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Die SPO will das Budget durch höhere Einnahmen (sprich: neue und höhere Steuern), die ÖVP durch Einsparungen bei den Ausgaben sanieren. So lautet, auf einen einfachen Nenner gebracht, die wirtschaftspolitische Frontstellung der beiden großen Parteien im laufenden Wahlkampf.

Der bekannte Wirtschaftspublizist Horst Knapp sieht

dennoch kein Hindernis für Koalitionsgespräche zwischen SPO und OVP nach den Wahlen. Es wird, so Knapp, notwendig sein, beides zu tun; zu sparen und die Einnahmen zu erhöhen. Die beiden Parteien, die das im Grunde natürlich wissen, könnten im Falle einer Koalition dann sogar froh sein, sich vor ihren Parteifreunden jeweils auf den Partner ausreden zu können.

Nach den Erklärungen der Spitzenpolitiker beider Parteien in den letzten Tagen schließe ich nun eine andere Variante auch nicht mehr aus: Daß die neue Regierung weder ausreichend spart noch die Einnahmen um mehr als den berühmten Tropfen auf den heißen (Budget-)Stein erhöht. Je nö-, her der Wahltermin rückt und je heftiger das Sperrfeuer des Gegners wird, desto mehr verläßt die Herren nämlich der Mut.

Die SPO hat aus der Quellensteuer durch eine bisher noch nie gezeigte Ungeschicklichkeit beim Verkauf der Maßnahme einen tropfenden Wasserhahn gemacht, über den sich alle — Sparer wie Banken — ärgern, ohne daß sich der Finanzminister darüber wird freuen können.

Weil offenbar niemand mehr in der SPO den Mut findet, dem Kanzler zu widersprechen, wurde außerdem so viel Zeit verplempert, daß die Quellensteuer in der geplanten Form erst 1985 einnahmewirksam werden könnte, so daß man vorher noch andere Einnahmen erschließen müßte.

Die OVP wiederum hat beim Sparen der Mut verlassen. Aus Angst, die Argumentation der SPO, Sparen vernichte Arbeitsplätze (welche Hirnrissigkeit!), könnte greifen, schmolzen die stolzen 60 bis 80 Milliarden, die Mock einsparen wollte, innerhalb weniger Tage auf lächerliche (und ungenügende) 20 Milliarden.

Mit seiner definitiven Erklärung, die Mehrwertsteuer nicht zu erhöhen, hat sich Alois Mock am Sonntag in der Pressestunde dann auch die ursprüngliche, sehr vernünftige Argumentationslinie — der Steuerstopp beziehe sich nur auf die gesamte Steuerquote, innerhalb dieser könne es aber zu Verschiebungen kommen — kaputtgemacht.

Wie anders als durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer soll der Einnahmen-entfall durch die Abschaffung der Kreditgebühr, der Lohnsummensteuer und der Gewerbesteuer kompensiert werden, wenn man gleichzeitig die Besteuerung der Sparzinsen und eine stärkere Besteuerung des 13. und 14. Gehalts ausschließt?

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