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Die Angst vor der Roboterschwemme

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Heute erreicht Österreich gerade eine Roboterdichte, die Japan schon vor zehn Jahren erreicht hatte. Hierzulande vollzieht sich der technologische Wandel langsamer.

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Heute erreicht Österreich gerade eine Roboterdichte, die Japan schon vor zehn Jahren erreicht hatte. Hierzulande vollzieht sich der technologische Wandel langsamer.

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Roboter — ein Traum von der menschenähnlichen Maschine, dem die Menschen schon seit der Antike nachgehangen sind. Heute wird dieser Traum in der industriellen Welt Wirklichkeit: Apparate ersetzen den Menschen in der Produktion. Manche Tätigkeiten werden von Robotern besser als von Menschen erledigt.

Zweifellos hat der Mensch seit Beginn der Industrialisierung laufend Funktionen an Maschinen abgegeben: Künstliche Energie ersetzte ihn weitgehend als Energielieferanten, Arbeitsmaschinen übernahmen einen Großteil der Werkzeugführung. Uberall dort jedoch, wo man aufgrund von Erfahrung und Lagebeurteilung je nach den Gegebenheiten unterschiedlich reagieren mußte, war der Mensch unersetzbar geblieben.

Nunmehr sind die Industrieroboter auch imstande, solche Aufgaben zu bewältigen. In der Untersuchung „Industrieroboter in Österreich" werden sie folgendermaßen gekennzeichnet: „Handhabungsgeräte ... die infolge von Programmierbarkeit ein hohes Maß an Flexibilität aufweisen ..."

Roboter können überall dort eingesetzt werden, wo es bisher Lücken in der Automatisation gab; sie leisten wertvolle Dienste auch bei Klein- und Mittelserien.

International sind sie sehr unterschiedlich verbreitet. Roboterpionier ist Japan mit 13.000 Stück, gefolgt von den USA (9.000), Deutschland (3.500) und Großbritannien (1.000). In Osterreich gab es 1983 erst 85 solche Geräte. Bezogen auf die Zahl der Beschäftigten erreicht Österreich damit eine Roboterdichte, die Japan vor zehn, die USA vor sechs und Deutschland vor vier Jahren erreicht hatten.

Und welche Entwicklung zeichnet sich ab? Mit verschiedenen Methoden versucht die Studie die voraussichtliche Entwicklung abzustecken: Die Tätigkeit von maximal 38.000 Beschäftigten könnte von bereits heute verfügbaren Robotern übernommen werden. Ihre Zahl würde in diesem Fall zwischen 7.500 und 12.500 liegen. Realistisch ist aber eine Zahl von 5.000 bis zur Jahrtausendwende.

Nach diesen allgemeinen Uber-legungen geht die Studie der Frage nach, welche Auswirkungen die Einführung von Robotern am Arbeitsplatz hat. In fünf österreichischen Unternehmen wurden die Erfahrungen studiert:

Zunächst einmal ist festzuhalten, daß der Robotereinsatz vielfach die äußeren Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter verbessert und vor allem die Unfallgefahr verringert (etwa bei Einführung von Schweißrobotern). Deutlich ausgeprägt sind auch die Produktivitätssteigerungen. Es kommt zu einer Einsparung an Arbeitskräften, die jedoch meistens erst nach einer längeren Umstellungszeit voll wirksam wird.

Neben diesen, vor allem betriebswirtschaftlichen, Vorteilen sind jedoch auch eine Reihe von negativen Auswirkungen zu registrieren: Weil Engpaßstellen, die bisher den Produktionsgang verlangsamt haben, beseitigt werden, kommt es zu einem rascheren Rhythmus in der Fertigung. Dieser zwingt die verbleibenden Mitarbeiter zu rascherer Arbeit. Feststellen läßt sich auch, daß die Tätigkeiten der nunmehr mit dem Roboter Arbeitenden verarmen (statt schweißen zureichen). Die Möglichkeiten, sich Arbeiten selbst einzuteilen oder Arbeitsabläufe zu gestalten, werden verringert.

Insgesamt läßt sich feststellen, daß der Robotereinsatz eine Entwicklung zu eher abstrakter, genormter und formalisierter Tätigkeit begünstigt.

Damit kommt diese Untersuchung zu einem ähnlichen Ergebnis wie eine von der Prognos AG für die Bundesrepublik Deutschland erstellte Vorschau über die Folgen des umfassenden Einsatzes von Mikroelektronik: Die Ära der Vorrangstellung der Facharbeiter zeichnet sich demnach vielerorts ab. Statt handwerklicher Fertigkeiten werden in Zukunft eher der Umgang mit elektronisch gesteuerten Maschinen, das Aufstellen von Arbeits- und Operationsplänen sowie Kenntnisse in Elektronik und Programmieren erforderlich sein.

Allerdings wird sich für Österreich ein eher langsamer Ubergang zu diesen Technologien ergeben. Roboter werden in den achtziger Jahren höchstens 700 Arbeitsplätze im Jahr kosten und daher voraussichtlich keine dramatischen Folgen auf dem Arbeitsmarkt haben - hoffentlich!

INDUSTRIEROBOTER IN ÖSTERREICH. Von Ren* Dell'mour. Peter Fleissner, Wolfgang Hof kirchner. Paul Kolm und Peter Sint Verlag des OGB. Wien 1984,144 Seiten.

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