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Lacina im Streß

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„Es gibt für mich eine Angstvorstellung: Wenn die Defizite ausufern, dann zwingt das zu einer radikalen Budgetsanierung", macht sich Finanzminister Ferdinand Lacina im Gespräch mit der FURCHE über die kommenden Budgetverhandlungen mit seinen Ministerkollegen Sorgen (siehe Seite 9). Zugleich drückt er aber auch eine gewisse Zufriedenheit aus: „Bis jetzt mußten wir noch keine solche Radikalkur durchführen, sondern das Defizit wurde Schritt für Schritt zurückgenommen". Das sei verträglich mit dem wirtschaftlichen Wachstum, einer noch relativ guten Beschäftigungslage und dem Verhindern einer Zwei-Drittel-Gesellschaft.

Bleibt damit nicht allmählich die Gesinnung des ehemaligen „Linksaußen" seiner Partei auf der Strecke? Der Minister winkt ab: „Es wäre illusionär zu sagen, hier sitzt ein sozialdemokratischer Finanzminister und der macht lOOprozentig alles anders als einer von der ÖVP." Außerdem sei es ja nicht mehr so, daß die beiden Parteien zwei unterschiedliche gesellschaftliche Konzepte vertreten.

Trotzdem hat Lacina noch programmatische Vorstellungen, vor allem angesichts neuer Probleme und

Herausforderungen. Seine Hauptsorge ist „eine starke Tendenz zur Entso-lidarisierung. Was wir brauchen, sind neue Inhalte für gesellschaftliche Solidarität." So sei zum Beispiel Arbeitslosigkeit gar nicht mehr ein finanzielles Problem, meint der Minister, „sondern die Frage ist, wie die Gesellschaft mit Menschen umgeht, die arbeitslos oder älter geworden sind. Hier fehlt es uns zum Teil an Instrumenten, zum Teil auch an Ideen".

Das klingt pragmatisch, ohne ideologische Höhenflüge?

Schwund an Visionen

So ist es auch gemeint, wie sich an den Ideen des Finanzminister für das neue Parteiprogramm der SPÖ zeigt: „Ein künftiges sozialdemokratisches Modell wird weniger ein geschlossenes Weltbild sein, sondern eher der Versuch, für mittelfristige Probleme eine Antwort zu geben."

Man solle, sagt Lacina, dann „aber auch den Mut haben zu sagen, daß es bestimmte Bereiche gibt, in denen wir eigentlich noch keine Antworten haben". So könne heute im Grunde niemand eine befriedigende Antwort auf die Probleme der Dritten Welt geben. Die Diskussion über Entwicklungshilfepolitik stecke in der Krise.

Ein bedauerlicher Schwund an Visionen?

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