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Wahl-Akt

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Endlich habe ich mich wie- der in die österreichische Poli- tik eingemischt.

Ich war freilich auch bisher über die bewegenden und be- stürzenden Ereignisse zwi- schen Kalksburg und den Ka- rawanken, Arlberg und Atz- gersdorf informiert gewesen; schließlich studierte ich ja regelmäßig die mir zugesand- ten Belegexemplare österrei- chischer Periodika, und nicht nur auf der Suche nach meinen eigenen Beiträgen.

So wußte ich auch in der Mitvergangenheit, daß sich in meiner Heimat regelmäßig al- lerhand tat. Eine Information, die deutsche Zeitungsleserund Fernsehschauer in der Regel nicht haben. Österreich findet in den deutschen Medien kaum statt.

Wer sich über Politisches aus seinem Heimatlande informie- ren will, der muß sich seine Informationen schon selbst besorgen. Das tat ich auch regelmäßig, und ich begann mich auch um den Zustand der Politik zu sorgen. Tun konnte ich freilich nichts, denn wer sich - aus welchen Gründen auch immer - ins Ausland ab- setzte, der war aus dem öster- reichischen Amtsbewußtsein gestrichen, so österreichisch er sich auch immer noch fühlen mochte.

Dies ist ja nun - gottseidank - alles ganz anders. Wir Aus- landsösterreicher sind wieder Staatsbürger 1. Klasse gewor- den, wir haben unser Wahlrecht zurückbekommen, und - die Behörden seien ausdrücklich einmal gelobt - man hat sich „amtlicherseits" alle Mühe gemacht, daß wir auch tatsäch- lich wählen - pardon, unser Wahlrecht ausüben - konnten. Und weil es das erstemal war, überkam mich auch ein beson- deres Gefühl, wieder zur öster- reichischen Wahlverwandt- schaft zu gehören. In freudiger Erregung zitterten meine Hände, als ich das wahlamtli- che Kuvert öffnete, und als ich gar den Original-Wahlzettel in meinen Händen hielt, war der heimatlichen Rührung kein Ende mehr. Kaum, daß ich meine Kreuzchen richtig pla- zieren konnte.

Letzten Donnerstag warf ich den beglaubigten Wahl-Akt in den Briefkasten. Seither war- tete ich mit steigender Span- nung auf die Konsequenzen meines staatsbürgerlichen En- gagements. Wie schön, daß es ein spezielles Fernsehpro- gramm gibt, dessen Hilfe man sich auch im deutschen Nord- en in österreichische Wahlsen- dungen einklinken kann. So verfolgte ich von der ersten Programmankündigung bis zum letzten Abspann den Showdown der Nationalrats- wahl. Je länger der Abend dauerte, desto länger wurde mein Gesicht. Alle und jede wurden erwähnt, alles und jedes kommentiert, nur eines nicht: Daß alle Wahlergebnisse ja nur vorläufig sein können, alldieweil meine Stimme noch per Post unterwegs war.

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