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Männer handeln, Frauen kommen vor

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Dieser Tage beleuchtete eine Enquete der Frauenabteilung der Gewerkschaft der Privatangestellten, wie „die“ Frau in Presse, Fernsehen und Hörfunk dargestellt wird. Dabei wurde vielfach auf eine umfassende Studie verwiesen, offenbar der ersten zu diesem Thema. (Fabris/Kreuzhu-ber: „Das Internationale Jahr der Frau 1975 und die Darstellung von Frauenthemen in den österreichischen Massenmedien.“) In der Studie werden die Einstellungen der Druckmedien nach ihrer ideologischen Ausrichtung untersucht. Unter anderem heißt es dort:

Nach der ideologischen Ausrichtung der verschiedenen Tageszeitungen sowie der Frauenzeitschriften wurde unterschieden nach Parteizeitungen der SPÖ, der ÖVP, der KPÖ; der Katholischen Kirche (Kirchliche Presse) sowie nach unabhängigen Zeitungen.

Augenfällig scheint in diesem Zusammenhang, daß die Presseorgane der KPÖ am stärksten für eine Änderung der Situation der Frau in der Gesellschaft eintreten. Die kommunistischen Parteizeitungen haben mit 87 Prozent „progressiver“ Berichterstattung den höchsten Anteil in dieser Kategorie.

Die insgesamt am zweithäufigsten „progressiv“ geladenen Einstellungen erschienen in SPÖ-Zeitungen, die zu 55 Prozent für Änderungen des derzeitigen Status eintreten. Mit nur 3 Prozent „traditionellen“ Meinungsäußerungen stehen die sozialistischen Zeitungen nach den kommunistischen den herkömmlichen Traditionen am kritischesten gegenüber.

Die ÖVP-Zeitungen brachten die wenigsten „progressiven“ Informationen. Nur 18,6 Prozent der Berichte waren für Neuerungen eingestellt. Hingegen traten in diesen Presseorganen mit 17,4 Prozent die meisten „traditionell“ gefärbten Äußerungen in Erscheinung.

Die Ergebnisse bei den katholischen Frauenzeitschriften zeigen deutlich, daß sie gegenüber dem Gesamtteil der Frauenzeitschriften, die insgesamt 75 Prozent „progressive“ Einstellungen vertreten, mit nur 50 Prozent „progressiver“ Berichterstattung zurückstehen.“

Bei kritischer Betrachtung dieser Studie erhebt sich allerdings die Frage, was unter „progressiv“, „traditionell“ und „neutral“ verstanden wird. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß die Medien nicht die ganze Breite beruflichen, öffentlichen und privaten Lebens der Frau darstellen. Es werden weithin nur einzelne Aspekte

aufgezeigt. Ich lehne es aber ab, von der Darstellung eines „traditionellen“ Leitbildes zu sprechen, wenn Hausfrauen dargestellt werden.

Immerhin gibt es in Österreich laut. Volkszählung 1971 938.000 Hausfrauen (23,7 Prozent der weiblichen Bevölkerung). Allerdings - und das muß auch mit aller Offenheit gesagt werden - findet die große Gruppe der berufstätigen Frauen (Unselbständige, Selbständige, Mithelfende), die rund 1,2 Millionen Personen (30,3 Prozent der weiblichen Bevölkerung) umfaßt, nicht die entsprechende Berücksichtigung.

Nun zu einem in der Enquete erhobenen Vorwurf: In der sogenannten „Frauenberichterstattung“ dominieren die berühmten „3 K“. Allerdings bedeuten sie nicht mehr „Kinder -Küche - Kirche“, sondern zunehmend: „Kinder - Küche - Konsum (oder Kleider).“ Das hat einiges für sich, aber erscheint mir allzu unkritisch. Oder nimmt man etwa an, Innen- oder Außenpolitik oder Wirtschaftsfragen seien „reine“ Männerthemen? Oder müßten nicht vielmehr auch Männer mehr für Fragen des familiären Bereichs (in den Zeitungen) interessiert werden?

Die Medien widerspiegeln in weitem Ausmaß die Situation von Mann und Frau in der Gesellschaft. Wenn man also bei grober Beurteilung der ersten vier Seiten von Tageszeitungen sagen könnte, „Männer handeln, Frauen kommen vor“, so deutet das nicht zuletzt auf die noch geringe Präsenz von Frauen in Politik und Wirtschaft hin. Entgegen den Zielsetzungen der sogenannten „Neuen Frauenbewegung“, die im Alleingang der Frauen alle gesellschaftlichen Probleme lösen möchte, stehe ich auf dem Standpunkt, daß wir nur in Kooperation und Partnerschaft die Gleichwertigkeit von Frau und Mann in allen Lebensbereichen durchsetzen können.

In diesem Sinne werden Frauenorganisationen und -referate, Funktionärinnen und Journalistinnen die Speerspitze zur Realisierung der Gleichwertigkeit von Mann und Frau - auch in den Medien - bilden müssen. Es kann nicht darum gehen, das „progressive“ Frauenbild als „Gegenbild“ zum sogenannten „konservativen“ zu propagieren. Es kann nur darum gehen, die Vielfalt des Lebens und Seins der Frauen und Männer darzustellen.

(Die Autorin ist Mitglied des Frau-eiuZentralausschusses der Gewerkschaft der Privatangestellten.)

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