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Hirtenwort

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Wenn wir am 15. November d. J. den zweiten „Oesterreichischen Filmsonntag“ halten, so soll dies nicht so sehr ein Fest bedeuten, als vielmehr Anlaß zu Besinnung und Rechenschaft sein. Beim ersten Filmsonntag vor drei Jahren galt es, das katholische Volk in seiner ganzen Breite aufmerksam zu machen, daß wir als Katholiken zum modernen Filmwesen etwas zu sagen haben, daß wir darin eine Aufgabe haben. Die Aufgabe heißt: diese uns von Gott durch die schöpferische Kraft des menschlichen Geistes und der modernen Technik gegebene neue Weise, zu den breiten Massen des Volkes, und vor allem der Jugend, zu sprechen, von der Umklammerung zu befreien, in die sie Gewinnsucht und Rücksichtslosigkeit gebracht haben, und sie zu dem zu machen, was sie sein könnte und nach den Erklärungen der Päpste auch sein sollte: ein Mittel guter Unterhaltung und ernster Bildung. Tatsächlich sind ja heute schon viele Katholiken wach geworden für dieses so zeitgemäße Apostolat.

Papst Pius XI. hat als ein Instrument zur Erreichung dieses Zieles die Bildung von nationalen katholischen Filmkommissionen angeordnet, die die anlaufenden Filme vor allem vom ethischen Standpunkt beurteilen, gute empfehlen und von den schlechten abraten sollen. Der erste Filmsonntag stand unter der Devise: „Der Film — Freude und Frevel.“

Inzwischen hat der verstorbene Papst Pius XII. die diesbezüglichen Weisungen weitergeführt und erklärt, daß die Katholiken im Gewissen verpflichtet sind, die Gutachten der Katholischen Filmkommission zu beachten und ihren Kinobesuch darnach einzurichten. Damit dies allen Katholiken möglich ist, wird von der Filmkommission die Wochenzeitschrift „Filmschau“ herausgegeben, in der alle neu anlaufenden Filme ausführlich besprochen und entsprechend ihrer sittlichen Qualität, die auch die ästhetische nicht übersehen darf, eingestuft. Die Kirchenblätter und sonstigen katholischen Zeitungen geben diese Urteile auch weiter, und überdies sollen sie bei allen Kirchen, in allen Pfarrheimen und Schulen zur bestmöglichen allgemeinen Einsichtnahme ausgehängt sein. Darum weist auch die Devise des heurigen Filmsonntags einen Schritt weiter:

„G ott sieht auch, welchen Film du wählst!“

Das will sagen, daß auch der Filmbesuch eine Gewissensfrage ist, die vor Gott gelöst sein will. Der Katholik soll nicht einfach unbesonnen „ins Kino“ laufen, sondern überlegen, ob sich der Besuch eines bestimmten Filmes auch lohnt und ob er ihn vor sich selber und vor seinem Gewissen verantworten kann. Damit schützt er sich nicht nur selber vor unnötigen Geldausgaben, die er nachher bereut, vor sinnloser Zeitverschwendung, Vergeudung seiner seelischen und geistigen Kräfte, er bewahrt sich so auch vor den nicht unwesentlichen sittlichen Gefahren, die leider noch zu viele Filme bedeuten und dadurch oft nicht wiedergutzumachendes Unheil verursachen. Er hat durch Besuch oder Nichtbesuch eines Filmes auch das beste Einflußmittel auf die Produktion in der Hand. Den finanziellen Mitteln der Filmindustrie sind wir Katholiken nicht gewachsen: Würden aber alle wertvollen Filme sehr gut und die schlechten Filme eben nicht besucht werden, wäre das eine machtvolle und unübersehbare Willenskundgebung und der beste und vielleicht entscheidende Antrieb für die Produktion guter Filme.

Wenn der zweite Oesterreichische Filmsonntag die Katholiken in solcher Haltung bestärkt, sie dazu befeuert und aktiviert, dann hat er seinen Zweck sinnvoll erreicht.

Filmreferent der österreichischen Bischofskonferenz

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