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Grundwerte im modernen Staat

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Es ist immer wieder erstaunlich, welche Persönlichkeiten Superintendent i. R. Georg Traar für die Evangelische Woche zu verpflichten versteht. Sechs namhafte Persönlichkeiten des öffentlichen und kirchlichen Lebens beschäftigten sich mit höchst aktueUen Themen. So war „Die Zukunft Europas und die Kirchen“ die Frage, mit der sich der Präsident der Lutherischen Kirche in Elsaß und Lothringen, Dy. André Appel, auseinandersetzte. Man habe den Eindruck, sagte er, die Kirchen seien so sehr mit der Geschichte Europas verbunden gewesen, daß sie heute Angst haben, sich in die Geschicke der Welt einzumischen. Und da sie mit der Ost-West-Frage überaus beschäftigt sind, vernachlässigen sie die eigene westeuropäische Problematik. Die Kirchen müssen aber über die nationale und konfessionelle Gebundenheit hinauskommen, um an der Europafrage entscheidend mitarbeiten zu können.

Nicht in der Alternative „Psychotherapie oder Seelsorge?“, sonder in der Zusammenarbeit von beiden sei die beste Voraussetzung für eine wirkliche Hüfe gegeben, steüte Univ.-Prof. Dr. Peter Berner, Vorstand der Psychiatrischen Universitätsklinik, Wien, fest. Wohl sind Therapie und Seelsorge etwas grundsätzlich Verschiedenes, wenngleich es Überlappungen gibt Der christliche Therapeut kann und darf sich nicht dëm Auftrag entziehen, sich zu seinem Glauben zu bekennen. Er muß unter Umständen, sagte Dr. Berner, zum Seelsorger werden und seine Roüe wechseln, wobei er dann eben nicht mehr als Therapeut seinem Patienten, sondern als Christ einem Nächsten dienen möchte.

Uber „Die Grundwerte im modernen Staat“ sprach der Staatssekretär im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Freiherr von Cam- pemhausen. Es gab konstante Inhalte der allgemeinen Werte. Dies gelte vor allem für die Sicht des Menschen. Denn was der Mensch ist, wisse er nicht von sich selbst „Sein Personsein ist die christliche Gottesebenbüdlichkeit. Darauf beruhen wichtige Grundelemente des Menschenverständnisses, die die Christenheit mit dem Anspruch auf AUgemeingültigkeit zu vertreten habe.“

Der als Hochrechner bekannte Univ.-Prof. Dr. Gerhard Bruckmann woüte die weltliche Verantwortung der Christen unterstrichen wissen. Die Menschheit sei durch den ungeheuren wirtschaftlichen und technischen Aufschwung in eine Phase ihrer Entwicklung getreten, die aüein durch das erreichte Niveau der Machbarkeit der Dinge mit keiner früheren Phase vergleichbar sei. Trotz negativer Prognosen, wolle er aber mit Luther auch dann, wenn er wüßte, daß morgen die Welt untergehe, ein Apfelbäumchen pflanzen.

Mit dem „Parlamentarischen Ringen um die Gleichberechtigung der evangelischen Kirche in Österreich“ beschäftigte sich Kirchenrat Dr. Oskar Wagner. „Der Christ und die Arbeit“ war das Thema von Superintendent Eggo Hafermann. Nur der Glaube befähige den Menschen, des Tages Last als Aufgabe zu sehen und zu bejahen. Sicher könne man nicht so tun, als ob die Welt, in der sich grundlegende Wandlungen vollzogen haben, eine christliche wäre - auch nicht im „Christlichen Abendland“. Deshalb könne man die alten Aussagen christlicher Ethik über die Arbeit nicht unbefangen und naiv verwenden. Heute komme es darauf an, in der pluralistischen Gesellschaft immer wieder christliche Vorstellungen darzustellen und zu Gehör zu bringen.

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