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Hinweise fur Seelsorger und Erzieher

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F'AMILIENBEZIEHUNGEN- UND FREIZEITGEWOHNHEITEN JUGENDLICHER ARBEITER. Von Leopold Rosenmajrr. Verlag f. Geich lchte und Politik, Wien. 432 Seiten, Preis 290 S.

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F'AMILIENBEZIEHUNGEN- UND FREIZEITGEWOHNHEITEN JUGENDLICHER ARBEITER. Von Leopold Rosenmajrr. Verlag f. Geich lchte und Politik, Wien. 432 Seiten, Preis 290 S.

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Der Wiener Ordinarius für Soziologie, schon mehrmals durch eingehende Untersuchungen der Verhaltensweisen junger Menschen hervorgetreten, legt neuerlich eine umfangreiche Darstellung vor, die sich mit dem Verhalten einer begrenzten Anzahl Jugendlicher befaßt. Gegenstand der Untersuchung ist das Freizeitverhalten und der Komplex der Familienbeziehungen.

Durch die Beschränkung der Ermittlungen war es möglich, diese realadäquat vorzunehmen und substanzlose Thesen zu vermeiden.

Die Darstellungen, die uns nun in Buchform vorliegen, sind ein eindrucksvoller Beweis dafür, daß die Soziologie durchaus praktikable Ergebnisse zu bieten vermag, wenn sie sich bemüht, das Untersuchungsfeld strikte zu begrenzen und dafür die Einzelheiten nach allen Richtungen zu durchleuchten und zu systematisieren. Im Bereich der Jugendsoziologie, der jahrelang zugunsten von Untersuchungen über die an sich nicht faßbare Masse vernachlässigt wurde, vermag ein Ergebnis wie das vorliegende eine Reihe von nacherzieherischen Maßnahmen mit der Wirklichkeit abzustimmen.

Wir erfahren aus den Ei-miittlungs-ergebnissen von den bemerkenswert geringen Kontakten zwischen den Eltern und den Jugendlichen, von der inferioren Position, welche die Eltern in der Erziehung der Jugendlichen weitgehend einnehmen. Fredzeitmilieu und Einflußkreds der Eltern berühren einander in den meisten Fällen nicht einmal an den Rändern. Oder: Wie sehr die Vereinszugehörigkeit von den Wohnverhältnissen bestimmt ist; ein Hinweis darauf, was in der Gestaltung des Vereinslebens gefehlt wurde.

Es ist kaum möglich, mit herausgegriffenen Einzelheiten das Wertvolle des Buches zu kennzeichnen. Soviel kann gesagt werden: Die pädagogische Praxis kann an Untersuchungen wie den vorliegenden, nicht vorbeigehen, will sie nicht mit Abstrakta operieren.

DIE SOZIALE, DEMOKRATISCHE UND UKtiAHlSAlUKÜttniS IM M1I..M “ 11 >v-

LUNG DER KIRCHE als die Hauptursache der“ großen Phasenverschiebung in ihrem Verhältnis zum Industriezeitalter und des damit verbundenen Verlustes der Jugend, der Intelligenz und der Massen. Von Franz Fischer, Selbstverlag des Verfassers (Wien XVIII, Kreuzgasw 83). brosch. 64 Seiten.

Mit seiner neuen Schrift, deren Titel das Volumen und den Charakter einer Inhaltsangabe hat, befaßt sich der Autor neuerlich mit pastoralsozialen Anliegen, denen er schon mehrere Arbeiten gewidmet hat. Für Fischer ist der Verlust von Altersgroßgruppen (Jugend) und von sozialen Großgruppen (etwa der Arbeiter) in der unzureichenden Betreuung der Menschen in der gegenwärtigen Welt durch die Kirche begründet, die nicht immer wahrhaben will, daß sie in dieser Zeit nur mit den Mitteln dieser Zeit operieren kann. Der Mensch kommt nicht zur Kirche. Diese muß zu ihm kommen, und dies mit Methoden, die derart attraktiv sind, daß sie neben den Attraktionen der Massenmedien zu bestehen vermögen. Das bedeutet aber den Einsatz der im Vorfeld tätigen Organisationen, vor allem den vermehrten Einsatz des Laien — wie dies das Konzil vorsieht. Wenn wir die Forderungen Fischers überlegen, geht es ihm offensichtlich um die Anpassung der Seelsorge an die Postulate des Konzils, das sich ohnedies in einer erstaunlichen Weise nicht nur als ein demokratisches Forum erwiesen hat, sondern die Welt mit einer kühnen Nüchternheit diagnoszierte. Die Kirche hat es in ihrer zweitausendjährigen Geschichte stets vermocht, in der Zeit und in der gegebenen Situation zu stehen und allen alles zu sein. Lediglich den Beginn des „Industriezeitalters“ wollte die Kirche nicht wahrhaben, ein Verhalten, das sich in dem Abfall von Großgruppen ausgewiesen hat.

Man kann die kleine Schrift allen, denen die Expansion der Seelsorge ein Anliegen ist, bestens empfehlen. Dem Autor müßte man freilich raten, sich in Hinkunft zumindest bei der Titelwahl und der drucktechnischen Anordnung beraten zu lassen.

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