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Nimm's light

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Zuerst habe ich immer geglaubt, die Diskussion drehe sich um eine neue Zigarettenoder Zigarren-Sorte von Au-stria-Tabak, zum Beispiel um eine „Austria Light''. Inzwischen weiß ich: dort, wo teils schwerer, teils leichter Rauch aufsteigt, steht das österreichische Bundesheer im Feuer.

Wir hatten im Königreich Bayern auch einmal „schwere Reiter“ und eine „leichte Kavallerie“. Aber seit wir 1866 gemeinsam mit Österreich gegen die Preußen verloren haben, ruht unser Vertrauen hinsichtlich der Landesverteidigung mehr auf den bayerischen Feuerwehren. Da deren „Wettrüsten auf dem Lande“ in den MBFR-Verhandlungen in Wien immer noch auf die „ligh-te Schulter“ genommen wird, gehören die rund 300.000 bayerischen Feuerwehrmänner (ohne Fahnenmütter und Ehrenjungfrauen!) heute zur stärksten paramilitärischen Wehr Mitteleuropas.

Niemand kann das Feuer auf Bayern eröffnen, ohne sofort von unserer rotschimmernden Wehr unter Wasser gesetzt zu werden. Aber nicht mit leichten Spritzen, sondern aus schweren Rohren!

Natürlich können wir Euch von Bayern her schwer einen Rat geben. Erstens, weil Ihr sowieso nicht auf uns hört und zweitens, weil Eure strategische Lage zwischen NATO und Warschauer Pakt ganz andere Taktiken erfordert, wie das Nachtfahrverbot zeigt.

Bei der Marine, würde ich sagen, ist es eigentlich klar: Je lighter die Schiffe, desto obe-ner sie schwimmen. Allerdings wird es bei der österreichischen Küche sehr schwer sein, Leichtmatrosen heranzubilden.

Auch bei der österreichischen Luftwaffe könnte ich mir vorstellen, daß der Slogan „je leichter, je lieber“ innenpolitisch sehr gut ankäme. Vor allem in der Steiermark würde eine Umrüstung von den schwerfälligen Draken auf leichte Segelflieger zur unauffälligen Luftüberwachung die Wehrfreudigkeit stark fördern.

Bloß beim Landheer ist es kompliziert. Im Falle eines militärischen Großangriffs, mit dem Österreich selbst gar nicht gemeint ist, sollte die Ausrüstung des Heeres möglichst leicht sein. Dann wird der taktische Rückzug auf die Almhütten nicht unnötig behindert.

Sollte es dagegen etwa den Rumänen einfallen, die Ungarn anzugreifen, will womöglich die ungarische Armee westlich des Arlberg zum Sammeln blasen, um einen neuen Anlauf zu nehmen. Dann muß sich vielleicht das österreichische Heer in aller Freundschaft doch irgendwie einmischen. Und da ist man in schweren Panzern doch etwas besser geschützt.

Die einzige Alternative wäre ein Kompromiß: schweres militärisches Gerät, das sich im Ernstfall leicht zerlegen und verstecken läßt. Sowas nennen wir eine „flexible Vergeltung“.

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