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Den Schleier gelüftet

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Kürzlich hat der Beirat für Bauwirtschaft zum erstenmal eine Prognose über das Bauvolumen erstellt, das im Jahre 1969 zu erwarten ist Diese Vorschau ist weit davon entfernt, Traumdeuterei zu sein. In mühevoller Kleinarbeit hat man bei Bund, Ländern und Gemeinden erhoben, welche Vorhaben im nächsten Jahr anlaufen, welche weitergeführt werden sollen. Man hat außerdem noch in die Privatwirtschaft hineingeleuchtet, die sich als Folge der vorübergehenden Konjunkturverflachung gerade ihm heurigen Jahr sehr zurückhaltend bei Bauaufträgen gezeigt hat Das Resultat, das bei diesen Recherchen herauskam, ist keinesfalls so entmutigend, wie man es auf Grund der eher depressiven Stimmung in der Bauwirtsohaft erwartet hat.

Zwar schwanken die Erfolgsaussichten nach den Ermittlungen des Beirates in den einzelnen Zweigen der Baubranche ziemlich stark, doch wird für 1969 immerhin ein beachtenswertes Gesamtbauvolumen von 43,6 Milliarden Schilling erwartet. Insgesamt bedeutet dies eine Zunahme der Aufträge in fühlbarem Umfang.

Die Frage nach den Bauaufträgen der Industrie und anderer Privatbauträger beantwortet der Beirat mit einer geschätzten Zuwachsrate von 1,5 Milliarden. Er weist dabei ausdrücklich darauf hin, daß die Überwindung der Stagnation in diesem Bereich unter anderem dem Baubeginn der Adria-Wien-Pipeline und den Abschlußarbeiten der Brennerautobahn, die bekanntlich von einer eigenen Gesellschaft errichtet wird, zuzuschreiben ist Wenig überraschend kommt hingegen die Feststellung über die weiterhin anhaltende Expansion der Bausparkassen, die 1969 voraussichtlich 4,8 Milliarden Schilling an Baugeldern ausschütten dürften. Dies zeigt natürlich auch die wachsende Kaufkraft breiterer Bevölkerungskreise, für die das Bausparen immer attraktiver wird. Die Notwendigkeit zu stärkeren Anstrengungen zur Bekämpfung der Wasserverschmutzung und zum Bau von Wasserver- songungsanlagen schlägt sich in der Prognose bei den Investitionen des bautenministeriellen Wasserwirtschaftsfonds deutlich zu Buche. Das Investitionsprogramm dieser in den letzten Jahren immer stärker in Erscheinung getretenen Einrichtung wird allein ein Bauvolumen von 1,5 Milliarden Schilling auslösen.

Wünsche, Wünsche…

Wozu ist nun dieses vom Beirat für Bauwirtschaft vermittelte Wissen gut?

Von den beiden Sozialpartnern ist durch viele Jahre mit Recht darüber Klage geführt worden, daß die Bauwirtschaft jeweils zu Saisonbeginn über den zu erwartenden Auftragsstand nahezu völlig im dunkeln tap pen mußte. Das schwächte die Dis- 1 Positionsfähigkeit, verhinderte die zeitgerechte Vornahme von Invest!- ; tionen und trug letztlich zu dem gerade in dieser Branche so verhängnisvollen Improvisieren beachtlich bei. Die Forderung nach einer zeitgerechten Vorschau auf das nächste Bauwirtschaftsjahr bildete daher einen elementaren Bestandteil jenes Katalogs von Wünschen, die der Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen der Paritätischen Kommission durch Jahre immer wieder zur öffentlichen Diskussion gestellt hatte.

Zu diesen Wünschen zählte unter anderem auch die Erstellung eines Terminplanes der öffentlichen Hand, durch den die Ausschreibung und Vergabe von Bauaufträgen so gesteuert werden sollten, daß einerseits die vorhandenen Baukapazitäten wirtschaftlich optimal genützt und das Aufreten von Auftragsballungen und Auftragsengpässen vermieden wird. Ein weiteres Anliegen galt der Schaffung einer Bauwirtschaftsstatistik, mit deren Hilfe eine Übersicht über die vorhandenen Kapazitäten, ihre regionale Streuung, die Art und die Zahl der vorhandenen Maschinen sowie deren Einsatz erhoben werden kann. Diese vernünftigen, volkswirtschaftlich unumstößlich notwendigen Voraussetzungen blieben jedoch in dem Bereich des Wunschdenkens gebannt, bis Bautenminister Doktor Kotzina die Initiative ergriff und zunächst alle interessierten Institutionen zu einer umfassenden Aussprache anläßlich einer im März 1967 einberufenen Bauenquete in das Regierungsgebäude einlud.

dem in Österreich stark ins Kraut schießenden Beiratswesens ist indessen beim Beirat für Bauwirtschaft nicht am Platz. In seiner knapp eineinhalbjährigen Tätigkeit hat diese Institution in insgesamt nur fünf Plenarsitzungen nahezu alle Forderungen erfüllt, die seinerzeit vom Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen der Paritätischen Kommission erhoben worden sind.

Dank dem Minister

Dort wurde dann der Gedanke geboren, diese Themen von einem permanenten Beirat für Bauwirtschaft durcharbeiten zu lassen, der dann auch einen Monat später beim Bautenministerium errichtet Worden ist. Für diese Initiative ist dem Bautenminister, der es sich seither nicht nehmen ließ, in allen Sitzungen dieses Gremiums den Vorsitz zu führen, vor allem deshalb zu danken, weil es sich mangels einer Kompetenz des Ministeriums in dieser Frage tatsächlich um eine echte persönliche Aktion des Ministers gehandelt hat.

Der mitunter begründete Argwohn der Bevölkerung gegenüber .

Argwohn unbegründet

So konnte der so heiß begehrte Terminplan für die Vergabe der öffentlichen Bauaufträge nicht nur fertiggestellt werden, sondern er ist inzwischen für den Bereich des Bautenministeriums auch schon am 1. August 1968 in Kraft getreten. Der Beirat für Bauwirtschaft hat aber auch die Vorarbeiten für die Bauwirtschaftsstatistik geleistet, die inzwischen auch schon angelaufen ist und deren Ergebnisse gleichfalls noch im Dezember dieses Jahres erwartet werden. Ganz konkrete Maßnahmen hat der Beirat aber auch zur Intensivierung der Winterbautätigkeit angeregt, die nun Zug um Zug verwirklicht werden. Heute ist der Beirat für Bauwirtschaft der entscheidende Motor, der die längst fällige Umstruktuierung des Bauwesens in Österreich wirklich dynamisch antreibt. Indem er nun kürzlich erstmals den Schleier des Geheimnisses vom zu erwartenden

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