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Mit Wandlungsfähigkeit gegen Kulturpessimismus

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Mitten im Jahr des George Or-well und seines „1984" fragten die Salzburger Hochschulwochen nach der „Zukunft der Zukunft" (FURCHE 32/1984).

Die Formulierung allein ließe vermuten, der Mensch habe da irgendwo einen Zugriff, eine Chance, das, was ihm zwischen Vergangenheit und Zukunft als Gegenwart zustößt, schon im voraus ein wenig nach seiner Fasson zurechtzubiegen. Und in der Tat ließen sich solche Töne in der zweiten Woche vernehmen.

Aber wenn selbst ein Eduard Pestel (Hannover) noch dekretiert hatte, die Zukunft erweise sich auf Grund des ihr zugrundeliegenden Systemmodells eben gerade nicht als determiniert, nicht als vorherbestimmt, sondern zeige sich als durchaus offen, weswegen die prognostizierten Katastrophen zu Beginn des dritten Jahrtausends keineswegs zwangsläufig eintreten müßten -kam dann als der berühmte Pferdefuß noch nach: vorausgesetzt, daß sich die Menschheit zu einem entsprechenden Handeln entschließt und vor allem zu neuen Einstellungen und Wertvorstellungen gelangt.

Der Abbau des Kulturpessimis-

mus wurde mehr als einmal als Bedingung dafür genannt, daß die Welt sich positiv entwickeln könne.

Nun haben offensichtlich zu viele Theologen sich in einem falsch verstandenen Aggiornamento einseitig grüne Argumente zu ei-

gen gemacht, so daß der emeritierte Tübinger Ethiker Alfons Auer sich genötigt sah, „die gegenwärtige Allianz zwischen Theologie und Kulturpessimismus, wie sie für die heutige Alternativ- und ökoszene kennzeichnend sei, als überaus verhängnisvoll" zu apostrophieren.

Es würden jeweils nur die negativen Entwicklungen für die Zukunft hochgerechnet, während die positiven Erscheinungen — etwa das allerdings nicht vorausberechenbare Innovationspotential oder die moralisch politische Wandlungsfähigkeit des Menschen in der Herausforderung durch die Krise - weitgehend auf der Strecke blieben.

Auer definierte das Sittliche als

.Anspruch der Wirklichkeit an die menschliche Person", wobei er jedoch ein wenig von seinen Anmerkungen zurücknahm und zugab, die Ökologie sei eben ein neuer Erfahrungs- und Wirklichkeitsbereich noch ohne Tradition.

Wie aber soll es überhaupt weitergehen? Bei so viel Unsicherheit und Pessimismus, was Wissenschaft, Technik, Fortschritt angeht — wo bleibt der Mensch?

„Die Hoffnung als Grunddimension des Menschen" ermöglicht nach Peter Henrici, Rom, freilich eine andere Sicht des Menschen im Sinne von Kommunikation— „Das Du erscheint dem Menschen zunächst und vor allem als Eröffnung neuer Zukunftsmöglichkeiten" — und falls es nicht glatt geht, sieht Hans Rotter (Innsbruck) die Notwendigkeit der Versöhnung, wenn auch die Kraft dazu erst aus dem Christentum zu schöpfen ist.

Bleibt die Endgültigkeit des Todes bestehen. Die Hoffnung, meinte der Salzburger Dogmati-ker Gottfried Bachl, komme allein aus dem Wunder, daß „im Horizont, wo das Leben verschwindet, der Geber des Lebens erscheint".

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