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Eine Wahl mit lauter Siegern

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Zwar hat der „heiße“ Wahlkampf für die niederösterreichische Landtagswahl am 16. Oktober eben erst begonnen, doch ändert das nichts mehr am Maßstab, mit dem am Abend des Wahlsonntags Sieg und Niederlage gemessen werden. Dieser Maßstab ist das Wahlergebnis vom 16. Okto-bet 1983, das zum unmittelbaren Vergleich ansteht.

Was der ÖVP zum Nachteil gerät, schafft allen anderen Vorteile. Denn die Volkspartei errang vor fünf Jahren ihren größten Landtagswahlerfolg seit 1945, legte mit einem Stimmenanteil von 54,5 Prozent fast fünf Prozentpunkte zu und distanzierte die Landes-SPÖ um beachtliche 13 Prozentpunkte. Nur vier waren es zuvor gewesen.

Um dieses Ergebnis zu halten — geschweige denn zu übertreffen —, fehlen die Voraussetzungen. Und das liegt nicht an der Landespolitik.

Die Unbeliebtheit der rotblauen Koalition und ihrer Exponenten bescherte der niederösterreichischen OVP einen Rückenwind, der sie sogar in den sozialistischen Hochburgen des Industrieviertels punkten ließ. Und die wilden Attacken, die vor fünf Jahren gegen Landeshauptmann Siegfried Ludwig geritten wurden, taten noch etwas dazu.

Aber auch wenn sich die ÖVP in vier Wochen als unumstrittene Nummer eins im Lande behaupten kann: Im Vergleich mit 1983 würde auch dieser Erfolg von manchen als Niederlage interpretiert werden.

Ließen sich aber daraus wirklich ehrliche und seriöse (bun-des)politische Schlußfolgerungen — wie sie heute schon angedeutet werden — ziehen? Wäre das als Abfuhr für die „Stahlhelmfraktion“ in der OVP zu werten, die Rückwirkungen auf die Bundespolitik haben müßte? Wohl doch nicht.

Umgekehrt kann es für die SPÖ, die FPÖ und die Grün-Gruppierungen nur besser werden. Den Sozialisten bescherte die Wahl 1983 das schlechteste Ergebnis seit 1954, das miserabelste Abschneiden der FPÖ seit ihrem Bestehen läßt sich kaum noch unterbieten. Und die Grün-Gruppierungen schafften 1983 nur eine Kandidatur in den Wahlkreisen südlich der Donau, dort allerdings gemeinsam einen Stimmenanteil, der an den der FPÖ im gesamten Land herangereicht hat.

Daß diese Wahlwerber Terrain aufholen, ist — auch ohne Rückgriff auf Meinungsumfragen — unschwer vorherzusagen. Die SPÖ müßte immerhin vier Prozentpunkte wettmachen, um ihre Stärke vor 1983 zu erreichen.

Und die FPÖ? Schafft sie den Einzug in den Landtag nicht, ist der Prestigeverlust größer als es der Stimmengewinn sein kann.

Wenn in vier Wochen die Spitzenkandidaten der Parteien am Wahlabend ins Scheinwerferlicht treten, werden sie aber trotzdem schon ihre Erklärung parat haben: Eine Wahl mit lauter Siegern.

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