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Er ebnete den Weg nach Europa
Vor 25 Jahren trat er nach einer Wahlniederlage von der politischen Szene Österreichs ab, nach mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreichen Wirkens als Landeshauptmann von Salzburg, Finanzminister, ÖVP-Parteiobmann und Bundeskanzler. Er zog sich ganz ins Privatleben zurück, so sehr, daß der breiten Öffentlichkeit kaum mehr bewußt ist, was Österreich ihm vedankt. Am 1.5. August beging Josef Klaus seinen 85. Geburtstag, in voller geistiger und trotz schwerer Operationen auch in körperlicher Frische.
In einer Geburtstagsfeier vor kurzem betonte Bundespräsident Klestil, daß vieles von dem, was heute unseren politischen Alltag beherrscht, zur Zeit des Bundeskanzlers Klaus Gestalt anzunehmen begann: die Bolle Österreichs im vereinten Europa, die Bedeutung des Bechtsstaats und des Föderalismus im demokratischen Österreich, der Dialog zwischen Politik und Wissenschaft. Josef Klaus habe Begriffe wie Umweltschutz, Pensionsdynamik und Baumordnung in die österreichische Politik eingeführt.
Schon 1965, also zu einer Zeit, als Europa noch unerbittlich vom Eisernen Vorhang geteilt wurde, mahnte Klaus in Straßburg, beim Bau des europäischen Hauses den Ostflügel nicht zu vergessen. Das von ihm damals vertretene Prinzip der Subsidiarität - daß höhere politische Ebenen nur jene Aufgaben wahrnehmen sollen, die von darunter liegenden nicht zu erfüllen sind - ist nun im Vertrag von Maastricht festgelegt.
Leitlinie seines politischen Handelns war stets, daß die Politik unter stehen muß; deshalb auch sein Bemühen um Überwindung des Parteienproporzes, etwa in der Neuordnung des ORF nach dem Volksbegehren von 1964.
Der „Koren-Plan” seines Finanzministers war ein mutiger Schritt zur Europareife der österreichischen Wirtschaft. Und als Bundeskanzler hinterließ er seinem Nachfolger Bruno Kreisky ein Budget mit nur geringem Defizit.
Josef Klaus war stets um Ehrlichkeit in der Politik bemüht, er war und blieb persönlich sauber, redlich und bescheiden. Die furche, deren treuer Leser er seit seinem Ausscheiden aus der Politik geblieben ist, wünscht Josef Klaus weiterhin Gesundheit und Zufriedenheit.
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