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Wallnöfer sorgt für Rückenwind
Die Tiroler Landtagswahlen vom 17. Juni sahen einen einzigen Wahlsieger: Er heißt Eduard Wallnöfer.
Dem 70jährigen Symbol politischer Urwüchsigkeit verdankt die Volkspartei, daß sie ihre ohnehin schon satte Mehrheit um weitere 1,8 Prozentpunkte auf einen Stimmenanteil von 64,6 Prozent ausbauen konnte. Nur noch bei den ersten Landtagswahlen 1945 hatte die ÖVP besser abgeschnitten.
Dadurch wurde die einzige Zweidrittelmehrheit in einem österreichischen Landtag um einen weiteren Sitz auf 25 von 36 Abgeordnetenmandaten ausgebaut.
Was wäre diese Tiroler ÖVP ohne ihr „Denkmal", dessen Seriensiege nach 1970 weder ein Bruno Kreisky in seiner besten Zeit noch ein Herbert Salcher in besseren Tagen verhindern konnten?
Diese Tiroler Landtagswahlen waren Persönlichkeitswahlen — nicht nur in bezug auf die ÖVP. Daß die FPÖ nicht schlechter abgeschnitten hat, verdankt sie ihrem Spitzenkandidaten Siegfried Dillersberger. In seinem Kufsteiner Wahlkreis eroberte er nicht nur das FPÖ-Grundmandat, sondern legte auch beim Stimmenanteil zu.
Machte sich seine betont kritische Distanz zur Bundes-FPÖ bezahlt? Zog die Parole „Trotz Steger für Dillersberger"?
Das Wahlergebnis, das Gewinne und Verluste in Prozentpunkten ausweist, beschönigt das FPÖ-Abschneiden: Ein Rückgang um 0,7 Prozentpunkte scheint marginal, ist es aber nicht. Tatsächlich haben die Tiroler Freiheitlichen nicht weniger als zehn Prozent ihrer Wählerschaft gegenüber 1979 eingebüßt. Ein „hervorragendes Ergebnis" (Dillersberger)?
Dann hätte ja sogar die SPÖ „hervorragend" abgeschnitten: Sie hat ebenfalls seit den letzten Landtagswahlen etwas über ein Zehntel ihrer Anhängerschaft verloren, obwohl der Verlust von fast vier Prozentpunkten beim Stimmenanteil gegenüber den 0,7 Prozentpunkten der FPÖ dramatischer anmutet.
Diese Niederlage allein dem bescheiden-unauffälligen SPÖ-Landeschef Ernst Fili, der für Salcher in die Bresche springen mußte, zuzuschreiben, wäre ungerecht: Am SPÖ-Abschneiden war — in den Industriegebieten bestätigte sich der Trend von den Arbeiterkammerwahlen im April — die Bundespolitik durchaus auch beteiligt. Wallnöfer war der eine Nutznießer, die „Liste für ein Anderes Tirol" die zweite Begünstigte: Mit einem Stimmenanteil von 2,8 Prozent gelang diesem Konglomerat aus Alternativ, Grün, Protest und Links immerhin ein respektabler Achtungserfolg im ersten Anlauf.
Weiterhin Gegenwind für die Regierungskoalition und Rük-kenwind aus den Ländern für die ÖVP. Ob das aber auch schon ein selbsttragender Aufwind ist?
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