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Einig über Forschung

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Die Dissonanzen blieben auf die Musik beschränkt - sie hatte Mozarts „Dissonanzen-Quartett“ und Bela Bärtok auf dem Programm. Die Referenten und Festredner übertrafen einander in der Feststellung der erzielten Erfolge, des Lobes und der Gemeinsamkeiten. Sie hatten auch allen Anlaß, zufrieden zu sein: Was in diesen zehn Jahren seit der Verabschiedung des For-schungsförderungsgesetzes und der Konstituierung der beiden Fonds zur Aktivierung der Forschung in Österreich geschehen ist, ist eindeutig imposant, lobenswert, gedenkwürdig.

4,2 Bundesmilliarden in diesem Jahr, damit eine Steigerung seit 1970 auf mehr als das Dreifache; 2500 vom Wissenschaftsfonds geförderte Vorhaben, die sich der Bund eine runde Milliarde kosten ließ; eine entsprechende Steigerung im Bereich der angewandten Forschung - das sind Zahlen, die, sich durchaus sehen lassen können.

Es bedurfte also der subtilen Formulierung des Fondspräsidenten Hans Tuppy, um wenigstens dem Kundigen anzudeuten, daß es trotz aller Gemeinsamkeiten doch auch noch so manche Verschiedenheit der Auffassungen geben könnte - etwa wenn er betonte, die Wissenschaft müsse über die notwendige Infrastruktur verfügen: wo anders als in der Grundausstattung der Universitäten, die nicht im Tempo der Forschung sf Order ung Schritt halten konnten? Oder wenn er die weise Voraussicht der Gesetzesmacher von 1967 hervorhob, die die Autonomie der Fonds, die Unabhängigkeit der anonymen Begutachterteams festgelegt hatten - gibt es heute nicht Tendenzen, diese Autonomien zugunsten einer intensiveren Mitsprache „gesellschaftlich relevanter Kräfte“ in Frage zu stellen?

Tuppy sprach vom „Anlaß zu einer gewissen Zufriedenheit, doch nicht zur Euphorie“ und dämpfte diese, in guten Steigerungsraten zum Ausdruck kommende Uberzufriedenheit mit der Erinnerung daran, daß eben die Zuwachsraten der frühen siebziger Jahre nicht mehr vorhanden seien, seit das allgemeine Wachstum zurückgegangen ist. Dafür steigen aber die Kosten, stärker als das allgemeine Preisniveau. Die Folge davon ist, daß die Zahl der geförderten Projekte reduziert werden mußte. Und das ist gerade in einer Zeit gefährlich, da ein kleines Land nur durch die Aktivierung seines geistigen Potentials im Konkurrenzkampf mit den Großen bestehen kann.

Die stolze Bilanz über zehn Jahre (gesetzliche) Forschungsförderung in Österreich konnte nicht jenen Mann vergessen, der am Anfang stand und schon zwanzig Jahre vorher auf dieses Ziel hingearbeitet hatte: Hubert Rohracher. Minister Firnberg würdigte auch seinen „Zwilling“ von der angewandten Forschung, Robert Harmer, den langjährigen Partner des vor wenigen Jahren verstorbenen Gründungspräsidenten und Spitzenre-präsentator der Forschung im Bereich der Wirtschaft. Nicht einmal aber fiel in dieser Gedenkstunde der Name jenes Vorgängers der heute jubilierenden Ministerin - Theodor Piffl-Percevic, dem es vor zehn Jahren gelungen war, in der Zeit der ÖVP-Alleinregierung einen einstimmigen Beschluß über die Forschungsförderung zu erzielen. Ein Erfolg, wie er unter der gegenwärtigen Regierung, etwa beim UOG, nicht möglich war. Deswegen verdrängt man offenbar gerne, was vorher war...

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