Friedhof_Wallstreet - © Pixabay/Eliszebe

Krise in der Erwartungsschleife

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Seit Monaten geht das Gespenst einer neuen Krise der globalen Wirtschaft um. Hat es sich zunächst aus den Sorgen um die Handelspolitik der USA gespeist, so rücken nun auch andere mögliche Krisenherde in den Blick.

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Seit Monaten geht das Gespenst einer neuen Krise der globalen Wirtschaft um. Hat es sich zunächst aus den Sorgen um die Handelspolitik der USA gespeist, so rücken nun auch andere mögliche Krisenherde in den Blick.

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Wenn ein Satz in der Lehre von der Wirtschaft unwidersprochen bleiben muss, dann dieser: Der homo oeconomicus verändert sein Verhalten drastisch, wenn er meint, ein Krise sei im Anrücken. Die Rationalität hart gebackener Analysen werden dem Gestocher der Spekulation untergeordnet und was sonst statistisch und modellhaft in mathematische Sicherheit gegossen werden kann, wird zu einem nebelhaften Ratespiel.

Seit dem Sommer ist die Wirtschaftswelt in ein solches Szenario eingetreten, das sich aus Erwartungen von Unternehmern, den politischen Wehen einer Politik der abgeschotteten Märkte und diesen oder jenen Konjunkturvoraussagen speist. Es gibt da einen schönen Satz von John Maynard Keynes, der die Ökonomen dafür kritisiert hat, dass ihre Weisheit nur dann gelte, „wenn die See ruhig und glatt ist“, dass sie aber in Zeiten des Sturms versage.

Wenn man dieses Bild weiter bemühen will, dann segeln wir derzeit durch unruhigere Gewässer. Finanzexperten in den USA arbeiten sich etwa derzeit argumentativ an der „Inversion der Zinsen“ ab, die für kurzfristige und langfristige Staatsanleihen aufgenommen werden. Kurzfristige Anleihen werfen im Allgemeinen weniger Rendite ab als langfristige Staatspapiere. Das deshalb, weil in Schönwetterzeiten das Risiko, einen Verlust zu erleiden auf kurze Sicht kleiner ist als auf lange Sicht. Nun hat sich das im August umgekehrt. Die Anleger kurzfristiger Papiere bekommen nun höhere Zinsen als jene, die langfristige Anleihen kaufen. Für viele ist das ein Anzeichen, dass es im Verlauf der kommenden 24 Monate zu einem Wirtschaftseinbruch kommen wird.

Auch 2008 vor der jüngsten globalen Krise war es so. Muss es so sein? Nicht zwingend, denn auch die Zinssätze drücken die Erwartungen von Investoren aus, die fehlerhaft sein können. Aber selbst wenn sie irren, bleibt die Tatsache, dass das Klima auf den Märkten noch nie in den vergangenen zehn Jahren so schlecht war wie heute. Dabei stellt sich nicht mehr die Frage, ob eine Krise passiert, sondern wann und wo sie ihren Auslöser finden wird.

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