Was für eine unglückliche Fügung: Inmitten sich aufschaukelnder Handels- und Währungskonflikte zwischen den USA und China ist Europa faktisch handlungsunfähig. Der langwierige Komplettaustausch aller Entscheidungsträger nach der Europawahl verbannt uns bis mindes- tens Ende Oktober auf die Reservebank der Weltpolitik. Was in normalen Zeiten kaum aufgefallen wäre, wird nun zum Glaubwürdigkeitsproblem. Fatalerweise verfestigt sich nämlich der Anschein, dass die Geschichte auch ohne die Mitwirkung von Europas Repräsentanten weitergeschrieben wird.
Getoppt wird dieser Eindruck noch durch die Brexit-Krise. Als sich die Abgeordneten der englischen Austrittspartei am Tag ihrer Angelobung im EU-Parlament beim Erklingen der Europa-Hymne demonstrativ wegdrehten, lieferten sie einen traurigen Beweis für den Grad an Absurdität, den ihr Vorhaben mittlerweile erreicht hat. Über den Ausgang dieses zuletzt von ihm in Eigenregie übernommenen Sommertheaters verrät der neue Premier Boris Johnson nur so viel: Am 31. Oktober sollen (mit oder ohne Deal) die Zugbrücken hochgehen. Ein englischer Freund und Brexit-Gegner meinte sarkastisch, wohl nicht zufällig werde dies der Abend von Halloween sein.
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