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Die Wirtschaft geht jeden an

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Das Bundesministerium für Unterricht hat im Verlag für Geschichte und Politik (Wien) eine Schriftenreihe herausgebracht, deren Aufmachung und Qualität wie pädagogisch ausgezeichnete Darstellung geeignet ist, eine .bisher bestandene Lücke ausfüllen zu helfen. In einer wissenschaftlich einwandfreien Weise, ferne jeder Polemik und fanatisierten Form der Wiedergabe von Meinungen, werden die wesentlichen Probleme, die sich aus dem Phänomen der Wirtschaft und insbesondere der österreichischen Wirtschaft ergeben, dargestellt, und zwar so, daß die Leser der Schriftenreihe, die vor allem den Pädagogen gewidmet ist, das Gelesene unschwer in ihren Unterricht einbauen können.

Im ersten Heft untersucht Waldemar S w o b o d a („D as Budget geht jeden a n“) alle jene Fragen, die sich aus der Erstellung des Budgets und der Einflußnahme des öffentlichen Haushaltes auf die Wirtschaft und die Wohlfahrt der Staatsbürger ergeben. Die Budgetpolitik, heute Gegenstand intensiver Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Richtungen in der Wirtschaftspolitik, wird an Hand des österreichischen Budgets von 1954 erläutert. Da keine Vorkenntnisse vorausgesetzt werden, kann das Heftchen auch einem vorher unkundigen Leser eine brauchbare Einsicht in die sich aus dem Budget und seinen Wirkungen ergebenden Probleme vermitteln.

Im zweiten Heft „Die Volkswirtschaft geht jeden an“ ist Max M i t i c bemüht, seine Leser ohne politischen Bezug in die Fragen der Wirtschaft und der österreichischen Volkswirtschaft einzuführen. Begonnen wird mit der Lehre vom Volkswohlstand (von dem leider kein brauchbarer Begriff gegeben wird) und einer Schilderung der Möglichkeiten, die in der Natur der Wirtschaft angelegt sind und dazu dienen können, den Sehnsuchtstraum einer allgemeinen Wohlfahrt zu erfüllen. Ob das zentrale Problem der Wirtschaftspolitik gerade der Interessenausgleich ist, mag dahingestellt bleiben, jedenfalls geht der Autor von dieser Annahme aus und vermag dadurch seinen Ausführungen eine gerade vom pädagogischen Zweck des Heftchens aus sehr zu begrüßende Einheitlichkeit zu geben. Wohlabgewogene Bemerkungen zur Frage der Dezentralisierung der Wirtschaft und ihrer Verpersönlichung schließen das Heft ab. Alfred Malaschofsky ist der Verfasser des dritten Heftes „Die Wirtschaftskraft Oesterreichs“. Zuerst wird ein ausgezeichneter Katalog der. natürlichen Reichtümer unseres Vaterlandes vorgelegt. Anschließend gibt der Autor eine Einführung in die wesentlichen Wandlungen, welche die österreichische Wirtschaftsstruktur in den letzten Jahren erfahren hat. Dabei wird unter Vorlage von repräsentativem Material auf die Steigerung der österreichischen Produktivität hingewiesen. Man ist gewohnt — eine Folge der seinerzeit von den „österreichischen“ Historikern vor allem in den Mittelschulen gepflegten animosen und unsachlichen Kritik der eigenen Leistungen — von einem „Wirtschaftswunder“ nur dann zu Sprechen, wenn Wirtschaftsdaten außerhalb unserer Grenzen Anlaß zu einer solchen Feststellung sind. Daß sich derlei auch bei uns daheim ereignen könnte, wird, als ohnedies unmöglich, außerhalb jede Diskussion gestellt. Nun sind die von Oesterreichs Wirtschaft hervorgebrachten Leistungen aber nunmehr derartige — der Verfasser gibt hierfür gute Belese —, daß auch die „objektivsten“ Kritiker diesen Umstand (wenn auf die kommende Krise hoffend) zur Kenntnis nehmen müssen.

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