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Politik der Veränderung

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Anläßlich des 5Q., Jahrestages der Ausrufung der -Republik sind eine Reihe von Werken erschienen, die sieh in der einen oder anderen Weise mit Österreich, beschäftigen. Die Salzburger Extraordinaria für Zeitgeschichte und Vorstand des Instituts für kirchliche Zeitgeschichte, Frau Univ.-Prof. Dr. Erika Weinzierl, legt aus diesem Anlaß in Zusammenarbeit mit ihrem Assistenten, Dr. Peter Hofrichter, einen Band vor, der zweifellos einen gelungenen .Versuch historischer Information im Wege von Schrift und. Bild darstellt. In 25 Kapiteln werden bedeutende Stufen zur Selbst-findung Österreichs umrissen“ und gewertet. Von eindringlicher Wucht sind die Photographien, Plakate und Zeitungsabschnitte, die zum entsprechenden Artikel mit Sorgfalt ausgesucht sind. Sind die ersten sieben Kapitel dem Aufbau der Republik gewidmet, so zeigen die nächsten sieben die ungeheuren Schwierigkeiten des Landes, mit seiner neuen Existenz fertig zu werden. Wie aus dem Scheitern doch eine Wiedergeburt wurde, zeigen die* übrigen Abhandlungen, deren letzte bis herauf in die aktuelle politische Problematik führt. Die Autorin erspart den beiden tragenden politischen Parteien nichts, wobei sie auch eine Bewertung der großen Koalition, ihrer Erfolge und Schwierigkeiten durchführt und festhält, daß nach 50 Jahren die Eigenstaatlichkeit Österreichs außer jeder Diskussion ist. Diese sei, wie die innere Eintracht, eine der historisch notwendigen Voraussetzungen für die Sicherung der Zukunft Österreichs.

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Anläßlich des 5Q., Jahrestages der Ausrufung der -Republik sind eine Reihe von Werken erschienen, die sieh in der einen oder anderen Weise mit Österreich, beschäftigen. Die Salzburger Extraordinaria für Zeitgeschichte und Vorstand des Instituts für kirchliche Zeitgeschichte, Frau Univ.-Prof. Dr. Erika Weinzierl, legt aus diesem Anlaß in Zusammenarbeit mit ihrem Assistenten, Dr. Peter Hofrichter, einen Band vor, der zweifellos einen gelungenen .Versuch historischer Information im Wege von Schrift und. Bild darstellt. In 25 Kapiteln werden bedeutende Stufen zur Selbst-findung Österreichs umrissen“ und gewertet. Von eindringlicher Wucht sind die Photographien, Plakate und Zeitungsabschnitte, die zum entsprechenden Artikel mit Sorgfalt ausgesucht sind. Sind die ersten sieben Kapitel dem Aufbau der Republik gewidmet, so zeigen die nächsten sieben die ungeheuren Schwierigkeiten des Landes, mit seiner neuen Existenz fertig zu werden. Wie aus dem Scheitern doch eine Wiedergeburt wurde, zeigen die* übrigen Abhandlungen, deren letzte bis herauf in die aktuelle politische Problematik führt. Die Autorin erspart den beiden tragenden politischen Parteien nichts, wobei sie auch eine Bewertung der großen Koalition, ihrer Erfolge und Schwierigkeiten durchführt und festhält, daß nach 50 Jahren die Eigenstaatlichkeit Österreichs außer jeder Diskussion ist. Diese sei, wie die innere Eintracht, eine der historisch notwendigen Voraussetzungen für die Sicherung der Zukunft Österreichs.

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Im Vorwort stellt die Autorin fest, daß die Geschichte der Republik Österreich nicht verstanden werden kann ohne die Kenntnis der ganzen langen Geschichte dieses Landes. Die Zielrichtung dieser Feststellung ist klar: Sie wendet sich an die Jugend. Ihr widmet die Autorin dieses Buch: „Es möchte vor allem die jungen Österreicher zur weiteren Beschäftigung mit der neuesten Geschichte ihrer Heimat anregen. Ihre Kenntnis ist die Voraussetzung für das Verständnis der Gegenwart, deren Gestaltung der Weg in die Zukunft.“ Darin liegt zweifellos eine der großen Schwierigkeiten, mit denen die staatsbürgerliche Jugenderziehung zu kämpfen hat. War es in den Jahren nach dem Krieg die Unlust der älteren Generation, über ihre eigenen Irrtümer und 'ihr eigenes Schicksal die Jugend zu unterrichten, ist es heute die Unterschätzung der Gefahren, die mangelndes Wissen der jungen Staatsbürger erzeugen kann. Nach 1945 war die Erinnerung an die erste Republik derart lebendig, daß die Demokratie in der in Österreich üblichen Form als gesichert betrachtet werden konnte. Auf dieser Tatsache haben sich die Akteure der politischen Bühne auch ausgeruht. Daß Politik Veränderung bedeutet, ist insbesondere im Bewußtsein der Jugend verankert.Sie hat in der letzten Zeit ihren Höchststand erreicht, der eine Be-fassung dringend notwendig macht. Auf der einen Seite wird festgestellt, daß die Institutionen der Demokratie der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung nicht mehr gewachsen sind, daß sie der Kritik nichts anderes entgegenzusetzen habe, als das berühmte Churchill-Zitat: „Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ich kenne keine bessere!“ Aul der anderen Seite wird ihr jede Unmittelbarkeit abgesprochen. Sie stellt also ein Instrument dar, das dem Establishment nur seine Macht sichert, aber keine Unmittelbarkeit und keine Kriterien des Wissens kennt. Die Träger der demokratischen Rechte und Pflichten haben sich danach zu überprüfen. Wenn sie an der Erhaltung der gegenwärtigen Staatsform interessiert sind, müssen sie zu Reformen greifen. Der Erhaltung wird am besten dadurch gedient, daß schnell reformiert wird. Wenn der gegenwärtige Zustand schleichender Kritik aufrecht bleibt, wird die versäumte Reform zur nicht aufzuhaltenden Revolution. Historische Beispiele sind genügend zu lief ern. Der Staatsbürger aber muß zum Bewußtsein kommen, daß ihm die Demokratie nicht nur Pflichten auferlegt, sondern auch Rechte zur Verfügung stellt. Die Sicherung dieser Rechte wird aber am besten durch ihre Ausübung wahrgenommen. Die Erziehung zur staatsbürgerlichen Aktion wird daher die beste Demokratiepraxis für die Jugend sein,

OSTERREICH — ZEITGESCHICH-TE IN BILDERN. Von Erika Weinzierl, in Zusammenarbeit mit Peter Hofrichter, Tyrolia, Innsbruck. 264 Seiten. S 420.—.

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