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EDUARD CHALOUPKA / TREUER DIENER DER REPUBLIK
Der Personalakt „Dr. Eduard Chaloupka“ ist geschlossen; ein Personalakt, der für das Auge des zeitgeschichtlichen Betrachters die Geschicke der Zweiten Republik widerspiegelt. Für das Beamtentum der Republik ist Eduard Chaloupka zum Schicksal geworden: mehr als eine Generation
von Dienern am Staat hat er geformt; der bleibende Stab des Ballhausplatzes hat durch ihn Profil gewonnen, er war der ungekrönte Monarch der gesamten Verwaltung. Aber seine „Monarchie“ war eine demokratische, war eine menschliche. Beim Chef aller Beamten kamen und gingen allwöchentlich Kollegen aus und ein und trugen ihm ihre beruflichen Sorgen vor. Allen stand dieser Jour fix offen und viel ungesehenes Leid hat er gemildert, Unrecht korrigiert. Auch die Mitglieder der Regierungen unter vier Bundeskanzlern erhielten bei ihm Rat und Freundschaft, wenn sie darnach verlangten. Er war „Generalsekretär“ des Ministerrates unter Figl, Raab, Gorbach und Klaus. Kanzler wurden angelobt und entlassen, Eduard Chaloupka, ihr ' treuer Diener, Wieb.
Am 11. ' August 1902 in Wien geboren —- vor wenigen Wochen noch beging er in seinem geliebten Kirchberg am Wechsel den Fünfundsechziger —, besuchte er das Gymnasium in der Kundmanngasse, maturierte 1921, studierte dann Jus, promovierte
1926 und wurde nach seinem Gerichtsjahr zur Dienstleistung in die niederösterreichische Landesregierung berufen. Als Landesregierungsrat wurde er 1934 in die Präsidialsektion des Bundeskanzleramtes berufen, die zur Stätte seiner weiteren Karriere wurde. 1938 bedeutete eine Zäsur. Von den neuen Machthabern verhaftet, gemaßregelt, aus dem öffentlichen Leben verbannt, riskierte er sein Leben in der österreichischen Widerstandsbewegung. Zeit seines Wirkens blieb er überzeugter Gegner des braunen Ungeistes und bewußter Österreicher, ohne reklamehaft davon viel Aufhebens zu machen.
Am 1. Mai 1945 trat Chaloupka wieder in die Dienste der neuerstandenen Republik. Ein Jahr darauf übertrug ihm der damalige Bundeskanzler die Funktion des Präsidialvorstandes. 1947 wurde er Sektionschef und gleichzeitig Präsidialchef des Bundeskanzleramtes. Die Geschichte der Zweiten Republik, ihr Niederschlag in Akten und Protokollen, ging durch seine Hände. Kaum ein Bild aus diesen Jahren — sei es ein Staatsbesuch oder ein
Staatsbegräbnis —, auf dem die „graue Eminenz“ der Bürokratie nicht zu sehen ist.
Die Geschicke des ÖCV, dessen Verbandsführung er vorstand, lagen ihm bis zuletzt am Herzen. Neben dem Weidwerk — er war ein passionierter Jäger — widmete er seine ganze Freizeit den katholischen farbentragenden Korporationen Österreichs. Öfters im Streitgespräch mit „jungen Revoluzzern“, wußte er konservative Strukturen mit neuen Spielräumen zu vereinen. Ein wahrhaft brüderliches Herz hat am 5. September aufgehört zu schlagen, das der Emotion oftmals
den Vorrang einräumte vor harten Erfordernissen der Sachlichkeit. Seine Freunde werden seinen Großmut nie vergessen: Jenen „Isegrimm“, wie seine Couleurbrüder ihn nannten, mit der dicken Zigarre und dem Schalk in jedem Wort, das getröstet hat, wo Wege verbaut schienen. Ein barocker Mensch mit vielen schönen Orden — sie haben ihm Freude bereitet —, rostlas, zielbewußt, klug, ein Stabilitätsfaktor der Republik ist
von uns gegangen.
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