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Schillingaufwertung und Exportwirtschaft

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Als Argument für die SchiUingaufwertung, die im September in zwei Schritten durchgeführt wurde, hat die Regierung die Absicherung der im Vergleich zu anderen OECD-Staaten verhältnismäßig niedrigen Inflationsrate Österreichs ins Treffen geführt. Der härtere Schilling soll die Importpreise drücken und damit auch die Verteuerung der Energieimporte mildern. Was bedeutet diese Aufwertung für die österreichischen Exporteure von Waren und Dienstleistungen, insbesondere auch für die Fremdenverkehrswirtschaft?

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Als Argument für die SchiUingaufwertung, die im September in zwei Schritten durchgeführt wurde, hat die Regierung die Absicherung der im Vergleich zu anderen OECD-Staaten verhältnismäßig niedrigen Inflationsrate Österreichs ins Treffen geführt. Der härtere Schilling soll die Importpreise drücken und damit auch die Verteuerung der Energieimporte mildern. Was bedeutet diese Aufwertung für die österreichischen Exporteure von Waren und Dienstleistungen, insbesondere auch für die Fremdenverkehrswirtschaft?

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Im laufenden Geschäft, das in Auslandswährungen abgeschlossen ist, denen gegenüber der Schilling aufgewertet wurde, bedeutet die Aufwertung zunächst einen geringeren Schillingerlös, als der österreichische Exporteur zum Zeitpunkt des Abschlusses dieses Geschäftes erwartete. Natürlich trifft das nicht auf jenen Teil des österreichischen Exportes zu, der in Schillingen fakturiert ist. Gerade diese Fakturierung in Schillingen läßt sich aber bei einer Währung, die in den letzten Jahren eine spektakuläre Aufwärtsentwicklung erlebt hat, häufig nur schwer durchsetzen.

Für das künftige Geschäft, ob es nun in Schilling oder in fremder Währung fakturiert wird, stellt sich dem österreichischen Exporteur die Frage: Kann er den Preis seiner Ware in der ausländischen abgewerteten Währung so erhöhen, daß er den gleichen Schillinggegenwert wie bisher dafür einlöst? Dies ist nur dann möglich, wenn der Markt es erlaubt.

In den meisten Fällen bleibt dies eine theoretische Möglichkeit: Die Konkurrenz aus Ländern, deren Währungen gegenüber dem Schilling schwächer geworden sind, ob es sich nun um die heimischen Erzeuger auf jenem Markt handelt, wohin wir liefern, oder um Lieferanten aus dritten Ländern, verhindert, daß wir eine solche Erhöhung der Preise durchsetzen.

Auch ist das kleine Österreich sehr häufig nur ein marginaler Anbieter auf großen Märkten und kann von sich aus in den allerwenigsten Fällen auf die Preise dieser Märkte entscheidend Einfluß nehmen.

Daher verbleibt nur die andere Variante: zur Aufrechterhaltung des gleichen Preisniveaus in der ausländischen Währung wie bisher eine Schmälerung des Erlöses in österreichischen Schillingen in Kauf zu nehmen.

Das bedeutet aber dann eine Schmälerung der Ertragsmarge der österreichischen Firmen, die auch das Institut für Wirtschaftsforschung im Zusammenhang mit der Aufwertung unterstreicht. Daß diese Variante den Regelfall darstellt, beweist nicht nur das Gespräch mit vielen österreichischen Exportfirmen, sondern auch die Statistik. ,

Seit dem Jahre 1979 ist der Verbraucherpreisindex in Österreich - jeweils mit dem Vorjahreszeitraum verglichen - gestiegen, wobei die Entwicklung der österreichischen Exportpreise stark zurückbleibt (siehe Tabelle).

Ein Blick zeigt, daß-die Steigerung (und in den Jahren 1976 und 1978 sogar leichte Verminderung) des Exportpreisniveaus mit den Steigerun- gen der Inlandspreise nicht annähernd Schritt halten konnte.

Die Ertragsschwäche im Export ist sicherlich auch einer der Gründe für die unbefriedigende Entwicklung der Industrieinvestitionen. Diese sind - um Preissteigerungen berei- nigt-von 1972 bis 1975 stark rückläufig gewesen, erhöhten sich dann wieder im Jahre 1977, um 1978 und auch 1979 neuerlich abzusinken. Der Anteil der Industrieinvestitionen an den gesamten Bruttoanlageinvestitiönen Österreichs ist real von 19,2 Prozent im Jahre 1971 auf etwa 13 Prozent im Jahre 1979 zurückgegangen.

Die österreichische Wirtschaft ist

Bezieher vieler Vormaterialien und Rohstoffe aus dem Ausland. Es ist unbestritten, daß die Preise dieser Vorprodukte durch die Hartwährungspolitik Österreichs in ihren Auftriebstendenzen gedämpft wurden, wobei das Gewicht der von den Importpreisen bestimmten Kostenfaktoren für die einzelnen österreichischen Produzenten unterschiedlich und daher schwer faßbar ist. Dies ist ein Grund, warum sich die Bundeswirtschaftskammer im Prinzip auch immer zu einer Hartwährungspolitik bekannt hat.

Wogegen wir uns wehren, ist, daß diese Politik zu einseitig zu Lasten der österreichischen Exporteure betrieben wird. Die Inflationsrate möglichst niedrig zu halten, ist ein Ziel der Wirtschaftspolitik, das wir vollkommen unterstützen. Die Last dieser Antiinflationspolitik aber allzusehr auf die Schultern der österreichischen Exporteure zu legen, lehnen wir ab.

Deshalb unsere Forderung, den harten Schilling nicht ausschließlich nach der D-Mark, sondern im Hinblick auf unsere Handelsverflechtungen auch nach anderen europäischen Staaten, nämlich einem Bündel europäischer Währungen auszurichten, und deshalb auch unsere Ablehnung der einseitig durchgeführ ten Aufwertung des Schillings, noch bevor die D-Mark sich bewegt hatte.

Eine Hartwährungspolitik ist dann nicht nur verbal zu vertreten, sondern auch in die Tat umzusetzen, wenn sie sich in den Rahmen der sonstigen Wirtschaftspolitik einfügt. Nach unserer Meinung sollte diese Wirtschaftspolitik sehr viel stärker um eine Entlastung der auch durch diese Hartwährungspolitik schwer um ihre Exporterträge kämpfenden österreichischen Firmen besorgt sein. Die Bundeskammer hat diesbezügliche Wünsche auf steuerlichem Gebiet und in der Forschungsförderung geltend gemacht, die bisher leider nur zu einem kleinen Teil verwirklicht wurden.

Statt dessen ist aber den Betrieben durch die Erhöhung verschiedener Gebühren sowie der Vermögenssteuer, durch die Einführung der Kreditsteuer, die Beschneidung des Sozialkapitals, die Verlängerung der Mindesturlaube, den Ausbau der Abfertigungsbestimmungen und durch andere Maßnahmen eine Fülle von neuen Lasten auferlegt worden.

Hüten wir uns vor der Illusion, die steigenden Exportziffem würden beweisen, daß die österreichische Wirtschaft sowohl diese Belastungen als auch die nur an der DM orientierte Hartwährungspolitik ohne Schaden vertrüge! Sehen wir vielmehr in der Ertragsschwäche vieler Firmen ein Warnzeichen, dem Rechnung getragen werden sollte.

Gewiß versuchen Firmen, einmal eroberte Exportmärkte auch unter Opfern zu halten. Auf die Dauer kann dies ohne Erträge nicht geschehen. Sind aber Märkte verloren, so können sie nur sehr- schwer wieder erobert werden.

Was die Wirtschaft wünscht, ist mehr Konsens in all diesen für den österreichischen Export so wichtigen Fragen. Seine Wichtigkeit für die österreichische Volkswirtschaft, deren Wohlergehen und die Erhaltung der Vollbeschäftigung ist zwischen Regierung und Interessenvertretungen unumstritten*.

(Der Autor ist Generalsekretär der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft)

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