„Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten“: Dialog für das Zusammenleben
Gemeinsame Werte als einender Faktor zwischen den Religionen, insbesondere in der kulturellen Vielfalt im Süden Wiens, hat sich die „Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten“ auf die Fahnen geschrieben. Dafür gab es einen der „Preise der Orden“ 2020.
Gemeinsame Werte als einender Faktor zwischen den Religionen, insbesondere in der kulturellen Vielfalt im Süden Wiens, hat sich die „Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten“ auf die Fahnen geschrieben. Dafür gab es einen der „Preise der Orden“ 2020.
Der interreligiöse Dialog will Verbindendes vor Trennendes stellen und die Gesellschaft anhand gemeinsamer Werte einen. Wie diese Herausforderung fruchten kann, zeigen die Ordensgemeinschaften Österreich mit dem jüngst verliehenen „Preis der Orden“. Die Auszeichnung wird seit 2012 alle zwei Jahre für „herausragendes gesellschaftspolitisches und spirituelles Engagement an der Schnittstelle zwischen Orden und Gesellschaft“ an mehrere Projekte vergeben. Der insgesamt mit 12.000 Euro dotierte Preis 2020 wurde wegen der Corona-Bestimmungen am 10. Mai mit wenigen Anwesenden im Kardinal König Haus verliehen.
Einer der Preise ging in den zehnten Wiener Gemeindebezirk. Dort hat man sich dem interreligiösen Dialog verschrieben. Über den Preis freuen sich daher nicht nur die Steyler Missionare, die die 2015 neu gegründete Pfarre „Zum göttlichen Wort“ betreuen, sondern Vertreter(innen) verschiedener Glaubensgemeinschaften. Sie alle sind Teil der „Interreligiösen Dialoggruppe Favoriten“, die sich dafür einsetzt, den Bezirk, trotz aller kultureller und religiöser Unterschiede, zu einem gemeinsamen lebenswerten Ort zu machen.
Rund 40 Prozent der etwa 200.000 in Favoriten lebenden Menschen haben keine österreichische Staatsbürgerschaft. Hier wohnen Menschen aus Serbien, Rumänien und Polen genauso Tür an Tür wie jene aus Syrien, Afghanistan oder der Türkei und noch viele mehr. Der zehnte Wiener Gemeindebezirk gilt damit als der vielfältigste der Stadt – bekannt dafür, dass hier die unterschiedlichsten kulturellen Welten aufeinanderprallen. Es sind Welten, die sich nicht selten über religiöse Zugehörigkeiten definieren. Die Bekenntnisse sind dabei genauso vielfältig wie die Bewohner(innen) selbst. Für die verschiedenen Religionsgemeinschaften ergibt sich daraus ein besonderer Auftrag. Egal ob christlicher, muslimischer, jüdischer oder anderer Bekenntnisse angehörig: Es gilt, das Miteinander zu leben.
Die „Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten“ dient deshalb dem regelmäßigen Austausch der Vertreter(innen) der einzelnen Glaubensgemeinschaften. Angestoßen und koordiniert von der Abteilung für Migration und Diversität der Stadt Wien (MA 17), besprechen die Gemeindevertreter(innen) seit mehr als zehn Jahren bei regelmäßigen Treffen Anliegen, Probleme, das Wohlergehen der einzelnen Gemeinden und wie über gemeinsame Projekte Lösungswege für ein friedliches Auskommen gefunden werden können.
In erster Linie handelt es sich um einen Austausch christlicher und muslimischer Gemeinden. Die Gruppe ist aber offen. Im Vorjahr kam etwa die Bahai-Gemeinde dazu, und auch zur jüdischen Gemeinde besteht Kontakt. Sie alle sind auch innerhalb ihrer Gemeinschaften durch eine starke kulturelle Vielfalt geprägt. In der Dialoggruppe geht es daher vor allem um das Gemeinsame. „Wir müssen auf das schauen, was uns verbindet, und damit die Welt besser machen“, hebt Pater Matthias Felber hervor. Der Steyler Missionar ist Pfarrer sowie Dechant in Favoriten und überzeugt: „Gott hat Freude an der Vielfalt der Menschen, den Kulturen und Religionen.“
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