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Werden Terror und Guerrilla salonfähig?
„Befreiungsbewegungen“ in Nahost, Afrika und Asien haben durch die Solidarität der „Dritten Welt“ Aufnahme bei den internationalen Organisationen gefunden. Mit Hilfe derselben Argumente, mit denen die Verteidigung der Baader-Meinhof-Gruppe für die Angeklagten einen Status als „Kriegsgefangene“ gefordert hat, beginnt sich in der öffentlichen Meinung (nicht nur der „Dritten Welt“) ein gefährlicher Umdenkungsprozeß zu vollziehen. Seit der Genfer Tagung über die Humanisierung des Krieges, an der 100 Staaten teünahmen, werden Aggressionsakte der „Befreiungsbewegungen“ immer mehr als „internationale Konflikte“ bezeichnet, werden die Guerrilleros immer öfter regulären Soldaten gleichgestellt Nach dem Wortlaut der Genfer Beschlüsse können sich die lateinamerikanischen „Befreiungsbewegungen“ - ob es sich nun um die uruguayischen „Tupama- ros“ oder um die argentinischen „Montoneros“ handelt - vorläufig nicht auf die jüngsten Vereinbarungen berufen, weil die Lateinamerikaner weder gegen eine „koloniale Herrschaft“, noch gegen die „Besetzung durch eine ausländische Macht“ oder gegen „Rassismus“ kämpfen; aber eine Auslegung, derzufolge jeder Kampf gegen jede „Diktatur“ gerechtfertigt wäre, liegt sehr nahe.
Wie weit die Anerkennung der Gewalttäter bereits geht, erkennt man an der Tatsache, daß die Resolutions- Entwürfe der Dritten Europäisch-Lateinamerikanischen Parlamentarierkonferenz“ in Mexiko von „Montoneros“ verfaßt worden sind. Die argentinischen Senatoren Luis Leön und Hi- pölito Solari Yrigoyen (von der liberalen „Uniön Civica Radical“) weigerten sich deshalb, an der Tagung überhaupt teilzunehmen.
In die gleiche Richtung deutet die of-
fizielle Gründung einer Zentrale der peronistischen Montonero-Bewegung in Mexiko. Bei dieser Feier waren Vertreter der sowjetischen und der tschechoslowakischen Botschaft anwesend.
Wie leicht die emigrierten „Montoneros“ den Weg in die gute politische Gesellschaft finden, zeigt aber vor allem ihre enge Fühlungnahme mit den spanischen Sozialisten und Kommunisten. Oscar Raül Bidegain verhandelte in Madrid mit dem „Partido Socialistą Obrero Espanol“, einer Partei, die zu der von Willy Brandt geleiteten „Internationale“ gehört. Nachher kam ein Kommunique heraus, in dem die „Wiederherstellung der Demokratie“ in Argentinien gefordert wurde - als ob die Terroristen nicht überall die Demokratie verlacht und in Uruguay überhaupt zerstört hätten!
Kürzlich empfingen der Leader der spanischen „Kommunistischen Partei“, Santiago Carrillo, und der Führer der „Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei“, Victor Garcfa Costa, offiziell die Vertreter der „Montoneros“. In Argentinien protestierten die Sozialisten und Kommunisten auf das schärfste gegen diese Kontakte, wiesen daraufhin, daß Gewaltlosigkeit zu den Grundsätzen ihres politischen Kampfes gehöre und beriefen sich darauf auch in einem Telegramm an Willy Brandt
Es besteht nun durchaus die Gefahr, daß die Gewalttäter durch wachsende internationale Wertschätzung als legitime Gegenspieler der Regierungen anerkannt und damit politisch „salonfähig“ werden. Die Mißbilligung dik- tatorialer Methoden kann und darf nicht dazu führen, daß gewaltsame Umstürze begünstigt werden, durch die Regimes an die Macht kämen, die zwischen Anarchie und Moskau-Hörigkeit pendeln müßten.
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