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Neue Weltordnung?

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Mehrmals von Applaus unterbrochen kündigte neulich Präsident Bush mit Blick auf den Golfkrieg eine neue Weltordnung an. Konkret erhöhte er zugleich das Budget für SDI, also für den „Sternen-Krieg”, auf 4,6 Milliarden Dollar.

Soll eine Weltordnung wirk-lichneusein, müßte sich vorher folgendes ändern:

1. Das Nord-Süd-Gefälle müßte gemindert werden. Derzeit werden immer weniger immer reicher und immer mehr dabei ärmer. Ein Fünftel der Welt lebt in Wohlstand, der Rest an der Armutsgrenze oder darunter. Die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede zwischen den Völkern gefährden immer wieder den Frieden. Daher proklamierte Paul VI.: „Entwicklung ist der neue Name für Friede.” Ein Friede, der nicht einfach im Schweigen der Waffen besteht, sondern in einer „Ordnung, die eine vollkommenere Gerechtigkeit unter den Menschen herbeiführt”.

2. Der Mensch in seiner Würde ist mehr zu achten. Der Mensch muß „ Träger, Schöpfer und Ziel der gesellschaftlichen Einrichtungen sein” sagte Johannes XXIIL, und Johannes Paul II. fordert zurecht den „Primat der Person über die Sachen, der menschlichen Arbeit über das Kapital”.

Die wahre wirtschaftliche Entwicklung muß sich daran messen lassen, wie sie dem Menschen in seiner gesamten Existenz dient. Ist daher vor einer neuen Weltordnung nicht die bestehende Wirtschaftsordnung neu zu überdenken? Müssen nicht „Strukturen der Sünde” radikal abgebaut werden, unter denen der jetzige Papst „Gier nach Profit” und „Verlangen nach Macht” besonders hervorstreicht?

3. Neue Formen der Konfliktlösung müssen gefunden werden. Militärische Übermacht oder Gleichgewicht der Rüstung garantieren noch keinen Frieden. Auch der militärische Sieg der Alliierten am Golf wird schwere Wunden hinterlassen, aus denen neue Kriegsgefahr schwärt Das Konzil und die letzten Päpste haben immer wieder den Krieg geächtet und den Frieden als „Werk der Gerechtigkeit” und Furcht einer Ordnung bezeichnet, die Gott selbst „in die menschliche Gesellschaft eingestiftet hat”. Eine neue Weltordnung ist daher nie mit Waffen zu erzwingen, sondern setzt Aufgabe von Feindschaft und Haß, eine Reform der Gesinnung und beiderseitiges Vertrauen voraus.

Ist eine neue Weltordnung also nur utopisch? Christen wissen, daß Gottes Friedensherrschaft endgültig erst am Ende der Zeiten kommt. Sie wissen aber auch, daß Gottes Reich schon angebrochen ist. Eine neue, friedliche Weltordnung, so schwer und mühsam sie ist, steht nicht nur in den Sternen. Sie wird aber auch nicht durch „Star-Wars”allein herbeigeführt.

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