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Ist Rumänien schon reif für Europa?

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Präsident Mitterrand besucht Osterreich. Anlaß ist der Europaratsgipfel am Freitag und Samstag in Wien. Es geht um Minderheitenrechte und neue Mitglieder.

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Präsident Mitterrand besucht Osterreich. Anlaß ist der Europaratsgipfel am Freitag und Samstag in Wien. Es geht um Minderheitenrechte und neue Mitglieder.

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Nicht nur die Schwierig-% keiten Frankreichs im J. 1 Umgang mit seinen Minderheiten, auch jene Großbritanniens mit einem großen Minderheitenanteil aus dem Mittleren Osten, aus Pakistan, Indien, werden den Europaratsgipfel der Staatsund Regierungschefs der Mitgliedsländer in Wien prägen. Probleme im Vorfeld der Großkonferenz gab es mit dem Beitrittsansuchen Rumäniens - mittlerweile positiv erledigt. Rumänien wird 32. Europaratsmitgliedsland, obwohl seine Minderheitenpolitik und sein demokratischer Standard sich durchaus noch nicht auf europäischem Niveau befinden.

An die Tür des Europarates pochen auch Kroatien, Albanien, die Ukraine, Rußland, Weißrußland, Moldawien und Lettland. Es ist vorgesehen, am Freitagvormittag, 8.

Oktober, mit den Vertretern dieser Länder im Wiener Austria Center einen Gedankenaustausch zu führen, um die spätere Integration vorzubereiten. Keine Frage, daß die Ereignisse in Moskau einen Kernpunkt der Gespräche bilden werden.

Die österreichische Außenpolitik -Außenminister Alois Mock präsidiert zur Zeit das Ministerkomitee des Europarates -hat sich sowohl im Falle Rumäniens wie auch vorher schon beim Antrittsgesuch der Slowakischen Republik für die Beitrittskandidaten stark gemacht, obwohl sie noch nicht alle Bedingungen erfüllen. Der Ver- ~~ trauensVorschuß scheint jedoch nicht immer gerechtfertigt, wie das Beispiel Slowakei beweist. Bei einer Reise österreichischer Journalisten am vergangenen Wochenende durch die Slowakei wurde wieder einmal deutlich, daß Premier Meciar Minderheitenprobleme als semantische Probleme abtut. Die Auseinandersetzungen um das neue Namensrecht - Angehörige von Minderheiten, vor allem die 600.000 Ungarn, wollen nicht slawisiert werden - können nach Meciar „nur grammatikalisch", also mit slawischen Endungen, gelöst werden (siehe Seite 4).

Rumänien wurde auf österreichische Vermittlung jetzt der gleiche Vertrauensvor. schuß gewährt, obwohl die magyarische Minderheit in Siebenbürgen (rund zwei Millionen) oder die Roma- und die kleine deutsche Minderheit bisher vergeblich ihre vollen Rechte einfordern. Diesbezüglich verweisen Diplomaten auf eine mögliche Schwächung der Reformkräfte in Rumänien, falls das Land nicht rechtzeitig die „Andockung an Europa" via Europarat schaffe. In Wien geht es in diesen Tagen um die Stellung des Europarates in der neuen Architektur Europas, um die Einbindung neuer demokratischer Staaten, um Impulse -leider um keine verbindlichen Texte - zur Frage von Minderheiten (die Definition fällt schwer), um eine Erklärung wider die Intoleranz sowie um die Vereinfachung der Menschenrechtsverfahren vor dem Europarat.

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