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Supertreibstoffe - ja oder nein?

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Den österreichischen Kraftfahrern ist bekannt, daß unser heimischer Grundtreibstoff zwar gut und „ehrlich” ist, denn er hat praktisch keine Schwefelanteile, einen guten Säuretest, guten Heizwert usw., aber er ist doch ein schwerer und hart brennender Treibstoff mit heute noch beschränkter Oktanzahl. Die Produktionseinrichtungen, die hier Besserung schaffen und auch darin den internationalen Anschluß bringen sollen, sind geplant, doch werden wohl noch Jahre vergehen, bis es soweit ist.

Nun hat die Preisbehörde vor kurzem den Preis für Importsupertreibstoffe mit 3.75 S neu festgelegt. Zur Erklärung sei festgehalten, daß die Qualitätsverbesserung beim bekanntesten Inlandsuper durch Mischung des Benzins mit Benzol und zusätzliche Legierung, bei den bekanntesten Importsupermarken durch bessere Verarbeitung des Benzins im Ausland und zusätzliche Legierung erfolgt. Der Preisunterschied von 65 Groschen ist relativ beachtlich, zumal der Kraftfahrer den Mehrpreis nicht durch geringeren Verbrauch seines Motors wettmachen kann. Nichtsdestoweniger ist dieser Preis aber zweifellos gerechtfertigt, denn die in solchen Belangen gar nicht großzügige Preisbehörde hat ihn erst nach strenger Prüfung so angesetzt.

Da die Supertreibstoffe — wir können hier lediglich verallgemeinern — nur für wenige Motoren unbedingt notwendig, für viele aber vorteilhaft sind und bei ihnen erst die volle Leistung erzielen, sei kurz festgehalten, wo Nutzen aus dem teureren Treibstoff gezogen werden kann:

Der moderne Hochleistungsmotor hat, wenn wir einen konstruktiven Querschnitt durch alle Typen geben, wollen, ein allmähliches Anwachsen des Verdichtungsverhältnisses mitgemacht. Hohe Verdichtung verlangt anderseits hohe Oktanzahl des Treibstoffes. Wenn man diese nicht bietet, so ergeben sich bei serienmäßigem Zündzeitpunkt die bekannten Klingelgeräusche und mit ihnen die Gefahr ernster Motorschäden, bei zurückgenommenem Zündzeitpunkt lahme Gangart und zu große Erwärmung.

Der ältere Motor mit langem Serviceintervall hat einen besonderen Oktanbedarf. Durch starke Oelkohleablagerungen wird nicht nur die Verdichtung erhöht, sondern zugleich auch der Kühlungshaushajt verschlechtert und durch die Bleianteile der Rückstände der Zündrhythmus gefährdet. Wer nun nicht entrußen lassen möchte, weil der Motor an sich noch klaglos seinen Dienst versieht, würde schlecht daran tun, den Zündzeitpunkt zurückzunehmen, um des Klingelns Herr zu werden, da sich der Wärmehaushalt des Motors damit nochmals verschlechtern würde. Hier hilft Supertreibstoff noch über viele tausend Kilometer, zumal er wesentlich schwächer als der Normaltreibstoff verbleit ist. Für Motoren mit einem, durch Rückstandsbildung gesteigerten Oktanbedarf bringt Super eine beachtliche Verlängerungsfrist des Entrußüngsintervalls.

Der startunwillige Motor hat seine Unart meist nicht mit der Konstruktion mitbekommen, sondern als Folge von Abnützungserscheinungen erhalten, die es bewirken, daß das Ansauggemisch zu dünn wird und nicht mehr über die nötige Zündintensität verfügt. Hier bringt der flüchtigere und besser zündende Super eine wesentliche Verbesserung der Zündwilligkeit. Ein Großteil der startunwilligen Motoren ist mit Super besser zu starten.

Der kultivierte Fahrer, dem der Genuß am Fahren höher steht als die nüchterne Kostenrechnung, ist über die obgenannten Notwendigkeiten hinaus der prädestinierte Superkunde. Er schätzt die weichere Gangart des Motors und das freudigere Zupacken beim Beschleunigen, ihm bietet die geringere Rückstandsbildung und die verlängerte Lebensdauer des Motors das gesuchte Aequivalent. Der Großteil aller Motoren soll mit Supertreibstoff angenehmer, komfortabler und spritziger laufen — und wenn eine Maschine das nicht tut, so stimmt meist die Einstellung nicht!

Das Resümee: Die wichtigsten Vorteile des Supertreibstoffes sind somit aufgezählt, die Nachteile liegen allein im höheren Preis. Möge jeder Kraftfahrer von Fall zu Fall prüfen, welche Waagschale letzten Endes und auf weite Sicht.das höhere Gewicht aufwqist. Q.rS.

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