Befreiung des besetzten Südjemen“ (FLOSY) und „Nationale Befreiungs-Front“ (NLF) und den britischen Kolonial truppen selbständig gewordene „Volksrepublik Südjemen“ kommt nicht zur Ruhe.
In Aden an der Macht befindet sich seit Juni 1969 jedenfalls eine Gruppe blutjunger NLF-Funktionäre, die teilweise gerade von der Schulbank kamen, mit extrem linksgerichteter marxistisch-leninistischer Ausrichtung. Sie bescherten dem Land eine beispiellose Terrorherrsch'aft und machten in der bis dahin außerordentlich vielschichtigen Bevölke- rüngs- und Gesellschaftsstruktur des „arabischen Hinterhofes“ alles gleich — vor allem leiden alle den gleichen Hunger.
Die Engländer verweigerten, nach einer einmaligen 60-Millionen-Pfund- Zuwendung, jede weitere Hilfe. Russen und Chinesen zeigen die kalte Schulter und schicken nicht einmal die in solchen Fällen obligatorischen alten Waffen. Für die kommunistischen Weltmächte ist der Kleinstaat erst nach einer Wiedereröffnung des Suezkanals interessant.
Die früher in der Kraterstadt, nach dem gegenüberliegenden Dschibuti der heißeste Ort der Erde, ansässigen Jemeniten, Afrikaner, Inder und Juden sind längst emigriert. Mit ihrem Exodus sank das früher blühende Wirtschaftsleben des Freihafens auf den Nullpunkt. Die Schließung des Suezkanals führte dazu, daß die internationale Schiffahrt zwischen Asien und Europa auf Aden als Bunkerplatz verzichten mußte. Rund zwanzigtausend bei der britischen Kolonialmacht, im Hafenbetrieb und in dien Brdölraffinerieainlagen beschäftigte einheimische Arbeiter ver loren ihren Job und fallen der leeren Staatskasse zur Last.
Halten konnten sich die NLF- Radikalisten, die eine verschwindende Minderheit der Bevölkerung hinter sich haben, nur infolge eines geheimen Abkommens mit der ehemaligen südarabischen Förderationsarmee.
Diese Zusammenarbeit scheint inzwischen jedoch nur noch schlecht und recht zu funktionieren. Viele Offiziere - desertierten, aus Unzufriedenheit mit den politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen, zu der vom nordjemenitischen Ta’is aus operierenden oppositionellen FLOSY des früheren Aden-Chefmdnisters Abdel Kaui el-Makkaui. Die anderen gehören, neben den Regierungsfunktionären, zwar nach wie vor zur privilegierten Schicht der „Volksrepublik“. Doch je länger die wirtschaftliche Flaute dauert, um so mehr leiden auch sie unter der unhaltbaren finanziellen Situation. Ein Militärputsch wild daher immer wahrscheinlicher.
Seit Februar droht auch wieder akute äußere Gefahr. Das früher von autonomen Duodezscheichs beherrschte Hinterland Wird unruhiger. Dessen Bewohner sehnen sich zurück nach der in der Rückschau verhältnismäßig glücklich erscheinenden Vergangenheit. In Ta’is aber wartet die FLOSY 'auf die Rückkehr. Die Regierung der „Arabischen Republik Jemen“ betrachtet die radikale Entwicklung in dem Nachbarland mit großer Sorge und fürchtet eine Einflußnahme der Sowjets oder Rotchinesen in Aden. Aus diesem Grund entschloß sie sich zur politischen und finanziellen Unterstützung der FLOSY-Opposition. Deren Führung erhält seit kurzem jemenitische Gelder zur Anwerbung von Freiwilligen.
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