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Consensus Austriae

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Wichtige Dokumentation iyr österreichischen Nation

Georg Wagner ist einer jener Österreicher, die auch während jener „Tausend Jahre” nie die rotweiß-rote Fahne gestrichen hätten. Diese gab es nämlich — und ihre Zahl war gar nicht so gering. Mögen es auch andere Geisteskinder - Kinder eines anderen Geistes -verstanden haben, sich in den vergangenen vierzig Jahren wieder in den Vordergrund der Bühne zu drängen. Wohin dieses Treiben führt, haben wir ja kürzlich alle erlebt.

Die Erlebnisse seiner Jugend haben Georg Wagners Studienziel und Berufsweg entscheidend bestimmt. Als Absolvent des „Instituts für österreichische Geschichtsforschung” stellte er seine Forschungen immer wieder in den Dienst der wissenschaftlichen Festigung der österreichischen Staatsidee, ihrer bundesstaatlichen Grundlagen und ihrer modernen Ausprägung im Bekenntnis zur österreichischen Nation.

Neben seiner Lehrtätigkeit als Dozent, später als a. o. Professor an der Universität Wien, und dem Aufbau der Gesellschaft „pro austria” war er auch publizistisch emsig tätig und bestrebt, das literarische Rüstzeug für einen wahren Consensus Austriae unseren Mitbürgern und vor allem unserer Jugend zur Verfügung zu stellen. Erinnert sei nur an das Buch „Österreich. Von der Staatsidee zum Nationalbewußtsein” (FURCHE 25/1982).

Nunmehr ist ein neues seiner Werke vorzustellen. Wiederum handelt es sich um eine Dokumentation zur Zeitgeschichte und zur Bundesstaatstradition, deren erster Band nun vorliegt.

Der Autor hat darin mit einem Fleiß sondergleichen, und ausgestattet mit einem profunden Wissen, alles zusammengetragen, was an Dokumenten und Enuntiatio-nen, an Bildern und Affichen den Weg Österreichs durch nunmehr vier Jahrzehnte der Zweiten Republik anschaulich in Erinnerung zu rufen versteht.

Auszüge aus Zeitungen und Büchern geben Auskunft über das geistige Ringen, welches den steilen Aufstieg aus nicht nur materieller Not, sondern vielfach auch aus geistiger Orientierungslosigkeit begleitet hat.

Insgesamt fügen sich die einzelnen Bruchstücke zu einer großen Synthese: eben zu dem geistigen Fundament, auf dem unsere Republik ruht und auch weiterhin ruhen wird — wenn man mutwillige oder auch unbedachte Hände davon abhält, es wieder zu untergraben.

Ein wichtiges, ein wertvolles Buch, jedoch keine leicht zu entschlüsselnde Lektüre. Mitunter verliert man sich ein wenig vor lauter Bäumen in dem Wald. Was der Rezensent vermißt, ist ein Leitfaden, der dem interessierten Leser hilft, den Weg zu gesuchten Texten zu finden. Doch halt, er soll angeblich in dem zweiten Band, dessen Erscheinen noch für 1985 erwartet wird, für das Gesamtwerk zu finden sein. Man wird sich seiner gewiß gerne bedienen.

ÖSTERREICH - ZWEITE REPUBLIK. Zeitgeschichte und Bundesstaatstradition. Eine Dokumentation mit Kommentaren Band I. Von Georg Wagner. 4 Karten und 96 Abb. 669 Seiten. Österreichischer Kulturverlag Thaur/Tirol - Wien, 1983.

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