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Lampen per Flugpost

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Wieder einmal lösten für einen Augenblick ausgestreckte Hände die geballten Fäuste ab, die der Friedensorganisation ihr Gepräge geben. Die „Fiedging Conference 1970“ wurde abgehalten, um wenigstens Versprechungen für den „UNO-Kapital-Entwiok-lungsfonds“ zu erhalten.

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Wieder einmal lösten für einen Augenblick ausgestreckte Hände die geballten Fäuste ab, die der Friedensorganisation ihr Gepräge geben. Die „Fiedging Conference 1970“ wurde abgehalten, um wenigstens Versprechungen für den „UNO-Kapital-Entwiok-lungsfonds“ zu erhalten.

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U Thants befürwortende Einleitung und Einladung klang nicht sehr hoffnungsvoll. Von den 3,4 Millionen Dollar, von denen 90 Prozent gar nicht konvertierbar sind (also eine Art finanzieller Selbstfriedigung darstellen), sind überhaupt nur 1,4 Millionen eingezahlt worden. Die großen Spender hielten sich abseits. Es droht der UNO eine Blamage, obwohl doch der „Fonds eine höchst wertvolle Rolle in der Beschaffung von Kapital für nützliche Projekte darstellen würde, die auf keine Unterstützung von bestehenden Leih- und Anlageinstituten rechnen könnten“ (U Thant).

Am Leiter des Fonds liegt das gewiß nicht, denn das ist der 80jährige Paul Hoffmann, einer der ältesten, tüchtigsten und beliebtesten Funktionäre der UNO — auch bei jenen Ländern beliebt, die Weiße nur lieben, wenn sie ein Füllhorn in Händen halten.

Der Pessimismus des Generalsekretärs mag doch den Mitgliedern auf die Nerven gegangen sein, denn die Sitzung klang wie eine Auktion, bei der man sich zu überbieten suchte. Die UdSSR, die immer mit dem geringsten Aufwand den größten Effekt zu erzielen weiß, nahm zwar den Mund sehr voll, spendete aber dann nur 2,7 Millionen Rubel, was zum offiziellen Kurs 3 Millionen Dollar nahekommt, an Kaufkraft aber nur etwas mehr als 1 Million erreicht. Tanzania, das große Summen aus der Konfiskation weißen und braunen (indischen) Vermögens profitiert hat, versprach verhältnismäßig unvergleichlich mehr, nämlich 0,6 Millionen, doppelt so viel wie das ölreiche Saudi-Arabien, während das reichere Kenia sich mit einem,Zehntel, nämlich 70.000 Dollar begnügte.

Daneben nahmen sich die 1,8 Millionen Dollar. Österreichs wie eine

Riesensumme aus. Sie wurden von der einzigen anwesenden Dame versprochen, die daran wenigstens die vernünftige Bedingung knüpfte, daß das Geld für industrielle Entwicklung verwendet werde. Immerhin war das fast soviel, wie das erheblich reichere Australien (2 Millionen) gab. Die Schweiz, gar nicht Mitglied, wollte sich nicht lumpen lassen und versprach sogar die unerhörte Summe von 3,75 Millionen für 1971, 4,2 Millionen für 1972; die kleine Schweiz leistet somit mehr als die riesengroße Sowjetunion, die mit ihrem Anhang die UNO beherrschte.

Ja, wenn man wüßte, daß das Geld für das Wohl der Völker und nicht nur für Macht und Glanz der Führer verwendet würde! Neureiche, auch wenn es Regierungen sind, wissen mit vom Himmel gefallenem Geld oft nicht recht und richtig umzugehen. So ist Zambia durch konfisziertes Kupfer reich geworden, das Fremde aus dem Boden herausgruben. Um andere afrikanische Staaten, die es zu einer Tagung gegen Südafrika einlud, durch den neuen Reichtum zu blenden, wurden zahllose prunkvolle Gebäude und Villen errichtet und nicht gerade leichte Lampenständer für die Straßenbeleuchtung mit Flugpost aus Amerika bezogen. Die Kosten wurden zwar verheimlicht, eine Schätzung von mehr als 200 Millionen Dollar wurde aber unwidersprochen gelassen. Verschwendung, die sich auch in den teuren Büros der Missionen und Wohnungen ihrer Mitglieder im nicht gerade billigen New York widerspiegelt, ladet nicht zur Freigebigkeit ein. Sie rechtfertigt eher das treffende Wort, das die „Auslandshilfe“ als das bezeichnet, was die Armen der reichen Länder den Reichen der armen Länder schenken...

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