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Österreich im Mittelfeld

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Mit den Folgen der Einführung der neuen Technologie setzt sich eine soeben erschienene Studie des ÖGB-Verlags auseinander. Sie registriert, daß Osterreich nicht an der vordersten Front der Innovation marschiert. Es werden aber beachtliche Veränderungen registriert: So steigt die Zahl der Computer jährlich um 25 Prozent, verdoppelt sich also alle drei Jahre. Anfang 1986 ergab dies eine Zahl von 75.000 Geräten mit einem Wert von 15 Milliarden Schilling.

Für informationsverarbeitende Maschinen auf der Basis von Mikroprozessoren gibt es nur Schätzungen. Sie legen nahe, daß 1990 „etwa jeder dritte Arbeitsplatz, der 1980 überhaupt modernisierungsfähig war, durch Mikroelektronik unterstützt sein könnte“ (Peter Fleissner, Ko-Autor und Herausgeber).

Im Gegensatz zu anderen Schätzungen, die vermuten, daß zur Jahrtausendwende nur noch zehn Prozent der heute Beschäftigten arbeiten werden, meint Fleissner, „daß bei maximaler Verbreitung von Mikroelektronik am Arbeitsplatz .höchstens' rund 400.000 Arbeitsplätze vernichtet werden“. Selbst das entspräche noch einer Arbeitslosenrate von 20 Prozent.

Was den Einsatz von Robotern anbelangt, liegen die Schätzungen bei derzeit 160 bis 200. Im Jahr 2000 könnten die Zahlen zwischen 3.000 und 5.000 liegen.

Beachtlich sind die Rationalisierungseffekte von flexiblen Fertigungssystemen. Sie reduzieren die Beschäftigung etwa im Verhältnis von 20 zu eins. In Österreich dürften allerdings nur drei solche Systeme in Betrieb sein.

Soweit einige Kennzahlen dieser Innovation, die vielfach zu starken Veränderungen der Produktionsverfahren führen. Von der Herstellungsseite findet sie vor allem in der Maschinen-,

Stahlbau- und Elektroindustrie statt. Dort entstehen die neuen Investitionsgüter vorzugsweise. Die übrigen Zweige sind gewissermaßen Technologienehmer.

Der Maschinen- und Stahlbau gehört zwar in Österreich zu den größten Industriezweigen, seine Produktion ist allerdings eher auf traditionelle Güter ausgerichtet. Wegen des im internationalen Vergleich geringen Forschungsaufwands ist nicht mit raschen Veränderungen zu rechnen. Ähnliches läßt sich für Österreichs Elektroindustrie sagen, obwohl sie dynamischer ist als die Maschinenerzeugung.

So gesehen deutet derzeit nichts darauf hin, daß Österreich großen Anteil haben wird an den Vorteilen, die von der weltweit stattfindenden Umrüstung der Industrie auf die neue Technik ausgehen.

Wie wirken sich nun aber die neuen Technologien aus? Die Studie hält lest, daß die derzeitige Umrüstung des Kapitalstocks in einer Stagnationsphase stattfindet. Die Unternehmen setzen daher eher auf Kosteneinsparung als auf Expansion der Märkte. Die Folge: Arbeitslosigkeit und eine weitere Begrenzung der Nachfrage.

Dieser Ausfall werde voraussichtlich auch nicht durch kontinuierlich hohe Investitionen kompensiert werden. Die neue Technik ist nämlich nicht nur ar-beits-, sondern auch kapitalsparend.

Folgende Merkmale sind dafür kennzeichnend:

• Die größere Flexibilität des maschinellen Einsatzes ermöglicht eine raschere Anpassung an Nachfrageveränderungen. Das erspart den Einsatz spezialisierter Maschinen nebeneinander ebenso wie das Ersetzen einer spezialisierten Anlage durch eine andere.

• Wer rascher auf die Nachfrage reagiert, erspart sich auch viel Lagerhaltung.

Insgesamt also eine Technik, die Arbeitsvorgänge sehr effektiv macht. Sie nur dem freien Spiel der Kräfte zu überlassen, gefährde die Humanisierung, warnt die Studie.

TECHNOLOGIE UND ARBEITSWELTIN OSTERREICH. Von Peter Fleissner (Herausgeber). OGB-Verlag, Wien 1987. Band 1, 228 Seiten, öS 228.-.

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