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Die Rangler

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Kein Ende nehmen in Oberösterreich Gerüchte und Vermutungen, daß der Spitzenkandidat der SPÖ für die Landtagswaihlen am 21. Oktober,

Landeshauptmannstellvertreter Fridl, trotz Dementis nur Kandidat für den Landesfürstensessel — und damit im Falle eines tatsächlichen Wahlsieges der SP austauschbar — sei. Für ausgesprochen austauschfreudig wird dabei der SP-Landes-obmann und Linzer Bürgermeister Hillinger gehalten, dem nach gewollt oder ungewollt ungeschickten Äußerungen vor Journalisten und Parteifreunden — wiederum trotz Dementis — plötzlicher Appetit auf den Landeshauptmannposten nachgesagt wird. Damit wurde die SPÖ kurz vor dem Wahlgang in Oberösterreich in ein zwiespältiges Licht gerückt, das auch jetzt noch nicht heller und klarer strahlt, nachdem am Montag das Parteipräsidium offiziell Fridl nochmals den Kandidatensegen gab.

Peinlich für die SP ist das wieder aufgebrochene und von VP-Kreisen genüßlich mitangeheizte Personalgerangel um Führungsfragen deshalb, weil noch in allzu guter Erinnerung ist, wie schwer sich die Sozialisten seinerzeit bei der Kandidatenaufstellung übehaupt einigen konnten und dies in aller Öffentlichkeit zeigten. Denn Sieger Fridl war nicht Hillingers Mann. Das wußte man — nicht zuletzt von Hillinger selbst. Nun hätte man aber erwarten dürfen, daß die hochgehenden Personalwogen zumindest bis nach den Wahlen geglättet bleiben. Weshalb dies nicht eintrat, wird in Oberösterreichs politischen Kreisen noch immer diskutiert.

Entweder gab es tatsächlich taktische Sandkastenspiele der Partei, Fridl in die Wahl zu schicken, den Ausgang abzuwarten und dann ein neuerliches personelles Revirement vorzunehmen Oder Hillinger hatte sich in Überschätzung seiner Popularität die ganze Zeit hindurch insgeheim doch Hoffnungen auf den Landeshauptmann gemacht, und dies wenige Wochen vor der Entscheidung im Alleingang deutlich in die Diskussion bringen wollen. Alarmzeichen für die oberösterreichischen Genossen, die nach wie vor nicht geschlössen hinter ihrem obersten Wahlwerber Fridl stehen, waren Berichte — ausgerechnet im steirischen SP-Or-gan — und Äußerungen Hillingers auf dem SP-Parteirat Mitte vergangener Woche in Linz.

Hillinger schien sich plötzlich an die Parteistatuten zu erinnern, nach denen erst nach den Wahlen über die Fellverteilung zu entscheiden sei. Plötzlich sprach er auch vom „Team“ der SP in Oberösterreich, das sich den Wählern präsentiere. Zu Recht wurden daher diese Statements als indirekter Anspruch Hillingers auf die höchste politische Landeswürde interpretiert.

Was offenbar für Hillinger Taktikspiel war, mußte Fridl als Desavou-ierungsmanöver erscheinen. Fridl vorzuschicken, um ihn später fallen zu lassen, wäre nicht nur persönlich unfair gewesen, sondern vor allem eine Täuschung der Wähler.

Jedenfalls erzeugte die eigenwillige Deutung der Personallage in der SPÖ soviel Druck gegen Hillinger, daß er seine ganze Stimmbreite für Dementis einsetzen mußte, die, wie vielfach angenommen wird, nicht ganz freiwillig und nicht ganz ohne Bruno Kreiskys Einfluß erfolgten. Möglicherweise fielen dem Bundeskanzler bei dieser Angelegenheit Parallelen zum Fall Sima — wenn auch in anderer Variante — auf.

Die Frage: Team oder Fridl? — scheint vorläufig nicht mehr aktuell zu sein, da das SP-Präsidium Oberösterreichs eindeutig gesprochen hat. Für Fridl. Was für den Vorsitzenden Hillinger insgeheim schmerzlich gewesen sein dürfte, weil dem oberösterreichischen Parteichef nur wenig Zeit nach der Funktionsübernahme dadurch gleich seine Aktionsgrenzen vorgezeichnet wurden.

Was von diesem Gerangel bleibt, ist leider ein angeknackstes Image einer wahlwerbenden Partei in einer Wahlkampfphase, in der es eben auf jeden Schritt, auf jedes Wort und auf jede Geste ankommt.

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